Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 201 Der Verräter Mutant

PR TB 201 Der Verräter Mutant

Titel: PR TB 201 Der Verräter Mutant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
die
Sache, die mit dem Wort bezeichnet worden ist. Es gibt Dinge, die
landen können, nicht nur Vögel. Und es gibt Dinge, die
aufsteigen können, nicht nur Insekten. Und heißt es in den
alten Erzählungen nicht immer wieder: eine Welt? Nicht die,
sondern eine. Seht ihr den Unterschied nicht?“
    Nador spürte, daß sich eine Katastrophe anbahnte. Aus
Gründen, die er nicht kannte, hatte sich Ruhan offenbar
entschlossen, auf eine höchst widerwärtige und peinliche
Art und Weise Selbstmord zu begehen. Ihre Verstoßung war
praktisch unvermeidlich geworden, und was das hieß, wußte
Nador sehr genau. Er hatte bei seiner Mannbarkeitsprüfung einen
Monat völlig ohne Hilfsmittel in der Wildnis überleben
müssen und wußte daher, daß niemand ein solches
Leben länger als höchstens zwei, drei Monate ertragen
konnte.
    „Und was ist mit den Oberen Regionen?“ fragte Ruhan,
die sich langsam in Feuer zu reden begann. „Warum erzählt
ihr alle nur davon? Warum tut ihr nichts?“
    Nador sah, wie die Rechte des alten Zurran weiß wurde, als
sie sich um den Speer krampfte. Der alte Mann hatte keine andere
Wahl, die ungeschriebenen Gesetze des Sippenverbands zwangen ihn, so
zu handeln.
    Langsam, fast tonlos sagte der Oberste Speerträger:
    „Ich stoße dich aus, verbiete dir den Sippenverband.
Allein sollst du leben, allein sollst du sterben. Geh und kehre nie
wieder zurück... meine Tochter.“
    Die letzten beiden Worte flüsterte er nur und ließ das
Haupt auf die Brust sinken. Beklemmende Stille breitete sich auf dem
Platz zwischen den Hütten aus.
    Gelassen antwortete die junge Frau:
    „Ich gehe, Vater, und ich werde zurückkehren, und dann
wirst du mich in Ehren wieder in den Verband aufnehmen müssen.“
    „Geh!“ stieß ihr Vater hervor. „Geh!“
    Er hob den rechten Arm und stieß seine Tochter mit dem
stumpfen Ende des Speeres an. Damit war die Verstoßung
vollzogen. Dem Herkommen gemäß verblieben Ruhan zehn
Stunden Zeit, ihre Sachen zu packen und das Dorf zu verlassen. Wer
immer vom Sippenverband der Ulizzas sie fand, durfte sie töten,
wenn es ihm gefiel.
    „Nun, ihr beiden?“
    Nador zuckte zusammen. Er hatte sich auszumalen versucht, wie es
sich lebte, allein in der Wildnis, ohne Freunde, ohne Familie.
Wahrscheinlich war es besser zu sterben.
    „Wollt ihr noch immer zu dem Ding marschieren?“
    An das seltsame Gebilde hatten beide nicht mehr gedacht; ganz
offenkundig hatten sie ihre Gedanken vornehmlich auf Ruhan und deren
Schicksal gerichtet.
    „Selbstverständlich!“ sagte Nador sofort, obwohl
er sich bewußt wurde, daß er etwas außerordentlich
Törichtes sagte. Daß Ruhan die beiden Männer
begleiten wollte - und würde -, lag auf der Hand; ebenso klar,
daß aus diesem Ausflug den beiden Männern nur Ärger
und Unheil erwachsen konnten. Die ganze Angelegenheit war verdorben,
noch bevor sie recht begonnen hatte.
    „Wir treffen uns am Flußufer“, sagte Ruhan. Sie
lächelte sogar. Hatte sie gar keine Angst vor dem Leben in der
Wildnis? Nador wußte, daß es unter den Ulizzas sehr viele
tapfere Frauen gab, aber soviel Tollkühnheit und Leichtsinn
entsetzten ihn fast.
    Ruhan sah zum Himmel hinauf.
    „In zwei Stunden sollten wir aufbrechen“, erklärte
sie. Sie lächelte noch einmal, dann ging sie davon.
    Die beiden jungen Männer und der Rest der Versammlung sahen
der jungen Frau nach, die Männer verwundert und betroffen, ein
Teil der Versammelten mit unverhohlener Feindseligkeit. Offenkundig
hatten es einige mit der Angst zu tun bekommen; Ruhans dreistes
Fragen rührte an die Wurzeln der Gemeinschaft, an überlieferte
Bräuche und Traditionen, an unverletzlich geglaubte Tabus. Das
Schlimmste war, daß trotz der ungeheuren Unverfrorenheit der
jungen Frau der Himmel nicht eingestürzt war, wie jedermann
wahrscheinlich befürchtet hatte.
    Nador sah seinen Freund und Rivalen an.
    „Was machen wir?“ fragte er hilflos.
    Jeller zuckte mit den Schultern. Es war das erste Mal, daß
Nador seinen Gegenspieler so ratlos sah, und die Tatsache bestürzte
Nador.
    „Was sollen wir tun?“ antwortete Jeller zögernd.
„Brechen wir auf, etwas anderes bleibt uns nicht.“
    „Und Ruhan?“
    „Dieses Problem überlassen wir der Zeit“,
antwortete Jeller. Es war ihm anzusehen, daß er über diese
Antwort selbst nicht froh wurde, aber auch ihm wollte zu diesem
Problem offenbar nichts Besseres einfallen.
    Nador nickte. Er nahm sein Bündel auf und warf es sich über
die linke Schulter. Die Versammlung löste

Weitere Kostenlose Bücher