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PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

Titel: PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Teil einer Vision zu sein. Alle Einzelheiten
waren geeignet, mich davon zu überzeugen.
    Aus Bohlen und quer eingefugten Balken, aus Steinmauern und
riesigen Felstrümmern war unweit des Palasts von Knossos eine
kreisförmige Fläche umzäunt worden. Mindestens
vierhundert Menschen umstanden die Arena. Für ein Fünftel
von ihnen hatte man aus Steinen und Lehmziegeln mehrere Reihen von
aufsteigenden Sitzreihen gemauert. Etwa fünfzehn junge Mädchen
mit glatten Gliedern befanden sich im Innern des Kreises, einige
saßen auf den Mauerkanten und ließen die Beine baumeln.
Im Zentrum befand sich ein muskelstarrender Stier mit breit
ausladendem Gehörn. Sein Atem dampfte in zwei breiten Säulen
aus seinen Nüstern. Aufgeregt wirbelte sein Schweif im Kreis,
und seine Augen musterten die Mädchen. Die Stiertänzerinnen
trugen nicht mehr an ihren eingeölten Körpern als einen
schmalen Lendenschurz aus Leinen oder dünnem, weißen
Leder.
    Ich assoziierte die Anordnung mit Gefahr. Nicht so die Mädchen.
Keines von ihnen war älter als fünfzehn Sommer. Sie waren
langbeinig, mit anmutigen Bewegungen und hellen, klugen Gesichtern
und aufmerksamen Augen.
    Der Stier streckte seinen Schweif senkrecht in die Höhe,
scharrte abwechselnd mit den Vorderfüßen und riß
dumpf brüllend tiefe Rillen in den sandigen Boden. Dann stürmte
er gesenkten Kopfes los, direkt in meine Richtung. Ich befand mich,
zusammen mit Ptah und Hilaeira, Nestor und unserem Steuermann,
Telamon, außerhalb des Geheges.
    Die Stimmung, die hier herrschte, ließ sich schwer
beschreiben.
    Es gab verhaltene Aufregung und rasende Spannung, eine Art
zynischer Erwartung und dazu eine liturgische Feierlichkeit.
Gleichermaßen stellte ich unter den vielen Anwesenden eine
Erwartung von Abenteuern fest, von Tod und Blut, darüber hinaus
wußte ich, daß viele Menschen hofften, hier Aufklärung
ihrer unausgesprochenen Fragen zu finden, daß der Tanz mehr '
war als ein Spektakel. Für viele der Zuschauer, die sich leise
murmelnd unterhielten, war der Tanz etwas Heiliges.
    Der Stier schoß blitzschnell nach vorn. Alle Zuschauer
erstarrten, schlagartig hörte jede Unterhaltung auf. Staub stieg
hinter den Klauen des Tieres auf. Von der Mauer löste sich ein
Mädchen, tänzelte mit einer Reihe schneller Schritte auf
den Stier zu und breitete die Arme aus. Vor meinem inneren Auge
erschienen Wunden, Risse und Ströme von Blut. Das Mädchen
lief auf den Stier zu, packte die Enden des Gehörns und bog
seinen Körper nach hinten. Zusammen mit dem Schwung des Tieres
schleuderten die Muskeln der Tänzerin ihren Körper in die
Höhe. Sie überschlug sich halb, der Stier riß den
Schädel in die Höhe und wirbelte den Körper höher
hinauf und weiter nach hinten, als er unter der Tänzerin weiter
geradeaus galoppierte.
    Wie ein Blitz rollte sich das Mädchen zusammen. Es überschlug
sich einmal und landete auf dem breiten, schweißnassen Rücken
des Stieres. Mit zwei, drei Bewegungen stemmte sich das Mädchen
wieder hoch, schnellte sich durch die Luft und sprang hinter den
wirbelnden Hufen in den Sand zurück.
    Begeistert schrien die Zuschauer. In ihrer Begeisterung war
eindeutig ein Element von Gottgläubigkeit vorhanden. Der Tanz
war Spielerei, aber jenseits lauerte so etwas wie ein anderes Orakel,
das fürjeden Zusehenden eine eigene, persönliche Bedeutung
hatte.
    Ich zuckte zusammen.
    Der Stier war schnell und kräftig. Lange Speichelfaden hingen
aus seinem Maul. Die Enden des weit auseinanderstehenden Gehörns
blitzten scharf und drohend auf. Nur knapp entging der Körper
der zweiten Tänzerin einer Verletzung. Auch sie blieb kurz auf
dem Rücken des Tieres, glich
    ihre Bewegungen denen des Stieres an und sprang dann wirbelnd
wieder ins Gras. Der Stier donnerte an ihr vorbei, schwenkte kurz vor
dem marmornen Thron des Minoos nach rechts und blieb mit bebenden
Flanken stehen. Die Musiker vollführten einen höllischen
Lärm auf ihren Trommeln, auf den Syringen, den Hirtenflöten
und den Saiteninstrumenten. Nestor flüsterte in mein Ohr:
    „Minoos sitzt auf dem Thron. Seine Konkubinen kennst du vom
Fest. Die Gattin, die alte Frau mit den dicken Beinen, sitzt schräg
unter Minoos. Eine der Tänzerinnen ist von Tharos, und der
Herrscher der Insel stellt sich gegen die Wünsche und
Anordnungen des Minoos. Warte darauf, was passieren wird, Atlan."
    Ich spürte den kalten Hauch des Schicksals. Das, was ich hier
zu sehen erwartete, war mir fremd und würde es immer bleiben.
Nestor und

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