PR TB 215 Der Genetische Krieg
glaubst du doch an Schuld."
“Irgend emand oder irgend etwas muß schließlich
die Dinge verursacht haben", erklärte Carilda. “Wie
Kyron auf Ertrus, so hoffe ich auf Siga einen Hinweis im
Computersystem zu finden, bei dem wir ansetzen können. Wie
anders sollten wir sonst vorgehen!"
“Hm!" machte Lwellyn. “Eigentlich ist esja
unmoralisch, wenn in einem Streit ein Ermittlungsunternehmen für
beide Seiten arbeitet."
“Deshalb haben Kyron und ich aus einem Unternehmen zwei
gemacht", erwiderte Carilda. “Das aber nur pro forma, denn
wir vertreten nicht die Interessen der einen Seite gegen die der
anderen, sondern wollen beiden Seiten helfen. Wie ist es? Kannst du
dich im HQ Hanse freimachen und mitkommen?"
“Ich muß wohl, wenn es um das Überleben zweier
Zivilisationen geht. Zur Zeit gibt es bei uns nur Routinearbeiten,
und die können meine Mitarbeiter erledigen. Tiff wird es sicher
nicht ablehnen, wenn ich um, sagen wir, vierzehn Tage Urlaub bitte.
Ich habe a in diesem Jahr noch keinen genommen."
“Wunderbar! Aber laß dich nicht ausfragen, Lwellyn!
Tiff hatte bereits Verdacht geschöpft, als Kyron und Earny ihren
Flug nach Ertrus vorbereiteten."
“Wie konnte er davon erfahren?"
“Zufall vielleicht. Vielleicht hat er aber auch erfahren,
daß Ertrus überall Gefrierfleisch aufkauft. Im HQ Hanse
laufen schließlich alle Fäden des interstellaren Handels
zusammen, und Tiff ist einer der vierunddreißig HanseSprecher
im STALHOF. Es muß ihn stutzig machen, wenn eine Welt plötzlich
ihre Fleischimporte drastisch erhöht."
Lwellyns buschige schwarze Brauen zogen sich zusammen.
“Dann sollte ich nicht verraten, wohin ich fliege und mit
wem, sonst funkt es bei ihm. Zwischen Siga und Ertrus knistert es ja
immer unterschwellig."
“Du solltest bei der Wahrheit bleiben, was dein Reiseziel
und deine Begleiterin betrifft", entgegnete Carilda. “Tiff
wird vielleicht annehmen, daß Siga und Ertrus
von ähnlichen Schwierigkeiten betroffen sind, aber nicht, daß
sie sich gegenseitig der Schuld daran bezichtigen."
“Und warum nicht?" wollte Lwellyn wissen.
Carilda lächelte.
“Seth-Apophis...!"
“Was?" entfuhr es Lwellyn erschrocken. “Das ist
streng geheim! Niemand außer den Eingeweihten kann davon wissen
- und du gehörst nicht zu diesem Kreis!"
“Computer können flüstern, aber nicht so leise,
daß ein Computerzögling es nicht hörte, mein Freund.
Aber sei beruhigt. Bei uns ist das Geheimnis so sicher wie bei NATHAN
aufgehoben. Nein, wir haben NATHAN nicht angezapft. Das ist sogar
Kyron nicht möglich."
“Kyron wird mir unheimlich", sagte Lwellyn erschüttert.
Er tupfte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn, der
ihm plötzlich ausgebrochen war.
“Er ist absolut loyal", erklärte Carilda. “Das
weißt du. Ist alles klar zwischen uns?"
Lwellyn konnte schon wieder lächeln.
“Zweifelst du daran, Carilda? Inzwischen fiebere ich danach,
diese mysteriöse Angelegenheit aufzuklären. Und nun zu den
Einzelheiten ...!"
6.
“Der Sturm hat anscheinend keinen erkennbaren Schaden
angerichtet", meinte Kyron zu Earny.
Sein robotischer Partner und er hatten am frühen Nachmittag
ihren Betreuer abgehängt und waren durch das Gästehaus der
Regierung ins Freie gelangt - in erster Linie, weil sie dort sicher
waren, nicht belauscht zu werden.
“Ich wette, es hat gar keinen Sturm gegeben", erwiderte
Earny mit schiefem Grinsen.
Sie gingen zügig in den Park hinein, an dessen Rand das
Gästehaus stand.
“Ich bin heute mittag zum erstenmal ins öffentliche
Computernetz ,eingestiegen'", berichtete Kyron Barrakun. “Aber
auch dort habe ich bisher nicht den kleinsten Hinweis darauf
entdeckt, daß der genetische Krieg gegen Siga auf Ertrus
geplant wurde. Natürlich wird es Tage dauern, bis ich alle in
Frage kommenden Computer überprüft habe..."
“Du denkst an eine private Verschwörergruppe?"
erkundigte sich Earny.
“Ich forsche in dieser Richtung nach", korrigierte
Kyron ihn. “Wenn eine Person oder eine Personengruppe hinter
der Katastrophe auf Siga steckt, muß er Genetiker sein und an
das Material herankommen, das man zu genetischen Manipulationen
braucht - beziehungsweise muß ein Genetiker zum Kreis der
Verschwörer gehören."
Er blickte sich um.
“Seltsam! Der Park liegt doch mitten im Regierungs- und
Hauptgeschäftsviertel, und doch ist er völlig
menschenleer."
“Ertruser haben wahrscheinlich andere Gewohnheiten als
Terraner", meinte Earny und sah sich ebenfalls aufmerksam
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