PR TB 193 Das Ende Der Duplos
anderen Dingen fähig,
als sich an Frauen und Kindern zu vergreifen."
Eine amüsierte Stimme sagte:
„Da haben Sie allerdings recht, Mister Cardon." Templin
fuhr herum, suchte nach dem Sprecher. Er fand ihn nicht, aber seine
Augen entdeckten den gelblichen Nebel, der aus der Lüftung
herabsank.
„Vorsicht!" rief Templin. „Sie wollen ..."
Das Gas traf ihn wie eine Riesenfaust aus Watte und stieß
ihn im Bruchteil einer Sekunde in die Bewusstlosigkeit.
7.
Als er wieder zu sich kam, war es um ihn herum finster. Cassiddu
Templin fühlte sich unglaublich elend, ihm war speiübel.
Irgend etwas Hartes lag auf seinem linken Fuß, und sein Arm
lag, wenn ihn sein Gefühl nicht trog, auf dem Bauch eines
Menschen.
„Teufel auch", entfuhr es Templin. Ein freudiges
Winseln kam als Antwort. Templin kicherte unterdrückt, trotz
seiner Übelkeit. Man hatte also auch Dipper eingesperrt.
Templin richtete sich behutsam auf, dann tastete er sich über
eine Reihe regloser Körper hinweg auf eine der Wände des
Raumes zu. An der Wand entlangtappend, erreichte er schließlich
den Lichtschalter.
Das Licht der Lampe beleuchtete einige reglose Gestalten auf dem
Boden eines Raumes, der außer diesen Gestalten und dem
Jagdroboter nichts enthielt. Joan lag in einer Ecke. Man hatte einen
Stapel Windeln neben sie gelegt. Auf dem Boden lagen Gaelyn,
Carruthers und der desertierte Leutnant der Flotte.
Templin empfand Verachtung für den Mann - und auf der anderen
Seite auch so etwas wie Sympathie. Es war feige, sich einfach
davonzumachen, wenn es brenzlig wurde. Es gehörte aber Mut dazu,
so etwas offen einzugestehen. Templin wußte nicht mehr recht,
was er von Cardon zu halten hatte - es würde, vermutete er,
darauf hinauslaufen, daß sie beide sich zwar nicht mochten,
aber respektierten.
Templin kniete sich auf den Boden und fühlte nach dem Puls
der Bewusstlosen. Das Herz von Frank Carruthers schlug schwach, aber
gleichmäßig. Gaelyns Puls war normal, der des Leutnants
ein wenig zu hoch.
Templin wußte, daß er seinen Gefährten nicht
helfen konnte. Sie würden zu sich kommen, wenn die Wirkung des
Betäubungsgases abgeklungen war, also in ein paar Minuten. Das
ließ Templin die Zeit, sich in der Zelle umzusehen.
Eine oberflächliche Beobachtung ergab, daß der Raum
tatsächlich leer war. Außer den Gefangenen und Dipper war
nichts zu sehen. Selbstverständlich war die Tür
verschlossen und ließ sich von innen nicht öffnen. Templin
hatte damit gerechnet.
Es war Gaelyn, die als nächste erwachte und sehr bald damit
zu tun hatte, ihre erwachende Tochter zu versorgen. Joans Krähen
machte dann auch die beiden anderen wach.
Was Templin allerdings nicht ganz verstand, war die Reaktion von
Jentho Cardon. Der ehemalige Leutnant sah seine Gefährten zuerst
verwundert an, dann schlug er die Hände vor das Gesicht, setzte
sich in eine Ecke und schluchzte leise.
Templin gehörte nicht zu der altmodischen Sorte Männern,
denen weinende Männer ein Greuel waren. Die Zeiten, in denen es
zum Männlichkeitsideal gehörte, daß Männer sich
freundlich lächelnd die Gliedmaßen zerstückeln
ließen, derweil die Frauen beim Anblick einer toten Fliege in
Tränen zu zerfließen hatten, waren unwiderruflich vorbei.
Das gleiche galt für die kurze Epoche der irdischen Geschichte,
in denen es die Frauen gewesen waren, die um keinen Preis Tränen
zeigen wollten.
Daß Cardon weinte, störte Templin nicht - er begriff
allerdings nicht ganz den Anlass. Als sich der Leutnant wieder seinen
Leidensgenossen zuwandte, zeigte sein Gesicht eine wächserne
Blässe, und sein Mienenspiel war das eines Mannes, der alle
Kraft zusammennimmt, um wenigstens den letzten Gang zum Schafott in
einiger Würde zurücklegen will.
„Sie haben recht gehabt, Cassiddu", sagte Carruthers
ernst. „Diese Männer sind schlecht. Sie sind unsere Feinde
- und ich fürchte auch, sie sind Feinde des Solaren Imperiums.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß ein Mensch in der Lage
ist, seine Art zu verraten, aber das ist vielleicht gerade die
Eigenschaft, die typisch ist für den Menschen. Ich bin Ökologe,
kein V erhaltensforscher."
„Einstweilen", sagte Jentho Cardon mit matter Stimme,
„sind wir Gefangene dieser Menschen. Mich wundert, daß
sie uns überhaupt am Leben gelassen haben."
Templin grinste spitzbübisch.
„Mich wundert vor allem, daß sie uns Dipper gelassen
haben", sagte er zuversichtlich. „Diese Banditen kennen
meinen Jagdhund nicht. Dipper, zeig, was du
Weitere Kostenlose Bücher