PR TB 193 Das Ende Der Duplos
Lärm
verrieten, und denen man in der Regel ausweichen konnte. Es genügte,
sich eng an einen Baum zu pressen, dann flogen einem nur noch die
Splitter der Eisbombe um die Ohren.
„Wohin marschiert der Roboter?" fragte Gaelyn. Sie
fragte unwillkürlich leise, als habe sie Angst, jemand könne
das Gespräch abhören.
„Keine Ahnung", gestand Templin. Die ganze
Angelegenheit wurde ihm von Minute zu Minute unheimlicher. Ihn ließ
der Gedanke nicht los, daß er gradlinig auf eine Katastrophe
zumarschierte, und dieses Gefühl, sehenden Auges in den
Untergang zu spazieren, war alles andere als angenehm. Und immer
wieder mußte er an den Meteor denken.
Plötzlich wurde Dipper langsamer.
Templin stellte entgeistert fest, daß der Boden weich zu
werden begann. Er konnte deutlich sehen, daß Dippers Beine ein
paar Millimeter tief in den Boden einsanken.
Daran wäre nichts Unnormales gewesen - im Sommer. Aberjetzt,
mitten im Winter, war der Boden dieses Landes bis in eine Tiefe von
vier Metern eisenfest gefroren. Templin ging in die Knie. Er zog die
Fäustlinge aus und berührte den Boden.
„Warm", sagte er leise. „Der Boden ist warm."
Der Boden hatte eine Temperatur von ein oder zwei Grad über
Null, und das war ungeheuerlich.
„Was gibt es?" fragte die Frau.
„Es gibt hier irgendwo eine Wärmequelle", sagte
Templin. Er wußte nicht, was von der Angelegenheit zu halten
war. Ein erster Anflug von Angst befiel ihn.
Dipper setzte sich wieder in Bewegung, sehr langsam diesmal.
Templin folgte.
„Wärmequelle? Vielleicht ein Vulkan?"
Templin konnte den Unterton in der Stimme der Frau nur zu gut
verstehen. Sie sehnte sich danach, einmal wieder in einen wirklich
warmen, behaglichen Raum zu treten. Bei aller Kunstfertigkeit und
Anpassung an die Bedingungen des Planeten Lochny - dieses Gefühl
konnte man in den Wäldern nicht erzeugen. Irgendwie gehörte
zum Leben in der Wildnis ein beständiges Frösteln. Selbst
in der Nähe des Feuers spürte man ab und zu die Kälte
der Umgebung. „Ich glaube nicht an einen Vulkan", sagte
Templin. „Menschenwerk!" entfuhr es Carruthers. „Das
hier ist technisch, nicht natürlich."
Er deutete auf den Pfeiler aus Eis, der in die Höhe ragte,
mindestens einen Meter dick und sanft gewölbt. Deutlich war im
Innern ein schwarzer Faden zu erkennen. Die wahren Größenverhältnisse
ließen sich nur ahnen, das Eis war ziemlich trüb.
Templin schlug einen Haken und lief einige Meter weit zur Seite.
Er fand einen zweiten Eispfeiler, und dann einen dritten.
„Sie haben Recht", sagte er, als er zur Gruppe
zurückgekehrt war. „Das hier ist künstlich angelegt
worden. Eine Kuppel aus Eis, von innen heraus geformt. Wahrscheinlich
fließt Kühlflüssigkeit durch die schwarzen Röhren
im Innern der Pfeiler."
„Wozu das?" fragte Gaelyn erstaunt.
„Von oben wird man die Konstruktion nicht erkennen können",
überlegte Templin halblaut. „Und niemand wird ahnen, daß
es hier, mitten in der Wildnis, ein etwas gibt, das Wärme
verströmt und sich unter einer künstlichen Eisglocke
versteckt."
„Woran denken Sie? Fremde?"
„Die hätte die Raumortung des Hafens entdeckt",
warf Jentho Cardon ein. „Kein Schiff kann sich ungesehen einem
terranischen Raumhafen nähern.
„Vielleicht eine Expedition?" hoffte Gaelyn. „Eine
große, gutausgerüstete Expedition. Schließlich sind
Monate vergangen. Wer weiß schon, was sich zugetragen hat, seit
Sie Lochaan verlassen haben, Cassiddu."
Templin preßte die Kiefer zusammen.
„Ich traue dem Braten nicht", sagte er leise. „Mir
gefallt das alles nicht. Aber ich verstehe, was Sie bewegt dort vorn
ist vielleichtjemand, der uns helfen kann. Und diese Chance dürfen
wir nicht auslassen. Also vorwärts - aber vorsichtig."
Dipper fiel etwas zurück. Templin übernahm wieder die
Spitze. Nach wenigen hundert Metern war endgültig klar, daß
in dieser Gegend mit moderner Technik gearbeitet wurde.
Die Konstruktion des Eisdoms war nun nicht länger zu
übersehen. Und der Boden unter den Füßen der Menschen
wurde zusehends weicher, sumpfiger. Templin versuchte sich
vorzustellen, was für Energien gebraucht wurden, um den
eisenhart gefrorenen Boden des Planeten auf einer so großen
Fläche aufzutauen.
Er blieb stehen, bückte sich und nahm eine Probe von dem
Bodenmaterial. Er zerrieb den Schlamm zwischen den Fingern.
„Hm", machte er. „Das gefallt mir gar nicht."
Er sah fragende Blicke auf sich gerichtet und fuhr fort:
„Sie kennen sicher die
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