PR TB 226 Krisensektor Dreigestirn
auf.
Die Atmosphäre innerhalb der Schiffszentrale hatte wenig von
ihrer Explosivität verloren. Das demonstrierte auch Konraddin
gekonnt, dessen Kopf herumflog und den Ertruser anstarrte, als habe
dieser durch sein Aufstehen einen geheimen Mechanismus ausgelöst.
Auf der Stirn des Kommandanten hatten sich feine Schweißtröpfchen
gebildet. Die rothaarige Fremde, Anshi Satura, stand neben ihm und
trug einen bemüht unbeteiligten Gesichtsausdruck zur Schau. So
als hätte sie nicht das geringste Interesse an den internen
Vorgängen im USO-Schiff.
Daß dies tatsächlich so war, bezweifelte Kasom
allerdings, und er fragte sich, wann Satura das nächste Mal auf
drastische Weise in den Handlungsverlauf eingreifen würde.
Kasom stapfte auf das Zentraleschott zu.
„Wohin gehen Sie?“ Die Stimme des Kommandanten hatte
etwas Gehetztes.
Kasom wandte sich um. Er lächelte.
„Ich werde gleich wieder zurück sein“, erwiderte
er freundlich. „Muß nur mal eben ein gewisses Örtchen
aufsuchen. Auch ein Meister aller Klassen ist ab und zu darauf
angewiesen.“
„Jetzt?“ keuchte Konraddin am Rand der Verzweiflung.
„Warum nicht?“ Kasom passierte das Schott, das sich
vor ihm geöffnet hatte und hinter ihm mit saugendem Geräusch
wieder schloß. Die weiteren Reaktionen Konraddins bekam er
nicht mehr mit.
Er betrat den nächsten Antigravschacht und ließ sich
zwei Decks tiefer tragen, wo sich die Mannschafts- und Offiziersräume
befanden. Vor seiner Kabine blieb er stehen. Mit gemischten Gefühlen
betrat er dann den Raum, dessen Mobiliar man eigens für diesen
Einsatz auf ertrusische Verhältnisse zugeschnitten hatte.
„Das sind die angenehmen Seiten einer gewissen Prominenz“,
murmelte er. Doch dann wurde er schlagartig wieder ernst.
Was er suchte, fand er auf Anhieb. Der schwarze Kasten stand
unverändert auf dem kleinen Tisch in der linken Kabinenhälfte.
Kasom gab sich einen innerlichen Ruck und setzte sich vor den
Kasten.
Fast selbständig, ohne daß er sich restlos schlüssig
war, ob er es überhaupt wollte, griff er nach dem Behälter.
Wie immer fühlte sich die Oberfläche des Metalls fast
eisig kalt an, und einmal mehr spürte Kasom Zweifel, daß
irgend etwas imstande sein sollte, in diesem
hermetisch abgeschlossenen Kasten zu leben. Aber der Händler,
von dem er Splinter übernommen hatte, hatte das Gegenteil
versichert und damit bisher auch recht behalten. Der Kasten war Kasom
als kostenlose Beigabe beim Kauf überlassen worden, wie auch
genaue Anweisungen zur Pflege des Kobolds.
Kasom beendete sein Zaudern. Er stand unter Zeitdruck. Die
NIFLHEIM hatte sich wahrscheinlich längst in den Landeleitstrahl
von Ghost eingefädelt, und er wollte es auf keinen Fall
versäumen, bei der Landung in der Zentrale anwesend zu sein. Der
erste Eindruck des Planeten konnte von lebenswichtiger Bedeutung
sein. Außerdem traute er Ansi Satura nicht über den Weg.
Sie benahm sich dafür zu wenig kooperationsbereit.
Er dachte an Splinters Ruf.
Seit sich der Kobold in Kasoms Besitz befand, war es noch nie zu
einem Kontakt dieser Art gekommen, jedenfalls nicht ohne jegliche Art
der Berührung und nicht in dieser telepathischen Form. Der
USO-Spezialist hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal geahnt, daß
der Symbiont dazu fähig war - daß er sogar imstande war,
Mentalstabilisierungen zu umgehen. Es widersprach allen Kenntnissen,
die Kasom bisher über ihn und über Telepathie besessen
hatte. Dies nahm die warnende Stimme seines Unterbewußtseins
zum Anlaß, noch heftiger als sonst ihre Zweifel an Splinters
Harmlosigkeit anzumelden.
„Verdammich!“ knurrte Kasom. Damit war seine
Entscheidung gefallen. Er öffnete den Behälter. In einem
lautlosen Vorgang klappten die beiden Hälften auseinander.
Im ersten Moment erfaßte er die Veränderung nicht. Nach
zwei Sekunden flog ein Ausdruck der Verblüffung über sein
breites Gesicht. Zitternd tastete seine Hand ins Innere des
Behälters...
Ins Leere...!
Wandauer studierte die Folie, die die Schiffspositronik
ausgedruckt hatte, und reichte sie mit einem verwunderten Blick
wortlos an Konraddin weiter. Dessen Gesicht blieb auch nicht
unbewegt, als er die Neuigkeit überflog, die 3-Ghost betraf.
„Energietransmission“, murmelte er alarmiert. „Der
Planet wird mit einem pausenlosen Energiestrom von Stern 3
bedient...“ Konraddin kratzte sich am Kinn. „Diese Sonne
wiederum wird, wie unsere Eierköpfe herausgefunden haben, von
den Schwestersonnen Eins und Zwei
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