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PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

Titel: PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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den
Schalter, und richtete meine Hand auf den Schädel des Tieres.
Zehn Schritte vor mir berührte der unsichtbare, konzentrierte
Lähmstrahl den Stier. Vermutlich bot ich das Bild eines
Selbstmörders oder eines Wahnsinnigen, wie ich mit gespreizten
Beinen und hoch aufgereckt, mit beschwörender Geste im
aufgewühlten Rasen stand und versuchte, mit der bloßen
Hand den Koloß aufzuhalten.
    Lautlos traf der Lähmstrahl das Tier.
    In vollem Lauf schüttelte der Stier den Schädel, stieß
einen trompetenden Schrei aus und knickte in den Vorderbeinen ein.
Der Körper bewegte sich weiter vorwärts, die Hinterläufe
vollführten kraftvolle, aber sinnlose Bewegungen. Dann brach der
Stier zusammen, überschlug sich und blieb in einer Staubwolke
dicht vor mir liegen. Ich schaltete den Lähmstrahl aus und
drehte mich langsam um.
    „König Minoos", rief ich und drosselte
gleichzeitig die Feldstärke des winzigen Projektors. „Wie
du weißt, bringen wir den Spruch des Orakels an alle Küsten
und auf alle Inseln. Selbst wilde Tiere wagen es nicht, die Boten
anzugreifen. Wisse, Minoos, daß in fünf Monden diese deine
Welt untergehen wird. Dein prächtiger Palast wird vom Wasser
hinweggefegt, und die willigen Dienerinnen werden ertränkt.
Rette dich und alles andere vor dem Tag des Chaos!"
    Er starrte mich ungläubig und herausfordernd an.
    Ich setzte ein verächtliches Lächeln auf, so, als habe
ich mit ihm und seinen Plänen nichts zu schaffen. Dann richtete
ich wieder meinen Arm auf ihn und feuerte einen sehr schwachen
Lähmstrahl auf seine Knie ab. Der König erwiderte ächzend:
    „Auch mir sind die Orakelboten heilig, seit ich mit Charis
sprach. Ich werde darüber nachdenken, wie wir uns retten können.
Sagte das Orakel, an welchem Tag die Katastrophe geschieht?"
    Er glaubte mir nicht, aber er wußte, daß seine
Untertanen an ein Orakel glaubten. Die Wahrheit über einen
Boten, der einen heiligen Stier tötete - auch das Tier würde
sich wieder erholen, aber das wußte bestenfalls Ptah -, würde
sich in Windeseile über die Insel Keftiu verbreiten undjedes
meiner Worte Untermauern.
    Ptah und ich hatten zusammen mit Nestor lange und genau gerechnet.
Wir hatten uns auf eine bestimmte Nacht geeinigt, also konnte ich
laut erwidern:
    „Von heute an gerechnet, ist es die Nacht des fünften
Vollmonds. Nicht früher und vielleicht einen halben Tag später.
Vermerke diese Zahl tief in deinen Gedanken, Minoos."
    Dann wandte ich mich zur Seite, kletterte über die
Balkenabsperrung und ging schweigend zurück zu meinen Freunden.
    Die Versammelten zerstreuten sich schnell, schweigend und geduckt.
Minoos ließ sich von seinen Sklaven wegtragen. Aufgeregt
umgaben ihn schnatternd seine Konkubinen. Seine Gattin ging allein
hinter der dichten Menschengruppe einher und schien in tiefes
Nachdenken versunken. Nestor packte meinen Arm und stieß
hervor:
    „Ich kenne wahrscheinlich alle Geheimnisse des Meeres. Aber
einen Mann, der einen heiligen Stier mitten im Angriff zu Boden
schmettert wie Zeus mit seinem Blitz ... das hat noch niemand
erlebt."
    Ich erwiderte ernsthaft:
    „Denke daran, was uns das Orakel in der Grotte gesagt hat.
Entsinne dich eines jeden Wortes!"
    Mit einiger Genugtuung bemerkte ich, daß er unter seiner
Sonnenbräune erbleichte. Also war meine Vision doch nicht nur
ein Traum gewesen? Oder hatte Nestor dieselbe Vision zur selben Zeit
gehabt?
    Wir fuhren langsam zurück in das Haus von Hilaeira.
    Ich war unzufrieden und schwieg nachdenklich. Die Botschaft des
Orakels hatte ich auf dramatische Weise weitergegeben. Viele Menschen
hatten sie gehört, und, verbunden mit dem rätselhaften
Geschehen, würde unsere Warnung als Gerücht und dumpfe
Prophezeiung von Mund zu Mund gehen. Ob sich König Minoos an
sein halbherziges Versprechen hielt, konnte ich nicht ahnen.
Vielleicht ergab ein Gespräch heute abend am Herdfeuer neue
Einsichten. Noch spürte ich nicht, wie die Zeit zwischen unseren
Fingern zerrann. Ich wandte mich an Ptah, der das Gespann lenkte.
    „Wie wird unser weiterer Weg aussehen, mein Freund?
Verlassen wir die Insel?"
    „Ich denke, wir sollten es tun. Bald. Nehmen wir das
herrliche Schiff, segeln wir nach Stronghyle-Atlantis. Dort soll sich
so etwas wie das geistige Zentrum der herrschenden Kultur befinden."
    „Und von dort, glaubst du, verbreitet sich unsere Botschaft
noch schneller?"
    „Das nehme ich wirklich an. So leid es mir tut, Hilaeira
verlassen zu müssen - weißt du, daß sie in diesem
Winkel des

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