PR TB 220 Die Macht Des Götzen
sind. Acht Jahre ist das schon wieder her...
wieso sind Sie dann immer noch Major?"
Lin Roscoe zuckte resigniert mit den Schultern.
„Das hängt wohl mit unserem Sonderstatus innerhalb der
EX-Flotte zusammen, Sir. Die wirklichen Entdeckungen werden immer nur
von den ,regulären' Schiffen aus gemacht, und so etwas schlängt
sich eben auch in der Beförderungsliste nieder. Wir dagegen
bleiben immer im Schatten, uns schickt man erst los, wenn andere
schon die Rosinen aus dem Kuchen gepickt haben; und was noch da ist,
wandert dann aufs Konto der Eierköpfe, mit denen wir...
Verzeihung, das hätte ich wohl nicht sagen sollen, Sir."
Bully schmunzelte amüsiert.
„Weshalb denn nicht, Lin? Sie haben schließlich nur
die Wahrheit gesagt, und ich pflege selbst die besagten Leute auch
nicht anders zu bezeichnen. Wenn ich gewußt hätte, daß
es sich so verhält, wäre hier längst einiges geändert
worden - das wird sofort nachgeholt, wenn wir diese Reise hinter uns
haben! Sie befördere ich schon jetzt zum Obersten, der Status
Ihrer Mannschaft wird nach unserer Rückkehr entsprechend
geregelt."
Als Roscoe sich bedanken wollte, wehrte er entschieden ab.
„Jetzt keine langen Worte mehr; gehen wir sofort an Bord,
wir haben keine Zeit zu verlieren. Hat man Sie darüber
unterrichtet, welches unser erstes Ziel ist?"
Sie betraten die Gangway, und der frischgebackene Oberst nickte.
„Zumindest in großen Zügen, Sir. Eine namenlose
Doppelsonne im Lincon-Sektor, etwa 7.500 Lichtjahre entfernt, die
genauen Daten wurden uns direkt in die Bordpositronik überspielt.
Dieses System gehört doch aber Bereits zur Tarey-Bruderschaft,
wenn ich mich nicht irre?"
„Stimmt, Lin, wir müssen aber trotzdem dorthin. Ras
Tschubai hat auf einem der Planeten notlanden müssen, und wir
sind so ziemlich die einzigen, die zu seiner
Rettung in Frage kommen. Natürlich werden wir dabei gewaltig
aufpassen müssen, aber wir werden es bestimmt schaffen."
„Wenn Sie dabei sind, habe ich keinerlei Bedenken",
versicherte Lin Roscoe, während sie sich in den Zentralen
Antigravschacht schwangen. Der Marschall lächelte zwiespältig
und gab zurück:
„Falls Sie mich für eine Art von Supermann halten,
liegen Sie aber gewaltig schief! Denken Sie nur einmal acht Jahre
zurück - damals bin ich auf Trigon diesem halbverrückten
Militaristen wie ein Anfänger in die Falle gegangen. Ein
Aktivatorträger ist genauso ein Mensch wie jeder andere, und
auch seine langen Erfahrungen sind ihm nicht immer eine Hilfe. Ein
unbekannter Faktor genügt schon, dann fällt auch er auf die
Nase, und im Lincon-Sektor dürfte es mehr davon geben, als uns
lieb sein kann!"
Sie erreichten die Kommandozentrale, in der sich die Besatzung
bereits auf ihren Posten befand. Bull begrüßte sie
summarisch, zog sich dann auf einen Kontursitz im Hintergrund zurück
und überließ dem Kommandanten alles weitere. Die üblichen
Checks waren bereits ausgeführt, die Startfreigabe durch die
Hafenkontrolle kam schon wenige Minuten später. Mit leise
singendem Feldtriebwerk hob die FALCON ab, ließ das gewaltige
Areal des Raumhafens Terrania-City unter sich zurückfallen und
stieß in den leeren Raum vor. Gleich darauf aktivierte der
Pilot das Impulstriebwerk, das Schiff wurde mit 700 km/ sec 2 beschleunigt und schoß senkrecht zur Ekliptik von der Erde
hinweg. Rund sieben Minuten danach ging es zum Linearflug über.
Der Marschall erhob sich und begab sich zum Kommandostand.
„Alles, wie viele hundert Male gehabt - und doch packt es
mich immer wieder, wenn ich die Sterne auf den Bildschirmen sehe und
die Geräusche der Triebwerke höre! Lächeln Sie nicht,
Lin, das hat nichts mit Nostalgie oder Schwärmerei zu tun; über
so etwas ist man in meinem Alter längst hinaus. Es ist das
Gefühl jener Freiheit, die einem nur das Weltall geben kann, und
das vermag mir kein noch so gut gepolsterter Schreibtischsessel in
Imperium-Alpha zu ersetzen. Doch nun zur Sache: sehen wir uns die
Unterlagen über die Lincon-Doppelsonnen und ihre Trabanten
einmal genauestens an. Der Flug dorthin dauert nur einen Tag
Bordzeit, es gibt aber eine Menge von Faktoren zu berücksichtigen
und daneben für alle Fälle Alternativpläne zu
erstellen.
Die Tarey-Brüder haben ihren Stützpunkt dort erst vor
kurzer Zeit errichtet, werden deshalb also doppelt wachsam sein.
Trotzdem werden wir Ras herausholen, mein Wort darauf!"
Natürlich hatte Reginald Bull am Vorabend nicht vergessen,
auch die HyperfunkZentrale
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