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PR TB 201 Der Verräter Mutant

PR TB 201 Der Verräter Mutant

Titel: PR TB 201 Der Verräter Mutant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Geschäft, seinen Dolch zu
schärfen. Währenddessen kletterten Jeller und
    Ruhan den Felsen hinauf, um auf der anderen Seite Wasser zu
schöpfen. Nador wußte, daß sich Jeller niemals zu
irgendwelchen Dreistigkeiten versteigen würde; er benahm sich im
Umgang mit Ruhan ebenso zuvorkommend und höflich wie Nador,
vielleicht sogar eine Spur gewandter, was Nador nicht wenig verdroß.
Nador pustete den Staub von der Hand, der beim Schleifen entstanden
war. Was noch an der Handfläche haftete, wischte er an dem
bestickten Lendenschurz ab - ein Geschenk von Ruhan. Sie hatte
höflicherweise ein haargenau gleiches Stück an Jeller
verschenkt.
    „Nador! “
    Nador erkannte die Stimme sofort; Jeller hatte gerufen. Der junge
Nann setzte sich in Bewegung. Hastig kletterte er den Felsen in die
Höhe.
    Auf dem höchsten Brocken standen die Frauen, die zum
Wasserholen gekommen waren, eng aneinander-gedrückt. Neben der
Gruppe stand Ruhan, und nun erkannte Nador auch Jeller. Er deutete
auf den Himmel.
    „Sieh, Nador! “
    Nador folgte dem Finger seines Rivalen. Er erschrak. Am Himmel war
etwas zu sehen, das dort nicht hingehörte. Ein seltsames Gebilde
bewegte sich über den Himmel, grell leuchtend vor den grauen
Wolken.
    „Was ist das? Ein Dämon?“
    Nador zuckte mit den Schultern. Er hatte nie etwas Ähnliches
gesehen, und die Sache war ihm überhaupt nicht geheuer. Aber er
riß sich zusammen. Ruhan stand in der Nähe.
    „Ich glaube nicht“, sagte Nador mit aller Ruhe.
    Das Gebilde stürzte offensichtlich auf den Boden zu. Es mußte
zwei bis drei Tagesmärsche vom Sippenlager entfernt aufschlagen,
wenn es seinen Flug nicht verlangsamte - obwohl Nador nicht wußte,
wie das Ding hätte fliegen sollen. Es hatte keine Flügel,
also mußte es abstürzen.
    „Es könnte...“, Nador begann zu flüstern,
„... aus den Oberen Regionen...?“
    „Unsinn!“ wehrte Jeller kurz entschlossen ab. „Die
Oberen Regionen sind Märchen für Alte und Weiber.“
    „Sag das nicht, Junge“, ließ sich eine ältere
Frau vernehmen. „Es gibt vieles, was ihr jungen Burschen nicht
kennt oder nicht kennen wollt. Aber auf uns Alte hört ja keiner
mehr. Wir waren nur gut, euch großzuziehen, für euch zu
sorgen und Nahrung heranzuschaffen.
    Jetzt, in der Stunde unseres Alters, sind wir zu nichts mehr
nütze. Alt und verbraucht welken wir einsam dahin, und unsere
Kinder...“
    „Schweig!“ herrschte Nador die Frau an; er kannte
diese Art zu reden von seiner eigenen Mutter her bis zum Überdruß.
    Er behielt das seltsame Ding im Auge, und er sah, wie es sich in
einer langgestreckten Bahn auf den Boden des Planeten zubewegte. Dann
sah Nador etwas, das ihn fast noch mehr erschreckte als der Anblick
des Dinges.
    Das seltsame Gebilde in der Luft blitzte plötzlich. Für
eine winzige Zeitspanne war am Himmel ein grell leuchtender Strahl zu
erkennen, der irgendwo aus dem Ding herauskam und irgendwo am Boden
endete.
    Für die Weiber war das zuviel. Kreischend suchten die meisten
das Weite. Ruhan allerdings blieb mit gewohnter Kaltblütigkeit
an ihrem Platz.
    So konnte auch sie sehen, daß es einen Herzschlag später
einen zweiten Blitz gab, der vom Boden aufzuckte und das fliegende
Ding traf. Ein Feuerball entstand am Himmel, groß, leuchtend
und schreckenerregend. Niemand im Umkreis von zehn Tagesmärschen,
der das Schauspiel nicht sehen konnte.
    „Bei allen Erdgeistern!“ flüsterte Nador
beklommen. „Es sieht furchtbar aus.“
    Sofort errötete er vor Scham, weil er damit Furcht zu
erkennen gegeben hatte. Zu seiner Erleichterung nahm niemand die
Verfärbung wahr, außerdem bewies Jellers heftiges Nicken,
daß er den Anblick des dahinrasenden Feuerballs ebenfalls
entsetzlich fand.
    Das Ding am Himmel hatte seinen Kurs geändert. Es schien
jetzt genau auf die Beobachter zuzurasen.
    „Wir müssen uns dieses Ding ansehen“, sagte
Nador, der langsam seine Beherrschung wiederfand.
    Einen Augenblick lang schwieg die kleine Gruppe.
    Das leuchtende Gebilde zog weiter seine Bahn am Himmel - und dann
war es plötzlich verschwunden.
    „Gelandet“, stellte Jeller fest.
    Nador spürte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten. Er
kannte das Wort, aber er hätte es nie fertiggebracht, es
auszusprechen, schon gar nicht in der Öffentlichkeit. „Gelandet“
war ein Wort aus der Sakralsprache, die nur den Priestern und Weisen
vorbehalten war. Von Dingen wie diesen sprach man besser nicht. Nador
kannte nicht den Grund für dieses Tabu, aber er hielt sich
daran.

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