PR TB 211 Der Rauschgiftplanet
Zuhörer hatte.
Ohne Zögern schob er das Mikrophon in seine Ausgangsstellung
zurück. Die Leistungszufuhr zum Aggregat wurde dadurch
automatisch unterbrochen. Er brauchte eine Minute, um die Tür
des Metallschranks zu öffnen. Seine Kenntnis der
Hyperfunktechnik war umfassend. Er wußte genau, welche Geräte
in diesen Kasten gehörten und welche nicht. Er fand die
Zweigleitung ohne Mühe. Sie war nachträglich angebracht,
erst vor kurzer Zeit, wie es schien, und führte vermutlich zu
einem Aufzeichnungsgerät, auf dem die in dieser Kabine geführten
Gespräche wiederabgespielt werden konnten.
Langion Brak kehrte zum Informationsschalter zurück. Den
Schrank hatte er offen stehen lassen.
„Das Gespräch kam nicht zustande“, sagte er. „Ich
bitte um Rückerstattung der Gebühr.“
„Sie waren elf Sekunden lang angeschaltet“,
widersprach der Robot mit durchaus menschlich klingender Stimme.
„Unser Mindestsatz lautet auf drei Minuten Anschaltzeit.“
„Anschlußzeit“, protestierte Brak. „Ich
kam nicht einmal dazu, meinen Rufkode zu Ende zu wählen. Ich
bestehe auf Rückerstattung.“
„Ich bitte um einen Augenblick Geduld“, sagte der
Robot.
Sekunden später meldete er sich wieder zu Wort.
„Der diensthabende Ingenieur ist gerne bereit, Ihre Klage zu
hören“, erklärte er. „Bitte bemühen Sie
sich in den Gang dort zur Rechten, erste Tür links.“
Langion Brak folgte der Aufforderung. Bevor er den Korridor
betrat, sah er sich um. Die Halle war leer. Es gab auf Karsis
offenbar nicht viel Leute, die dringend Hyperkomgespräche zu
führen brauchten. Die Tür, hinter der der diensthabende
Ingenieur residierte, öffnete sich selbsttätig. Brak trat
ein. In dem kleinen Raum befanden sich zwei Männer. Einer von
ihnen stand seitwärts der Tür und hatte sich bis vor kurzem
offenbar mit dem Ingenieur unterhalten, der hinter seinem
Schreibtisch saß. Der Ingenieur war Schekel, der ehemalige
Oberste der Gefangenen.
6.
Die Überraschung war beiderseitig. Dies war keine Falle,
erkannte Langion Brak blitzschnell. Schekel hatte ihn nicht erwartet.
Der Stiernackige schob sich langsam aus seinem Sessel in die Höhe.
Ein häßliches Grinsen erschien auf seinem breiten Gesicht.
„Sieh mal an, wen haben wir denn da?“ sagte er.
Der zweite Mann sah verdutzt drein. Brak packte ihn am Arm und riß
ihn zu sich heran. Schekel mißdeutete den Vorgang.
„Halt ihn fest!“ schrie er. „Laß ihn nicht
los!“
Brak griff dem Verdutzten unter die Achseln. Er stemmte ihn in die
Höhe und schleuderte ihn über den Schreibtisch in Schekels
Richtung. Schekel gab einen grunzenden Laut von sich und wurde
unwiderstehlich zurück in seinen Sessel gepreßt. Mit zwei
raschen Schritten war Brak durch die Tür hinaus. Die Halle war
noch immer leer. Aber wer sagte ihm, daß der Ausgang nicht
automatisch verriegelt worden war? Er besaß keine Waffe. Wenn
sein Verdacht zutraf, dann war er hilflos gefangen.
Hinter ihm polterte es. Schekel stieß einen wütenden
Fluch aus und kam durch die Türöffnung geschossen. Er war
blind vor Zorn. Brak schob das Bein nach vorne. Schekel verlor den
Halt und stürzte zu Boden. Bevor er sich wieder aufrichten
konnte, saß ihm Brak im Nacken. Die Hand fand den kleinen
Strahler, den der Ingenieur im Gürtel trug. Brak stand auf und
trat zurück.
„Auf die Beine!“ herrschte er Schekel an.
Die Augen des Stiernackigen funkelten tückisch. Brak spähte
durch die offene Tür. Schekels Begleiter lag reglos am Boden. Er
hatte den Rücken frei, wenigstens vorerst.
„Zum Ausgang!“ befahl er Schekel.
Vor dem Glassit-Portal blieb Schekel stehen.
„Öffne!“
Ein mürrisches Kopfschütteln. „Geht nicht. Ich
habe die Tür hermetisch verriegelt.“ Kaum unterdrückter
Triumph schwang in der gehässigen Stimme. „Es bleibt dir
nichts anderes übrig, als hier zu warten, bis ...“
Der Strahler entlud sich mit knallendem Fauchen. Schekel sprang
unwillkürlich beiseite. Ein Netz von Linien breitete sich wie
ein Spinnenweb über die Glassitfläche aus. Die transparente
Masse begann zu glühen, und leuchtende, qualmende Bahnen
flüssiger Substanz rannen über das Portal herab. Im
Hintergrund heulten Sirenen. Brak wußte, daß er nicht
mehr viel Zeit hatte. Als die Öffnung groß genug war,
packte er Schekel, der vor Schreck nicht mehr aus noch ein wußte,
und schob ihn hinaus ins Freie. Die glühenden Ränder des
Glassits versengten ihm die Kleidung und das Haar. Er schrie vor
Angst und Schmerz;
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