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PR TB 229 Im Tödlichen Schatten

PR TB 229 Im Tödlichen Schatten

Titel: PR TB 229 Im Tödlichen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Kleine und große
Schulen von Delphinen begleiteten uns, und die Gesichter der
phönizischen Seeleute wurden fröhlich und weich. Fliegende
Fische schwirrten über das Deck, und in den Nächten
leuchteten über uns die Sterne und der volle Mond in selten
gesehener Klarheit. Aber nur die Hälfte des Firmaments war klar;
die andere Hälfte mit unbekannten Grenzen beherrschte die neunte
Wolke der Pilzsporen aus dem toten Sonnensystem der Syda-Amisk.
    »Sagen deine Karten etwas darüber, ob die Insel bewohnt
ist?« fragte Ptah. Der Wind reichte nicht aus, um in der
glühenden Sonnenhitze unsere halbnackten Körper zu kühlen.
Wir waren dankbar für jeden Gischtspritzer, der über Bord
kam.
    »Die Insel war auf jeden Fall bewohnt«, sagte ich und
zeigte ihnen die Einzelheiten. »Ob wir in ein paar Tagen noch
Bewohner finden, weiß ich nicht.«
    »Der Adler wird es uns zeigen, ehe wir dort sind!«
versicherte Ocir-Khenso. »Zumindest wird man uns freundlich
behandeln.«
    Mah-Dhana spuckte über Bord und schloß grimmig lachend:
    »Wir retten sie, und sie lachen nicht einmal. Schlimmer als
die häßlichen Skythen!«
    Vögel flatterten neugierig herbei und verschwanden wieder.
Felsige Küsten, von der Brandung umschäumt, weißsandige
Strände und die dunkelgrünen, undurchdringlichen Mauern der
Dschungelränder zogen steuerbords oder backbords an uns vorbei.
Wieder mußten wir kreuzen, und Ocir aktivierte wieder die
Maschinen, die ES eingebaut hatte. Nach einer Reihe von Tagen
herrlichen, unbeschwerten Segelns erreichten wir die Insel ohne
Namen. Sie erhob sich in all ihrer Ausdehnung hoch aus dem Meer.
Rechts und links eines riesigen flachen Strandes sprangen gebirgige
Zonen weit vor und schufen eine offene Bucht. Die AXT segelte in die
ruhige See der Bucht hinein, und in diesem Moment befanden wir uns
genau an der Trennungslinie zwischen freiem Himmel und Wolke.
    Einer der seltsamsten Strände, denen ich je begegnet war, lag
vor uns.
    Charis legte beide Arme um meine Schultern, schmiegte sich an
meinen Rücken und flüsterte in mein Ohr:
    »Es müßte immer so weitergehen, Liebster. An
deiner Stelle erlebe ich in einem Mond mehr als in drei Jahren meines
normalen Lebens.«
    »Nur ES kann dir sagen«, gab ich zurück, »ob
es so bleibt oder nicht.«
    Der Strand stieg auf einer Tiefe von mindestens dreihundert
Schritten an. Die Barriere des Waldes war mit einem Zaun aus
regellosen Palisaden zu vergleichen, von schillerndem Grün
gekrönt. Der Wind riß Sandfahnen vom Strand und erzeugte
in den zerzausten Kronen der Baumriesen ein dauerndes Rauschen. Quer
über den Strand, hundert Schritt von der Wasserlinie entfernt
und ebensoviel von dem Steingewirr rechts und links,
    erhoben sich seltsame Steingestalten.
    Schwarze, gerundete Säulen, etwa so hoch wie vier oder fünf
Männer, fünf Ellen Durchmesser, aus körnigem,
glänzendem Stein, erhoben sich aus dem Sand. Elf Säulen!
Sie waren keineswegs scharf und vielfältig ausgearbeitet,
sondern bestanden im wesentlichen aus tiefen, gerundeten Linien,
Löchern und Einschnitten. Riesige Augen starrten zu uns
herunter, Klauen oder Krallen schienen an die Körper gepreßt,
eine Figur hockte auf der anderen und grub ihre Finger in die
Schultern der darunter befindlichen Götzen.
    »Ausgerechnet!« knurrte Ptah-Sokar und schob sein Haar
aus der Stirn. »Elf Säulen.«
    »Eine davon ist das Projektil!« erinnerte uns
Ocir-Khenso. »Und die Insel ist bewohnt.«
    »Ich sehe es.«
    Ruhig segelte die AXT DES MELKART mit ihren großen,
salzverkrusteten Augen auf den sonnenüberströmten Strand
zu. Auf dem Sand waren kleine Boote hochgezogen worden; sie sahen
anders aus als die Boote der Fischer im Delta des Halbkontinents. Wir
verringerten die Fahrt, nahmen das Segel herunter und hielten uns
fest, als der Kiel des Schiffes knirschend eine tiefe Furche in den
nassen Sand zeichnete. Jetzt sahen wir die großen,
langgezogenen Hütten, die in kleinen Schneisen des Waldes auf
wuchtigen Pfählen standen. Ich breitete die Arme aus und sagte
scharf:
    »Nehmt die Waffen mit. Wir dürfen uns nicht überraschen
lassen. Daß noch keine Eingeborenen zu sehen sind, macht mich
mißtrauisch.«
    Wir sprangen über Bord und sicherten das Schiff. Charis, ich
und Ocir wandten uns nach links und gingen auf die nächste Säule
zu. Unsere Männer bildeten eine lose Kette und näherten
sich den Hütten. Aus dem Dschungel kam das Geschrei, das mit
großem Nachdruck von einer noch lebendigen Natur sprach.

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