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PR TB 229 Im Tödlichen Schatten

PR TB 229 Im Tödlichen Schatten

Titel: PR TB 229 Im Tödlichen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Amulett war verschwunden.
    Das Ding, das er am Tag und in der Nacht auf der Brust trug und
das in Wirklichkeit wie ein Vogelei geformt und meistens bis zur
Unkenntlichkeit getarnt war. Ein Verlust, der unersetzlich war.
Charis war nicht bei uns; niemand hätte zusätzlich auch
noch ihre Angst ertragen.
    Ich sah den breiten Rücken Ocirs, der das geschliffene Beil
als Schneidewerkzeug und als Zerstörer handhabte. Im selben
Moment drehte er sich um und wollte etwas sagen, denn hinter dem
Vorhang aus nassen Lianen, faulenden Ranken und Blättern und
einem ineinander verknoteten und verschlungenen Gewirr stinkender
Pflanzen sahen wir nasse, schwarze Steinquadern. Die schwere Masse
riß und klatschte zu Boden.
    »Wie sieht es aus?«
    »Diese verdammte Kreatur ist irgendwo dort vorn!«
sagte Ocir. »Wir finden und fangen sie!«
    Selbst Ocir-Khenso, dessen Kräfte größer waren als
die eines Raubtiers, der alles sah und vieles wußte, vermochte
in dieser Unmasse nassen Waldes nicht ein kleines Tier zu fangen, das
kleiner als ein Kind und behende wie. ich fand keinen Vergleich. Es
war in der falschen, fahlen Morgendämmerung geschehen, hier im
nassen Urwald.
    »Wie geht es dir, Atlan?« fragte Ocir.
    »Ich halte es noch eine Weile aus. Meine Kräfte haben
nicht nachgelassen«, sagte unser Freund gepreßt und
beherrscht. »Aber in zwei Tagen ist alles vorbei.«
    »Wir verfolgen die Bestie erst einen halben Tag!«
schränkte Ocir ein.
    »Macht weiter!« flüsterte Atlan-Anhetes hart.
»Ich muß etwas tun, sonst lasse ich mich von der
Ungewißheit umbringen!«
    »Wir haben alles geschafft!« sagte ich und legte Atlan
meine Hand auf die Schulter. »Wir schaffen es auch diesmal.«
    Er nickte schweigend und warf mir einen langen Blick voll tiefer
Verzweiflung zu. Ich hatte ihn noch nie so gesehen.
    Vier Tage lang waren wir Gäste des Fischerdorfs gewesen. Wir
alle hatten ein herrliches, unbeschwertes Leben hinter uns. Unsere
Gastgeber hatten
    uns mit Herzlichkeit und allem, was sie hatten, förmlich
überschüttet. Ein Dutzend Männer und Charis waren beim
Schiff oder im Dorf geblieben. Der Rest von uns unter der Führung
von fünfzehn Fischern war in den Wald aufgebrochen. Nach einer
mühsamen Wanderung, die etwa eineinhalb Tage gedauert hatte,
stießen wir auf eine zerfallene Brücke und auf kleine,
fast unkenntliche Teile der steinernen Straße. Langsam, mit
unseren Kräften haushaltend, arbeiteten wir uns in der
Dunkelheit der Wolke, im Regen und in kurzen, überaus heftigen
Gewittern den Quellfelsen entgegen.
    Wenn wir müde wurden, rasteten wir.
    Es war nur schwer möglich, ein Feuer inmitten der gurgelnden
Nässe und im schwarzen, schmatzenden Schlamm zu entfachen.
Immerhin schaffte es Ocir, mit Hilfe unbekannter Mittel, die Insekten
von uns fernzuhalten. Zu Atlan sagte er, er habe ein Ultraschallfeld
aufgebaut. Was auch immer - es half. Wir ernährten uns
ausschließlich von mitgebrachten Vorräten. Der Rückweg
würde in einem Tag bewerkstelligt werden können, aber das
Vorankommen war Sklavenarbeit.
    Immer wieder mußten wir Bündel von Lianen zerhacken.
Unsere Strahlen brannten geborstene und umgefallene Bäume
auseinander. Hin und wieder mußten wir einen Baum fällen,
um weiterzukommen. Wir wateten durch schäumende, reißende
Bäche und bauten Holzstege über Sumpflöcher. Und in
einem Sumpfloch geschah es.
    Atlan, der sich niemals von seinem Amulett trennte, war bis zu den
Hüften im Schlamm, hielt die Beile und Sägen in die Höhe
und versuchte, auf festen Grund zu kommen. Von rechts schwang sich an
einer Liane ein vierfüßiges Tier mit langem Kletterschwanz
heran, griff zuerst nach Atlans Werkzeugen und warf ihn um, dann
packte es das Amulett, streifte es mit einem Ruck von Atlans Hals und
rannte einige Schritte weit davon, kletterte an einem schrägen
Baum hoch und verschwand in den nassen Wipfeln anderer Baumriesen.
Dabei schrie und kicherte das Tier ununterbrochen wie rasend.
    »Hanum! Ein Hanum. Sie stehlen alles!« sagten die
Eingeborenen. Ich wußte, daß Atlan binnen rund
zweieinhalb Tagen sterben mußte, wenn er jenen Gegenstand, der
unter der Verkleidung des Amuletts versteckt war, nicht wiederfand.
    »Weiter!« dröhnte Ocir. »Diejenigen, die
mit dem Bogen umgehen können, sollen wachsam bleiben.«
    Die Eingeborenen schlugen mit unseren Bronzewaffen dünne
Breschen in die federnde, zähe Pflanzenwand. Immer wieder
dröhnten die versteckten Strahler in unseren Waffen auf und
trennten Holz auseinander.

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