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PR TB 193 Das Ende Der Duplos

PR TB 193 Das Ende Der Duplos

Titel: PR TB 193 Das Ende Der Duplos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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friedlich darstellte.
    „Ich kann nicht mehr", flüsterte die Frau. „Ich
bestehe nur noch aus Schwäche und Schmerzen."
    „Wir sind nur einige wenige Stunden von Lochaan entfernt",
sagte Templin. „Nur noch einige Stunden. Heute abend haben wir
alles hinter uns."
    Die Frau schüttelte nur den Kopf.
    Templin konnte sie verstehen. Die Grenze war erreicht, es ging
nicht mehr weiter.
    Nicht daß die Reise beschwerlicher geworden wäre.
Strapazen dieser Art waren nicht mehr steigerungsfähig. Aber
jeder Schritt, jede Bewegung kostete Kraft, und Templin wußte,
daß keine Reserven mehr vorhanden waren, die man hätte
mobilisieren können.
    Er allein war noch in der Lage, aufrecht zu stehen und ein paar
Schritte zu machen. Die anderen waren zu erschöpft. Joan lag
fiebernd, ein winziges zuckendes Bündel Mensch, in den Armen
ihrer Mutter. Carruthers war bewußtlos. Cardon hatte sich an
einen Baumstumpf gelegt und rang nach Luft.
    „Wir können doch jetzt nicht aufgeben", sagte
Templin. „Nicht jetzt. Wir sind doch so nahe am Ziel."
    Er redete mehr zu sich selbst als zu den anderen. Templin hatte
gehofft, daß die Nacht ausgereicht hätte, den anderen die
Kraft für die letzten Kilometer zu geben. Es hatte bis zu diesem
Punkt gereicht, bis zur Mittagspause. Die anderen brachten nicht mehr
die Kraft auf, auch nur aufzustehen. Von einer Fortsetzung des
Marsches konnte keine Rede sein.
    Templin sank in die Knie. Er weinte lautlos.
    In südlicher Richtung, knapp einen halben Kilometer entfernt,
konnte Templin einen Felsen sehen. Er hatte die Gestalt eines
Männerkopfes mit einer Adlernase. Jeder Bewohner von Lochaan
kannte diesen Felsen. Er war höchstens zwei Kilometer vom Rand
der Stadt entfernt. „Jentho", murmelte Templin. „Vorwärts,
stehen Sie auf, Mann!"
    Cardon machte eine matte Bewegung mit der Hand.
    Templin spürte, wie der Hass in ihm aufstieg. Er hatte diesen
Mann von Anfang an nicht gemocht. Ihm, nur ihm hatte es die Gruppe zu
verdanken, wenn siejetzt scheiterte. „Schwächling",
sagte Templin. „Verdammter Schwächling. Ich habe immer
gewußt, daß sie keinen Mumm haben."
    Cardon wiederholte seine Handbewegung.
    „Feigling", sagte Templin. „Sie sind ein elender
Feigling, ein verdammter Deserteur. Man sollte sie aufknüpfen
oder totschlagen wie einen tollen Hund."
    Der Blick aus Cardons Augen verriet nackte Mordlust. Templin
konnte hören, wie der Leutnant mit den Zähnen knirschte.
    „Sie Lump!" setzte Templin seine Tirade fort. Es tat
gut, auf den wehrlosen Cardon mit Worten einzuprügeln. Templin
merkte, daß er aus irgendeiner Quelle wieder Kraft bezog.
    Er richtete sich auf. Jeder Muskel seines Körpers vibrierte
vor Schmerz, aber er hatte seine Glieder unter Kontrolle. Es tat weh,
einen Schritt zu machen, aber Templin machte den
    Schritt. Es tat weh, zu reden, aber Templin redete auf Cardon ein,
beschimpfte und verhöhnte ihn. Er tat alles, um Cardon zu einem
Wutausbruch zu reizen.
    Und er hatte Erfolg damit. Cardon stand auf, unsicher, schwankend.
Er ging auf Templin los. Der Jäger wich aus, machte einige
Schritte auf den Felsen zu. Dorthin mußte er kommen, er mußte
es schaffen, diesen Felsen zu erreichen. Vielleicht konnte man ihn
von der Stadt aus dort erkennen.
    Templin wiederholte die Beschimpfungen, und Cardon beantwortete
sie seinerseits mit Flüchen, Drohungen, Spott und Verachtung.
    Die beiden Männer waren wie wilde Tiere, die einander
anfauchten, bevor sie sich aufeinander stürzten. In der nächsten
Stunde überschütteten sie sich mit Hassausbrüchen und
Verachtung. Sie beschimpften und verspotteten sich, bedachten sich
gegenseitig mit schauerlichen Flüchen.
    Aber sie bewegten sich. Sie kamen Meter um Meter vorwärts.
Sie kletterten über einen gestürzten Baumriesen hinweg, und
sie verfluchten sich gegenseitig. Jeder stachelte den Hass des
anderen an, tat sein Möglichstes, um den Feind in einen Zustand
der Weißglut zu versetzen.
    Und dabei kamen sie dem Ziel näher. Sie brauchten zwei
Stunden für einen halben Kilometer, zwei endlos lange Stunden,
in denen sie immer wieder stehenbleiben mußten, um nicht
zusammenzubrechen. In dieser Zeit loteten sie ihre Charaktere mit
gnadenloser Unerbittlichkeit aus. Was Templin dem Leutnant an
Widerwärtigkeiten ins Gesicht schleuderte, hätte für
ein Dutzend Todfeindschaften gereicht, und Cardon seinerseits fand
bei dieser erbarmungslosen Zerfleischung genügend Wunden in
Templins Charakter, um den Jäger vor Schmerz fast schreien

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