PR TB 198 Das Tor Zur Tiefe
Ahnung,
was das war."
Mit wenigen Schritten war er bei den leblosen Gestalten, die
regungslos im Gras
lagen. Die beiden Solgeborenen folgten ihm. Er drehte die erste
Figur um und blickte in ein exaktes Ebenbild von Graner Indacochea.
Eine Untersuchung des Körpers ergab, daß dieser ohne
Leben war. Es hatte sogar den Anschein, daß er nie Leben
besessen hatte, denn als Saedelaere dessen Haut aufritzte, trat nicht
einmal eine Blutspur auf.
Den zweiten Körper identifizierte er schon an Hand seiner
Größe als ein Ebenbild von Rosy Dewitte. Auch er war ohne
Leben.
Schwer atmend drehte er schließlich die knochige Figur des
dritten Körpers um. Er war sich von vornherein darüber im
klaren, daß es sich bei ihm nur um ein Abbild seines eigenen
Körpers handeln konnte.
So unerklärlich die Anwesenheit dieser toten Duplikate auch
war, sie mußten durch den Sturz in das orangerote Energiefeld
auf Rozon erzeugt worden sein. Nur eine Frage beschäftigte den
Transmittergeschädigten in diesem Augenblick. War das
Cappin-Fragment ebenfalls verdoppelt worden?
Die leblosen Körper trugen die gleichen Kombinationen wie
ihre Originale. Also war auch die nichtbiologische Masse verdoppelt
worden.
Als der Körper auf dem Rücken lag, blickte Alaska auf
die Maske, die das Gesicht bedeckte. Ohne auf eine eventuelle Gefahr
zu achten und ohne sich um Rosy und Indacochea zu kümmern, riß
Saedelaere die Maske mit einem Ruck vom Gesicht.
Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er die eingefallenen Wangen
mit den hervorstehenden Backenknochen sah. Die Haut war bleich und
von hauchfeinen Rillen durchzogen.
Von einem zweiten Cappin-Fragment fehltejedochjede Spur.
Benommen starrte er auf das Gesicht, auf sein Gesicht, das er so
viele Jahre nicht mehr gesehen hatte. Er war älter geworden,
aber das mußte in der Zeit geschehen sein, bevor ihm Perry
Rhodan den Zellaktivator übergeben hatte, der ihn in den Kreis
der relativ Unsterblichen hob.
Der Zellaktivator!
Seine Hand suchte das wundervolle Gerät, das auf seiner Brust
lag. Er spürte die sanften Impulse, die pausenlosjede Zelle
seines Körpers vorjeglicher Alterung bewahrten.
Dann bückte er sich zu seinem leblosen Ebenbild. Das Gesicht
warjetzt ganz nah und stürzte ihn in einen Taumel verwirrender
Emotionen. Er tastete den leblosen Körper ab, aber seine
Erwartung traf zu. Das Ebenbild, das auf rätselhafte Weise
erzeugt worden war, besaß keinen Zellaktivator.
Sein Blick hing wieder in dem hageren Gesicht. Erst als Rosy
Dewitte zu ihm trat und ihn sanft zurückzog, nahm er wieder
seine Umwelt bewußt wahr.
„Es ist ein schönes Gesicht", sagte die Frau
mitfühlend, „aber es ist nicht ihr Gesicht, Alaska."
„Ich weiß." Alaska fühlte sich plötzlich
unendlich einsam, und die vielen Depressionen, die er in all den
Jahren gehabt hatte, drohten seine Gefühle zu überwältigen.
„Es war einmal mein Gesicht. Und vielleicht werde ich es eines
Tages wieder besitzen."
„Wir müssen uns jetzt um uns selbst kümmern",
fuhr Rosy fort. „Ich sehe dort die Twinzwerge kommen."
Mit einem Ruck riß sich Saedelaere in die Wirklichkeit
zurück. Vom Waldrand her, von der Stelle, wo er zuvor den
schmalen Pfad bemerkt hatte, kam eine Gruppe Tardellianer auf sie zu.
Schon beim Näherkommen erkannten die Menschen, daß es sich
um weibliche Angehörige des Zwergenvolks handelte.
Sie kamen in der gewohnten Weise, je paarweise in zwei identischen
Gestalten. „Sie haben keine Roboter oder Waffen dabei",
stellte Indacochea fest.
„Aber auch kein Fahrzeug, mit dem wir ihnen entwischen
können", meinte Saedelaere.
„Müssen wir das denn?" Rosy Dewitte zeigte mit
ausgestrecktem Arm auf die sich nähernden Tardellianer-frauen.
„Sie machen doch einen ganz friedlichen Eindruck."
Dann war die Gruppe heran. Zwei von ihnen entpuppten sich als das
Sprecherpaar.
„Die Mütter der Neuen begrüßen euch auf
Tardell", sagte die erste des Pärchens. Ihre Blicke wurden
unsicher und glitten mehrfach an den großen Gestalten der
Menschen auf und ab.
„Wie ich zu unserem Bedauern feststellen muß",
fuhr die zweite fort, „hat euch die Natur verunstaltet. Das
wäre noch nicht so schlimm."
„Aber daß eure zweiten Hälften nicht leben",
fuhr die erste Tardellianerfrau fort, und in ihrer Stimme lag echtes
Mitgefühl, „ist sehr bedauerlich."
Ihre kleine Hand deutete auf die drei leblosen Körper, die im
Gras lagen. Die anderen Tardellianerf rauen hatten sich mittlerweile
dort versammelt.
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher