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PR TB 229 Im Tödlichen Schatten

PR TB 229 Im Tödlichen Schatten

Titel: PR TB 229 Im Tödlichen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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rief Ocir-Khenso
zur Stadt und zu den Wartenden hinüber:
    »Wir sind die Fremden, von denen die Orakelknochen sprachen.
Wir kommen, um eure Leben zu retten. Nur mit eurer Hilfe schaffen wir
es! Empfangt uns also würdevoll und gern, Vertreter der Hundert
Familien!«
    Zwischen den einzelnen Sätzen gab er für uns, leiser
aber klar verständlich, die Übersetzung. Das Schiff legte
an. Fremde Krieger packten die Taue und belegten sie langsam, aber
fachmännisch. Wir betraten die Mole, vollständig gerüstet
und mit allen unseren Waffen.
    »Wird wohl ein schwieriges Geschäft werden«,
murmelte ich.
    »Vor allem deshalb, weil hier nicht ein einzelner herrscht
und befiehlt!« erwiderte Charis.
    Ocir-Khenso blieb vor unserer Gruppe stehen. Er wirkte
überzeugend, breit und unerschütterlich. Fast alle
Eingeborenen waren weitaus kleiner als wir; einen bis zwei Köpfe
und noch weniger. Zudem waren ihre Gestalten schmalschultrig und
feinknochig. Ein erheblicher Gegensatz zu den
    Meeresfischern, die wir verlassen hatten. Wir hingegen, selbst die
phönizischen Seefahrer, die kleiner waren als ich und Ocir,
wirkten wie die Riesen. Wieder sprach der Mondrobot:
    »Wir müssen die Himmelsfackel ausgraben und nach Westen
schaffen. Dazu brauchen wir viel von euren Leuten!«
    Drei breitschultrige Krieger traten vor, verbeugten sich knapp,
und der mittlere antwortete in einer hellen, fast zwitschernden
Sprache:
    »Das Orakel hat euch angekündigt.«
    »Es hatte recht! Seit wann verwüstet die Wolke eure
Länder?«
    »Seit fünf Zyklen.«
    »Wieviel Tage umfaßt ein Zyklus?«
    Wir konnten nach einiger Verwirrung herausbekommen, daß es
sechzig Tage waren. Seit dreihundert Tagen, einem planetaren Umlauf
fast, wucherten die tödlichen Wolken über dieser Welt,
rechnete ich nach. Es deckte sich mit unseren übrigen
Erfahrungen. Der Mondrobot fuhr fort, unseren Standpunkt mit
Stimmgewalt und mit ausgesuchten Worten klarzulegen. In den nächsten
Momenten kurvte der Seeadler tiefer und näher heran, rauschte
einige Male über uns hinweg und ließ sich schließlich
auf Ocir-Khensos rechter Schulter nieder. Er bohrte seine stählernen
Krallen in die breiten Ledergurte und stieß fauchende Laute
aus. An der Reaktion der Menge erkannten wir, daß es Wörter
der fremden Sprache waren.
    Ich setzte mich auf einen steinernen Poller, der aus der Tiefe des
gelben, gurgelnden Flusses aufragte, spielte mit meinem Kampfbeil und
beobachtete voller mißtrauischer Konzentration die Umgebung und
vor allem die Gesichter der Männer und der wenigen Frauen. Keine
Spur von Begeisterung oder Erleichterung. Wieder merkte ich,
wenigstens für mich selbst, wie ich in die Kenntnis der Sprache
Schritt um Schritt hineinglitt. Jetzt eben verstand ich analog des
Mienenspiels die Bedeutung, dann erfuhr ich in winzigen Beträgen
den Sinn, aber die Sprache selbst war schwierig und unendlich
umständlich.
    Ocir-Khenso verhandelte schnell, gewandt und lautstark. Die
Gesichter der Menge verloren nur unmerklich die harte, introvertierte
Anspannung. Warum waren sie mißtrauisch? Ich nahm wahr, wie
Ocir auf mich deutete und sagte:
    »Das ist unser Kapitän. Er ist der Meister der
Nebelschiffahrt, der Herr des mächtigen Seeadlers, der Bruder
himmlischer Feuersbrünste und der Vernichter von sieben Wolken.
Wenn er sagt: >Wir bleiben<, dann bleiben wir. Sagt er
hingegen: >Wir legen ab<, dann heißt dies, daß der
nasse Tod mit Blitz, Donner und Wirbelstürmen euch auslöschen
wird. Ich erkenne an seinem Gesicht, daß er grämlich wird
und sich denkt, >warum erhebt sich keine Freude über die
Ankunft der Retter?<
    Atlan, Weißhaariger! Was sollen wir tun?« Ich glitt
von dem runden Stein, blickte mich in der Menge um, registrierte ihr
erwartungsvolles Schweigen und sagte hart:
    »Sie glauben ihren eigenen Orakeln nicht. Verdienen sie es,
daß wir ihnen helfen?«
    Ocir übersetzte, und ich war sicher, daß irgendwo im
Land die Orakel von irgendwelchen Wundern gesprochen hatten. Das war
stets so.
    Die Menge teilte sich. Ein fast haarloser Greis, halb zahnlos,
tappte am Arm eines jungen Mädchens nach vorn. Er fiel vor Ocir
und mir auf die Knie und stimmte eine Art beschwörenden Gesang
an. Ich hörte Ocirs Übertragung.
    »Dies sind jene, die vom Knochenorakel geschickt wurden.
Empfangt sie wie die Seelen der dahingegangenen Ahnen. Nur sie können
uns helfen. Rind, Schaf und Krötenpanzer sagten es! Ein Grab muß
geöffnet werden, und ein Zyklus später ist die Wolke
vernichtet. Das

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