PR TB 220 Die Macht Des Götzen
Distrikts übernommen hätten, die
Leiter beider Wachkommandos hatten mitgeteilt, daß bei ihnen
alles ruhig geblieben wäre. Alle diese Informationen waren
gefälscht und stammten von Anhängern der Kyntyros-Sekte,
aber niemand machte sich die Mühe, sie nachzuprüfen. Die
Funkstation der Präfektur war nicht weniger überlastet als
die Beamten im Außendienst, und der Präfekt war froh, in
sein Haus zurückkehren zu können, denn auch dort ging es
hoch her.
Von all diesem Geschehen ahnte Ras Tschubai nichts. Sein Freund,
der frühere Offizier der INTERSOLAR hatte eine Dienstwohnung in
der Nähe des Raumhafens, und dort war von dem in der Stadt
herrschenden Trubel nichts zu bemerken. Der Mutant überwand die
Entfernung im Sprung und stellte zufrieden fest, daß seine
Fähigkeiten wieder in vollem Ausmaß zurückgekehrt
waren. Das Hafenviertel war nur klein, er hatte keine Mühe, das
Haus seines Bekannten zu finden, den er zuvor über Telekom von
seinem Kommen unterrichtet hatte.
„Schön, daß du kommst", sagte Henning Jensen
und schüttelte ihm die Hand. „Mir selbst liegt nichts am
Feiern, habe heute freiwillig Dienst gemacht. Die drei Frachter
wollten weg, sie waren von Welten des Shomona-Ordens. Merkwürdige
Leute mit puritanischer Religion. Waren schwer gekränkt, als der
Hafenmeister sie auf unsere Festlichkeiten hinwies. Jedes Vergnügen
scheint für sie Sünde zu sein, und Terra mögen sie
auch nicht sehr. Jetzt sind sie weg, die FALCON liegt allein da
draußen. Komm, mach’s dir gemütlich, Nadia muß
jeden Augenblick erscheinen. Sie bringt eben den Kleinen ins Bett,
das Essen steht schon im Herd."
Ras Tschubai grinste, denn das war die längste Rede, die er
je von Jensen gehört hatte. Nadia erwies sich als das genaue
Gegenteil ihres Mannes, sie war klein und mollig, dunkelhaarig und
lebhaft. Sie überschüttete Ras mit Fragen, die er geduldig
beantwortete, und bestritt im Anfang die Unterhaltung fast allein.
Erst nach dem
Essen und der zweiten Flasche Wein taute auch Henning auf, und die
beiden Männer sprachen über ihre gemeinsamen Erlebnisse an
Bord der INTERSOLAR. Dann folgten die Ereignisse aus der seitdem
vergangenen Zeit, wozu Tschubai den weitaus größeren
Anteil beitrug. Darüber vergingen fast fünf Stunden, dann
sah der Mutant auf seinen Chrono und erhob sich.
„Für heute reicht es wohl, Nadia hat schon ganz kleine
Augen. Machen wir also für jetzt Schluß, Henning; ich
besuche euch in den nächsten Tagen noch einmal, wir bleiben ja
noch eine Weile hier."
Er verabschiedete sich, blieb dann aber vor dem Haus stehen und
überlegte. Der Wein von Carynga war gut, aber für seinen
Geschmack etwas zu süß, deshalb hatte er sich beim Trinken
zurückgehalten. Er hatte nun Verlangen nach etwas anderem -nach
einem guten alten Whisky mit Soda, doch den gab es im Gästehaus
der Gouverneurin auch nicht. Wohl aber an Bord der FALCON, und die
war nur wenige hundert Meter entfernt...
„In Bullys Kabine! Ein paar Flaschen hat er immer dabei,
wenn er auf solche Reisen geht, aber im Moment bevorzugt er andere
Genüsse", überlegte Ras amüsiert. „Vermutlich
wird er es gar nicht merken, wenn ich ihm etwas davon abstaube, und
so nebenbei kann ich auch mal in der Zentrale vorbeischauen. Roscoe
opfert sich dort für seine Besatzung auf - ein kleiner Schluck
zur Aufmunterung wird ihm bestimmt guttun!"
Er ging weiter, bis die Silhouette des Kreuzers zu sehen war,
konzentrierte sich kurz und teleportierte in die Kabine Reginald
Bulls. Dort fand er auch, was er suchte, nahm neben der halben
Flasche Scotch auch den Siphon mit und begab sich in die
Kommandozentrale. Dort hielt zusammen mit Oberst Roscoe der weibliche
Sergeant Sarah Mandel Wache, und beide sahen überrascht auf, als
er eintrat.
„Fein daß Sie auch an uns denken, Mister Tschubai",
sagte Lm Roscoe und entblößte erfreut sein Pferdegebiß.
„Man kommt sich doch etwas verloren vor, wenn man hier so
herumsitzt, während in der Stadt alle anderen feiern. Doch
Dienst ist eben Dienst..."
...und Schnaps ist Schnaps", ergänzte der Mutant. „Holen
Sie uns ein paar Becher, Sarah, es steht nirgends geschrieben, daß
der Genuß von Alkohol für Freiwillige im tiefsten Frieden
verboten ist. Oder mögen Sie keinen Whisky?"
Sarah Mandel mochte ihn ebenso wie der Kommandant. Sie tranken
ruhig und genußvoll, aber als Ras nachschenkte, winkte der
Oberst ab.
„Nachher, Mister Tschubai, jetzt müssen wir die
vorgeschriebene Routinekontrolle
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