PR TB 201 Der Verräter Mutant
hervor.
„Man darf nicht einfach überall landen, wo man möchte.
ES wird uns mit einem Traktorstrahl herunterlotsen.“
Seccar betrachtete den Distanzanzeiger. Die Space-Jet war nur noch
eine knappe Lichtsekunde von dem Planeten entfernt.
„Hat Wanderer einen Mond?“ wollte Seccar wissen. „Ich
weiß von keinem Mond“, sagte Hister. „Nun landen
Sie doch, Mann. Ob es einen Mond gibt oder zwei oder meinetwegen
dreihundert - diesem seltsamen Wesen ist jeder Spaß
zuzutrauen.“ Hardan Seccar konnte Wanderer unter sich sehen,
die Welt der Unsterblichkeit. Er bekämpfte mühsam seine
Nervosität, dann setzte er zum Landeanflug an.
Er drosselte die Geschwindigkeit des kleinen Raumschiffs, das
daraufhin auf den Planeten herabzufallen begann, zunächst
langsam, dann - unter dem Zug der Schwerkraft des Planeten - immer
rascher. Seccar baute vorsichtig das Antigravfeld auf, das den
Einfluß der Planetenschwerkraft kompensierte.
Längst füllte Wanderer die ganze Fläche des
Bildschirms aus. Wolkenstrukturen waren zu sehen. Im Nordosten des
Bildschirmausschnitts tobte ein Sturm. Seccar erschien das
einigermaßen absurd - man hätte erwarten können, daß
auf dem Planeten eitel Sonnenschein herrschte. Seccar verkniff sich
aber die entsprechende Frage.
„Kontakt!“ rief Seccar.
„Wieso? Was heißt Kontakt?“ fragte Hister
erregt.
„Der Traktorstrahl hat uns erfaßt“, berichtete
Seccar und deutete auf die entsprechende Anzeige auf dem
Instrumentenpaneel vor ihm. „Wir werden von unserem Kurs
abgetrieben und auf ein noch unbekanntes Ziel zugezerrt.“
Hister krampfte die Hände um die Lehnen.
„Wir sollten dem Fiktivwesen klarmachen, daß wir auf
seine Scherze nicht reagieren“, sagte er. Seine Stimme klang
undeutlich; der Mann war hochgradig erregt. „Seccar, geben Sie
einen Feuerstoß auf den Projektor ab.“
„Chef!“ rief Olof Knudsson. „Glauben Sie
wirklich, wir könnten uns erlauben...?“ „Erlauben“,
zischte Hister. „Wir müssen zeigen, daß wir uns als
Partner von ES fühlen, nicht als Opfer. Feuern Sie, Seccar! “
Hardan Seccar war gar nicht wohl bei dem Gedanken, einen Schuß
auf eine Existenz abzugeben, von der anzunehmen war, daß sie
diesen Schuß hundertfach würde vergelten können.
„Ich schlage vor, wir verschießen erst einmal einen
Warnschuß“, sagte Seccar. „Also gut“, knurrte
Hister. „Aber schießen Sie!“ Seccar brauchte nicht
lange, um den Befehl auszuführen; der Bordrechner lieferte ihm
die präzisen Schießunterlagen. Seccar hielt mit Absicht
neben das Ziel. Er wollte damit klarstellen, daß sich die
Besatzung des landenden Schiffes diese Behandlung nicht gefallen
lassen wollte -nicht mehr.
Ein Druck auf den Feuerknopf genügte; ein Strahlschuß
löste sich aus dem Bordgeschütz.
„Traktorstrahl steht weiter!“ meldete Seccar einen
Augenblick später.
„Wenn ES es nicht anders will“, knurrte Hister.
„Seccar, diesmal schießen Sie scharf! “
Hardan Seccar zögerte einen Augenblick lang. Er hatte
überhaupt keine Lust, einen Strauß mit dem Fiktivwesen
auszufechten, auf der anderen Seite hatte er aber auch keine Lust,
sich mit Varn Hister anzulegen. Im Augenblick war ihm Hister näher,
also gab Seccar den Schuß ab.
„Treffer!“ konnte er einen Herzschlag später
melden. „Der Traktorstrahl ist verschwunden.“
„Na also“, sagte Hister triumphierend. „Wir...“
Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Der Frontbildschirm
strahlte in grellem Weiß auf, dann ging ein Schlag durch den
ganzen Rumpf der ANDROMEDA STAR. Ein ohrenbetäubendes Donnern
folgte.
Das Schiff wurde um seine Achsen gewirbelt. Schreiend flogen die
Männer durch die Luft, nur Hister und Seccar, die sich
angeschnallt hatten, blieben auf ihren Plätzen, aber auch sie
unfähig, etwas zu tun.
„Treffer!“ schrie Seccar ein zweites Mal. „Wir
werden beschossen!“ Er zerrte und riß an den
Steuerungseinrichtungen.
Die Space-Jet, schon schwer angeschlagen, kippte zur Seite weg.
Aus dem Landeanflug wurde ein Absturz.
„Festhalten!“ schrie Seccar.
Es war sein Glück, daß die ANDROMEDA STAR auf die
Steuerung kaum mehr reagierte. Das machte es auch dem Gegner nahezu
unmöglich, das abstürzende Schiff ein zweites Mal zu
treffen.
Mit heulenden Maschinen stürzte die Space-Jet dem Boden
entgegen. Seccar versuchte sein Äußerstes, den Kurs des
Schiffes zu stabilisieren, aus dem Absturz das Beste zu machen.
Auf dem Schirm kam der Boden rasend schnell näher.
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