PR TB 193 Das Ende Der Duplos
Verbrechern."
„Ich habe gehört, daß die sogenannten Meister der
Insel nicht zu unterschätzen wären", warf Templin ein.
„Ich verstehe auch nicht viel von militärischen Dingen,
aber wenn diese Leute so gefährlich sind ... Wissen Sie, wir
sind seit Monaten von allen Nachrichtenquellen abgeschnitten. Wir
haben nicht die leiseste Ahnung, wie es draußen überhaupt
aussieht."
„Sie können völlig beruhigt sein", sagte
Leutnant Bender. „Lochny jedenfalls ist nicht gefährdet,
soviel steht fest."
Er fand sich selbst lustig, und sein Kommandant lachte laut über
diese Bemerkung. Templin fand die Angelegenheit weniger spaßig.
Der Tonfall der beiden Männer gefiel ihm nicht. Worte wie
„Gesindel" und „ausrotten" kamen im Vokabular
der Solaren Flotte eigentlich nicht vor.
„Und die Geheimwaffen? Ich habe gehört, die Mdl
verfügten über schier unglaubliche technische Tricks",
fragte Cardon.
„Pah", machte der Oberst. „Wie ich schon sagte,
man sollte diese Weltraumgangster nicht unterschätzen, aber so
raffiniert sind sie nun auch wieder nicht."
„Dann bin ichja beruhigt", sagte Jentho Cardon
lächelnd. Er schien an einer Fortsetzung des Gesprächs
nicht mehr interessiert zu sein und widmete sich fortan mehr seinem
Essen als den beiden Offizieren. Umso ausgiebiger setzten Gaelyn und
ihr Onkel das Gespräch fort. Den beiden Soldaten schien die
Unterhaltung mit einer jungen, gescheiten und gutaussehenden Frau
viel Spaß zu machen, und als dann auch noch Joan sich in das
Gespräch einmischte und ebenso munter wie unverständlich
plapperte, war der Abend gerettet.
Templin kämpfte einen stillen Kampf mit sich, der den
vorzüglichen Wein zum Inhalt hatte. Sein besseres,
vorsichtigeres Ich gewann diesen Kampf. Templin verzichtete darauf,
sich einen Rausch anzutrinken, obwohl die Verlockung groß war.
Der Abend endete damit, daß Joan auf Gaelyns Arm einschlief
und der Oberst zusagte, die Gruppe nach Lochaan zu bringen, sobald
der Orkan auf der Oberfläche abgeflaut sei. Bis zu diesem
Zeitpunkt sollten sich die Gäste in der CALCUTTA wie im eigenen
Heim fühlen. Angesichts der Entbehrungen der letzten Zeit würde
das niemandem schwerfallen. Bei dem bloßen Gedanken daran, die
Reise durch die Wildnis fortzusetzen, konnte Templin übel
werden.
„Undjetzt packen Sie endlich aus, Cardon!"
Cassiddu Templin legte alle Schärfe, die ihm zu Gebote stand,
in diese Frage.
„Sie wissen mehr als Sie bisher verraten haben. Was für
ein Geheimnis gibt es hier an Bord? Warum haben sie versucht, den
Kommandanten auszuhorchen? Und warum sind Sie der Meinung, daß
wir schnellstens verschwinden sollten?"
„Eine Menge Fragen auf einmal", sagte Cardon. Er hatte
offenbar den größten Teil seines Selbstvertrauens
zurückgewonnen. „Ich kann Ihnen auf diese Fragen
allerdings keine Antwort geben."
„Können Sie nicht - oder wollen Sie nicht?"
Cardon lächelte bitter.
„Ich will nicht", sagte er. „Halten Sie sich
zurück, Templin. Sie können diese Antworten auch nicht aus
mir herausprügeln, versuchen Sie es gar nicht."
Templin ließ die Fäuste sinken. So sehr er auch mit
Cardon darin übereinstimmte, daß es besser war, die Flucht
zu ergreifen, so sehr verabscheute er den Mann.
„Ich verstehe das alles nicht", klagte Carruthers.
„Warum streiten Sie sich nur? Und warum, um alles in der Welt,
sollen wir von hier flüchten? An Bord dieses Schiffes ist mehr
Komfort zu finden als in der ganzen Stadt Lochaan!"
„Fragen Sie nicht mich - fragen Sie ihn!" rief Templin
wütend. Gaelyn legte einen Finger über den Mund. Im
Nachbarzimmer schlief Joan - zum ersten Mal in ihrem Leben lag sie in
einem richtigen Bett.
„Ich bin sicher, daß diese ganze CALCUTTA samt ihrer
Besatzung faul ist, oberfaul. Hier stimmt etwas nicht - das sagt mir
mein Instinkt, und auf den kann ich mich verlassen. Und dieser Mann
dort hat handfeste Informationen, die uns vielleicht sogar beweisen
können, was hier nicht stimmt. Aber aus irgendeinem
unerfindlichen Grund zieht er es vor zu schweigen und uns anzuflehen,
das Schiff zu verlassen. Ich bin auch dafür, zu verschwinden,
aber ich möchte endlich etwas wissen, nicht nur ahnen und
glauben."
Cardon stieß einen Fluch zwischen den Zähnen hervor. Er
begann in dem Zimmer auf und ab zu gehen.
„Sehen Sie, wie er mit sich ringt?" höhnte Templin
wütend. „Sorgen quälen unseren Freund, weil er gar so
viel Verantwortung trägt. Haben Sie Angst, Cardon? Müssen
Sie daran denken, daß Sie
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