PR TB 229 Im Tödlichen Schatten
Gewalt.
Es bedurfte, wie stets in einer Gemeinschaft einfacher Männer,
nur weniger Worte. Etwa fünfundzwanzig Hände hoben sich.
»Mit Mehrheit entschieden«, sagte Charis. »Ich
wollte nur zu bedenken geben, daß wir die beiden letzten Wolken
in einer ganz anderen Gegend dieser Welt verbrennen müssen.
Unser unbegreiflicher Herrscher wird uns, Weitersegeln oder nicht,
dorthin zu bringen wissen.«
»Wir bleiben hier?«
»Mit Einschränkung, Brüder der Brandung«,
rief ich. »Einige von euch werden das kostbare Schiff aus der
Bucht hinausbringen und hinter den Felsen verankern. Nachdem sich die
Säule entfernt hat, könnt ihr wieder zurückkommen.
Dann kommen vielleicht auch die Eingeborenen zurück. Ich gehe
mit euch. Charis. willst du im Dschungel warten?«
»Wohin du segelst, Geliebter«, sagte sie deutlich
hörbar, »dorthin will auch ich segeln.«
In das laute Gelächter der rauhen Männerkehlen hinein
sagte ich:
»So sei es!«
Längst hatten wir jeden Aspekt der Wolken kennengelernt. Wir
wußten, welche Zerstörungen sie anrichteten. Es war müßig,
lange Reden darüber zu führen, welche Taktik besser oder
sinnreicher war. ES hatte uns das Werkzeug in die Hand gegeben, und
wir mußten es benutzen.
Die Hälfte der Männer sagte, sie würde im Schutz
des Waldes warten, die andere kam mit Charis und mir. Wir schoben das
Schiff zurück in tiefes Wasser, wendeten es und ruderten hinaus
in die Bucht. Ocir-Khenso war bei uns und blickte immer wieder
suchend zum Himmel und dann zu der mittleren Säule. Die
einzelnen Steingestalten standen nicht alle senkrecht im Sand,
sondern sie neigten sich nach rechts oder nach links und bildeten
eine unregelmäßige optische Barriere vor den Giebeln der
sechzehn Hütten und den Lianen des Waldes. Wir kamen in den
Bereich der großen Wellen, umrundeten die Felsen des Kaps und
ankerten in der nächsten Bucht.
Dann warteten wir, bis Ocir mit unfehlbarer Sicherheit das Zeichen
gab. Nach der ausrechenbaren Verzögerung hörten wir die
tosenden Geräusche, mit denen das Triebwerk oder die
Pulverladung abzubrennen begann, dann sahen wir, wie die glatte
Metallsäule des Projektils schräg aufwärts raste und
in der Zone zwischen blauem Himmel und dräuender Wolke
verschwand. Wir zerrten den Anker an Bord und drehten das Schiff um,
ruderten zurück, und mitten auf dem Weg bis zur großen
Bucht erreichte uns der harte Knall der letzten Explosion.
Ocir hielt die Pinne des Ruders fest. »Für uns, Atlan,
wird es wieder problematisch, wenn wir die letzte Rakete gezündet
haben.«
Wir setzten die AXT an derselben Stelle ans Ufer, brachten zur
Sicherheit einen Anker aus und verließen das Schiff. Vier der
Säulen hatten sich um einige Fußbreit weiter geneigt, der
Sand war aufgewühlt und geschwärzt, und in der Mitte der
Monolithen befand sich ein siebzehn Ellen tiefer Krater. An seinem
Rand lagen die Reste des vulkanischen Gesteins, in dem die Rakete
versteckt gewesen war. Kein Brocken war größer als ein
Kopf, und alle hatten sie harte, glitzernde Kanten.
Ich hielt die Männer auf, die zu ihren Kameraden wollten.
»Ihr wißt, daß wir hier auf die Stunde genau nur
so lange bleiben werden, wie es uns der unsichtbare Herrscher
erlaubt? Einen Tag, fünf Tage. ich weiß es nicht.
Versuchen wir, das Beste daraus zu machen, Freunde.«
Die Freude darüber, ohne jedes Problem den Kampf gegen diese
Wolke eingeleitet zu haben, stand in jedem Gesicht deutlich
geschrieben.
»Wir werden warten. Und dann erleben wir, was die Götter
entscheiden, bei Baalat!« kam es aus den Reihen der Phönizier.
»Etwas anderes bleibt uns wohl nicht übrig«,
schloß Charis.
Wir gingen über den rußbedeckten Sandstrand und
bemerkten mit Erstaunen, daß die Langhäuser der
verschwundenen Eingeborenen den Sturm, die Hitze und die Schallwellen
erstaunlich gut überstanden hatten. Wir holten Teile unserer
eigenen Vorräte und schafften es, mit frischem Fisch, Früchten
aus dem Wald und den Nahrungsmitteln der Eingeborenen, ein
reichhaltiges Essen zusammenzustellen. Wir verteilten uns in der
Nacht -ein Teil schlief an Bord, ein anderer im warmen Sand, der Rest
in den Hütten. Wir schliefen ruhig und sicher, und nur die
Stürme, die Hagelschauer, der Regen, die Wind- und Wasserhosen,
die unter der Wolke tobten, die Blitze und Gewitter mit ihrem Donner,
schickten aus der Ferne ihre Geräusche zu uns. Wir
identifizierten sie nicht mit echten Gefahren, die uns bedrohten.
Mein letzter Eindruck, bevor ich an
Weitere Kostenlose Bücher