PR TB 232 Der Strahlende Schwarm
Regierungssystem auf Fairytale hatte den Siedlern immer die
größtmöglichen individuellen Freiheiten gelassen.
Staatliche Eingriffe waren selbst im Bereich der Wirtschaft nur
selten nötig gewesen, denn hier lebte jeder
für den anderen.
Innerhalb von nur drei Tagen hatte sich dies alles grundlegend
geändert, waren Schwächen offenbar geworden, hatte sich die
Kehrseite der Freiheit auf verheerende Weise gezeigt.
Die Menschen auf Fairytale waren es gewohnt, ihr Leben selbst zu
gestalten. Nun nahmen sie den Tod in die eigenen Hände.
Plötzlich bremste Mansteen den Gleiter ab und flog eine
Schleife.
Verwundert blickte die Hanse-Spezialistin den Wissenschaftler an.
“Da war etwas", sagte der nur.
Kurz darauf sah sie es selbst. Auf einer Lichtung lagen zwei
Menschen.
Mansteen landete das Fahrzeug, ließ das Kanzeldach
zurückfahren und sprang hinaus. Tassya hatte Mühe, ihm zu
folgen.
Er stand vor dem jungen Paar, das sich noch im Tod umschlungen
hielt. Schaudernd wandte Tassya sich ab.
“Warum?" fragte sie erstickt. “Welchen Sinn hat
das?"
Mansteen schien sie nicht zu hören. Er kniete neben den Toten
und zog deren Augenlider mit einem Finger in die Höhe.
“Ihre Pupillen sind unnatürlich geweitet",
murmelte er “Sie haben Gift genommen."
Dann sah er sich um, berührte vorsichtig einen Silberstern,
der sich fast bis auf die Köpfe der Toten gesenkt hatte, und
nickte, als erhielte er die Bestätigung für etwas, das er
lange vermutet hatte.
“Was ist?" fragte Tassya.
“Mir fiel es schon im Gleiter auf", murmelte er. “Die
Silbersterne schweigen. Sie leben noch, aber sie strahlen keine
telepathischen Impulse mehr aus."
“Und das heißt?"
Mansteen stand auf und ging bis an den Rand der Lichtung. Dort
hockte er sich wieder hin und fuhr mit einer Hand durch einen Busch
mit Blüten, die einmal gelb gewesen sein mochten.
Nun waren sie braun und schlaff.
“Mansteen, was bedeutet das?"
“Du siehst die Antwort. Blicke dich um, du siehst sie hier
überall. Dort oben die Blätter der Bäume. Sie sind
welk."
“Aber das kannjahreszeitlich bedingt sein!"
Er schüttelte den Kopf.
“Alles stirbt mit den Silbersternen, alles! Sie sind die
dominierende Lebensform. Alles andere lebt von ihrer Energie - auch
wir Menschen."
Der Wissenschaftler sprang auf.
Er breitete die Arme zu einer umfassenden Geste aus.
“Begreift ihr das endlich? Ihr könnt uns eure Schiffe
schicken und uns abholen. Aber diese Welt wird sterben! Und es ist
unsere Welt! Hierher gehören wir, und nirgendwo anders hin! Zehn
Tage! Du siehst, daß uns nicht einmal diese Zeit noch bleibt!
Wenn die Mutanten etwas erreichen wollen, dann müssen sie sich
verdammt beeilen!"
Diesmal materialisierten die vier direkt in einem riesigen
Schaltraum, nachdem sie für einige Minuten zwischen den
Asteroiden getrieben waren und Messungen angestellt hatten.
Ras hatte sie in den größten der 82 Asteroiden
teleportiert, von dem auch die stärksten Energieemissionen
ausgingen. Ein Blick auf die Anzeigen des Armbandgerätes
verriet, daß die künstliche Schwerkraft genau der im
ersten Brocken entsprach.
“Falls eine wie auch immer geartete Kommunikation zwischen
den Teilen des Schwarms stattfindet, müssen wir damit rechnen,
daß bald die ersten Roboter hier aufkreuzen", warnte
Fellmer. “Dann beschränken wir uns auf das Einschalten der
Körperschutzschirme, bis unsere Lage brenzlig wird. Erst dann
wird geschossen. Wir wissen nicht, was wir womöglich anrichten,
wenn wir auch nur einen Roboter zerstören."
“Etwas übertrieben, oder?" meinte Darte Horowitz.
“Wir können nichtjedesmal von Ras zur Space-Jet oder an
die Oberfläche des Asteroiden zurückgebracht werden und ...
Fellmer?"
Lloyd winkte schnell ab. Für einen Moment richtete sein Blick
sich in die Ferne. Ras bedeutete den Fairytalern zu schweigen.
“Da war etwas", erklärte Lloyd. “Ganz
schwach nur."
“Du meinst, du konntest Gedankenmuster auffangen?"
fragte Saya. “Gedankenmuster ist das treffende Wort. Es waren
wirklich nur Muster, ganz vage Eindrücke und ... wie aus großer
Ferne."
“Kein Wunder", sagte Ras. “Dieser Asteroid hat
einen Durchmesser von etwa fünfhundert Kilometern. Natürlich
wird unsere Suche dadurch erleichtert, daß allenfalls ein
Hundertstel von ihm ausgehöhlt sein kann. Aber auch dann können
wir lange nach den Fremden suchen, wenn du die Impulse nicht
lokalisieren kannst."
“Jetzt jedenfalls noch nicht. Dazu waren sie, wie gesagt,
viel zu
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