PR TB 226 Krisensektor Dreigestirn
beiden Augenhöhlen.
Der Mann war ungefähr fünfzig Jahre alt, hundert-siebzig
Zentimeter groß und neunzig Kilo schwer. Er trug ein
fremdartiges, hauchdünnes Gewand, das seine Beschaffenheit von
Sekunde zu Sekunde änderte. Es schillerte abwechselnd in allen
Farben des Universums, schien sich manchmal aber auch vollkommen
aufzulösen, wurde durchscheinend. Dann wurde jedoch nicht der
darunter versteckte, fettleibige Körper des Mannes erkennbar.
Nein, es sah dann so aus, als befänden sich mitten im Raum, wo
er gerade stand oder saß, nur noch sein Kopf und die Füße,
die nicht von dem Gewand verdeckt wurden. Dazwischen war nichts. Man
konnte hindurchsehen auf die Einrichtung des Raumes, bis das nächste
Intervall die Stofflichkeit des Kleidungsstücks wieder
modifizierte und es eine beliebige Färbung annahm, wodurch es
wieder sichtbar wurde.
Für den Mann barg dies nichts Außergewöhnliches
mehr in sich. Ihm war, als hätte er nie anderes gekannt. Seine
Kleidung war ihm ebenso vertraut wie die übrige Umgebung, die
sich grundlegend von terranischen Verhältnissen unterschied.
Der Mann war kein Terraner.
Nicht mehr.
Der Mann tobte.
Vor ihm, in der Mitte des mit fremdartigen Strukturgittern
ausgestatteten Raumes, strahlte das Holo-Feld und zeigte ihm, was
sich im freien Raum über dem Planeten abspielte.
Dort bekämpften sich zwei Schiffe, ein hoheitliches und jenes
feindliche!
Da war auch schon alles vorüber, und in ohnmächtigem
Zorn mußte der Mann mit ansehen, wie das hoheitliche Schiff
gegen seine Order plötzlich abdrehte und Kurs auf seine
planetare Heimatbasis nahm. Dabei blieb es jedoch nicht. Zwei Minuten
später meldete eine untergeordnete kybernetische Einheit, daß
sie dem Fremdschiff ordnungsgemäß einen Landeleitstrahl
übermittelt hatte.
Ordnungsgemäß!
„Wer hat diesen Befehl gegeben?“ schrie der fette
Mann.
Da er allein in diesem Raum war, konnte ihm niemand darauf
antworten. Was auch nicht nötig war, denn er ahnte, wer hinter
dieser Ungeheuerlichkeit steckte.
„Die Abtrünnige!“ kam es grollend über seine
Lippen. Er versuchte, seine irrationale Wut zu dämpfen, um die
nötigen Gegenmaßnahmen einzuleiten, aber es dauerte lange
Minuten, bis er überhaupt wieder einen einigermaßen klaren
Gedanken fassen konnte.
Als er etwas ruhiger geworden war, sandte er einen Gedankenbefehl
aus. Kurze Zeit später öffnete sich eine Wand des Raumes
wie die Irisblende einer Kamera, und eine junge Frau trat ein.
Blond war sie, schön und fast nackt. Nur mit einem winzigen,
tangaähnlichen Slip bekleidet, der sich aus unzähligen
floureszierenden Metallplättchen zusammensetzte, zeigte sich die
Dienerin ihrem Herrn, wie sie ihm zu gefallen hatte.
„Maike“, sagte er. „Ich habe einen Auftrag für
dich.“
Ihr Lächeln war einstudiert. Wie alles an ihr. Jede Bewegung,
jede Geste.
Sie nickte nur, sagte nichts.
Sie würde gehorchen, was immer es war, das sie tun sollte. Es
gab keinen Ungehorsam gegen ihn.
Er war der König...
...dieser Welt!
„3-Ghost sendet Landeleitstrahl!“
Noch immer klang der überraschte Ruf in Kasoms Ohren. Doch er
achtete nicht mehr darauf. Etwas anderes nahm seine Aufmerksamkeit
gefangen. Ein anderer Ruf]
Er vermochte ihn nicht gänzlich einzuordnen. Er konnte nicht
telepathisch sein, denn Kasom war mentalstabilisiert, und doch mußte
er irgendwie mit der Telepathie verwandt sein. Es war so, als ginge
dieser Ruf eine Umleitung]
Instinktiv verkrampfte sich Kasom und versuchte sich völlig
zu verschließen, weil er diese Umleitung plötzlich
fürchtete. War ein psionischer oder semipsionischer Angriff
geplant?
Er traute den Unsichtbaren eine ganze Menge zu. Was sie konnten,
hatten sie bereits unter Beweis gestellt, und wenn das nur ein
Bruchteil ihres wirklichen Könnens war, dann erlebte die Crew
des USO-Raumers in diesem eigentümlichen Dreisonnensystem noch
ihr blaues Wunder.
Aber da war dieser umgeleitete Ruf schon wieder beendet. Nur ein
einziges Wort hatte er empfangen.
Komm!
Kasoms innere Abwehrbereitschaft löste sich wieder auf. Denn
,in diesem einen Wort, das er trotz seiner Mentalstabilisierung klar
und deutlich empfangen hatte, war etwas mitgeschwungen, was ihn den
Urheber des superknappen Gedankentransfers mit schlafwandlerischer
Sicherheit identifizieren ließ.
Kasom schüttelte ungläubig den Kopf. Doch zum Staunen
blieb ihm keine Zeit. Ebensowenig für Spekulationen.
Er löste die Energiegurte seines Spezialsitzes und stand
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