PR TB 226 Krisensektor Dreigestirn
Frauen und Kinder um Männer weinten, die
nie wieder zurückkehrten aus der Schwärze der Ewigkeit.
Heute noch trieben zerschossene Raumflotten durch Weltraumtiefen,
jagten aus expedierenden Wracks geschleuderte Tote in ihren
Raumanzügen oder ohne sie ins Nichts, ewiges Mahnmal sinnloser
Kriege und Kämpfe. Und alle, die in diesem Konferenzraum
versammelt waren, wußten, daß auch der große
Andromedakrieg längst nicht die letzte Auseinandersetzung
gewesen war, die mit Waffengewalt gelöst wurde. Trotz seiner
Größe stand das Imperium erst am Anfang seiner
Entwicklung, und eine radikale Kursänderung war nicht möglich
- noch nicht.
Jeder hätte es lieber gesehen, Konflikte gewaltlos lösen
zu können. Doch zum Verhandeln gehören zwei. Bislang hatte
das Solare Imperium stets mit Gegnern zu tun gehabt, die nicht mit
sich verhandeln ließen. Würde es in ferner Zukunft einmal
anders werden, so daß in einer Auseinandersetzung keiner der
beiden Kontrahenten mehr gezwungen war, zu schießen?
Sie hofften es, hofften, daß sie diese Zukunft noch selbst
erleben konnten und fürchteten doch, daß es anders käme.
„Die CONDOS VASAC scheidet also auch aus“, murmelte
Atlan. „Denn die kocht auch nur mit Wasser.“
Der Strahlen-Experte nickte. „Sie müßten in ihren
Hexenküchen und Geheimlabors schon einen Entwicklungssprung um
einige tausend Jahre gemacht haben.“
Nur Melbar Kasom grübelte. Er dachte an etwas anderes.
Er dachte an das Planetarium der Oldtimer auf dem Riesenmond
Impos, das längst zerstört war. Es war ein Triumph der
Technik gewesen... und älter als eine Million Jahre...
Aber noch hütete Kasom sich, seine Vermutung in Worte zu
kleiden. Denn auch die Oldtimer waren nie unsichtbar und mörderisch
gewesen...
5.
Er hatte Angst, panische Angst, die deutlich in seinem Gesicht
geschrieben stand. Gehetzt sah er sich um, verließ das Laufband
und preßte sich in den Schatten einer Mauer.
Sienne Terlong sah ihn im spiegelnden Schaufensterglas. Sein
Benehmen war mehr als auffällig. Wurde er gejagt? Von wem?
Um diese Tagesstunde waren kaum Menschen unterwegs. Deshalb hatte
Sienne ihren Schaufensterbummel in diese Zeit verlegt. Es gab kaum
jemanden, der sie stören konnte. Das Kunstlicht strahlte warm
aus den Leuchtkörpern rechts und links der Straße, die
sich in zwei Etagen an den Gebäudekomplexen entlang schwang.
Unten die Trasse für schienengebundene Fahrzeuge, oben rechts
und links die Laufband-Passagen und die Schaufensterfronten der
Geschäfte. An denen konnte man so herrlich die Nase plattdrücken
und die neuesten Kreationen irrwitziger Modeschöpfer bestaunen.
Sienne staunte. Aus Paris stammten die ausgestellten Modelle, ein
Traum von Extravaganz, und nachdem ein paar Jahrzehnte lang erst
Norditalien und dann Arkon federführend gewesen war, hatte Paris
jetzt wieder nachgezogen und schöpfte aus alter Tradition.
Prachtvoll... Sienne genoß die Kreationen. Selbst hielt sie
sich auch nach der neuesten Mode, hatte das bis zu den Ohren
reichende Haar schockgelb gefärbt und
trug zu ebenfalls gelben, über die Knie reichenden Stiefeln
violette Körperbemalung. Und jetzt sah sie im spiegelnden
Kunstglas den Mann.
Er tauchte wieder aus den Schatten auf, hatte eine Hand unter der
leichten Überwurfjacke verborgen, als taste er nach einer Waffe.
Wieder sah er sich gehetzt um. Aber niemand war zu sehen, der ihn
verfolgte, aber auch nicht, woher er so plötzlich erschienen
war.
Sienne hielt den Atem an. Der Fremde bewegte sich auf der anderen
Seite der Straße neben den Laufbändern her. Und dann sah
er sie, die mit ihm auf tausend Meter allein war. Terrania-City war
eine von mehreren Millionen Menschen bewohnte Stadt, aber zu
bestimmten Zeiten waren bestimmte Regionen menschenleer.
Sie sah ihn zusammenzucken. Leicht duckte er sich und begann zu
laufen.
Mit seinem seltsamen Verhalten wurde er Sienne Terlong unheimlich.
Aus einer Eingebung heraus lief sie zu einer Sprechzelle, aktivierte
den Notrufknopf und schilderte, was sie gesehen hatte. Der Fremde
mußte bemerkt haben, daß sie sich in Richtung der
Sprechzelle in Bewegung gesetzt hatte, aber er setzte seinen Weg
fort.
Bis zur nächsten Brücke.
Da kam er herum! Überquerte die Straße, kam zu dieser
Seite der Laufbandpassage und trieb jetzt auf dem schnellsten Band
heran, sich dabei aber immer wieder umsehend, als werde er verfolgt
und müsse vor seinem Verfolger Schutz suchen.
In Sienne kroch die Angst empor. War der Mann ein
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