PR TB 233 Die Insel Der Verbannten
wollte nicht unmittelbarer Zeuge einer
Maßnahme werden, die er persönlich scharf verurteilte. Er
hielt sie weder für besonders klug noch für moralisch
vertretbar.
Er hielt sich etwas abseits von Monaran und den Räten,
verfolgte deren Gespräch jedoch sehr aufmerksam. Als von der
noch zu großen Entfernung geredet wurde, keimte Hoffnung in ihm
auf. Der nur schwache Strahlenschirm, der alle Funksignale so
dämpfte, daß sie nur auf geringe Entfernung hin
aufzufangen waren, aber nicht weit in den Weltraum hinausdrangen,
konnte dem fremden Schiff nicht schaden. Und für einen Beschuß
durch die Energiegeschütze war es zu weit entfernt. Blieben
höchstens noch die Atomtorpedos. Aber die würden es total
vernichten, und das war nicht im Sinn des Rates.
Aber Patrona hatte schon recht, wenn er meinte, die Neugier sei
oft stärker als jede Vorsicht. Das dritte Schiff würde die
beiden ersten nie im Stich lassen.
Es dauerte auch nicht lange, bis Kondex vom Bildschirm her rief:
“Es kommt wahrhaftig näher!"
Caldons Gesicht blieb ausdruckslos, aber Patrona konnte seine
Genugtuung nicht verbergen.
5.
Die Funkimpulse kamen nun wesentlich stärker herein als
früher. Der schwächer werdende Einfluß der Sonne
machte sich deutlich bemerkbar. Aber so sehr sich Captain Hennessy
auch anstrengte, er bekam von Patrona nur immer ausweichende
Antworten und wurde auf später vertröstet.
Stephan Elsässer gefiel diese Praxis überhaupt nicht.
“Ich weiß nicht, Captain, aber ich werde das Gefühl
nicht los, daß die da unten etwas ganz Bestimmtes mit uns
vorhaben. Nichts Gutes jedenfalls, sonst ließen sie uns mit
Braddox sprechen."
Gucky kam herbeigewatschelt. Er kam aus dem Observatorium.
“Nichts Verdächtiges zu bemerken", informierte er.
“Aber das hat nichts zu bedeuten. Die Gedankenimpulse sind
nicht deutlicher geworden. Die fast totale Abschirmung hat also
nichts mit der Sonne zu tun."
“Ein künstlicher Strahlenschirm?" fragte Hennessy
unbehaglich.
“Siehst so aus. Das Merkwürdige an ihm ist, daß
er sowohl Funk- wie auch Telepathieimpulse abschwächt. Kann aber
Zufall sein."
“Trotzdem werden wir die Entfernung zu Thuan verringern",
entschied Hennessy. “Wir müssen sie aus der Reserve
locken. Aber gelandet wird vorerst nicht."
Die CHALLENGER ging bei einfachem Sonnenabstand zu Thuan in eine
stabile Umlaufbahn, die parallel zur Umlaufbahn des Planeten um seine
Sonne verlief. Die beiden Kontinente waren nur noch verzerrt zu
erkennen, aber deutlich genug.
“Ich würde am liebsten mit einem Raumgleiter die Lage
auskundschaften", sagte Elsässer plötzlich. “Würden
Sie mir dazu die Erlaubnis geben, Captain?"
Hennessy war sichtlich überrascht. Er zögerte, dann
sagte er:
“Nur ungern, ehrlich gesprochen. Aber vielleicht keine
schlechte Idee. Wir reden in einer Stunde nochmal darüber."
“Besser als gar nichts", gab der Erste sich zufrieden.
Gucky schob sich näher an Elsässer heran.
“Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich begleite?"
“Stehtja noch gar nicht fest, ob ich überhaupt fliege."
“Aber wenn du fliegst? Vielleicht unterlaufen wir
gewissermaßen ihren Strahlenschirm, oder was immer es ist. Ich
könnte telepathischen Kontakt mit den Terranern erhalten."
Captain Hennessy streckte den Arm aus und deutete auf Gucky.
“Er hat recht, Elsässer! Die Frage ist nur: wie kommt
ihr unbemerkt da hinunter?"
Der Erste deutete auf den Panoramaschirm.
“Wir umkreisen den Planeten von Pol zu Pol. Die beiden
Kontinente nehmen mit dem sie umgebenden Meer fast eine
Oberflächenhälfte ein. Die andere Hälfte ist praktisch
nur Ozean. Sobald sich dieser Teil, durch die Rotation bedingt, im
Schatten der Sonne befindet, haben wir eine Chance. Ich glaube nicht,
daß sie im Ozean Orterstationen errichtet haben. Wozu auch?"
Hennessy nickte und nahm Verbindung zum Observatorium auf. Er sprach
kurz mit Bergström. Dann wandte er sich erneut an Elsässer.
“Das wäre in knapp zwei Stunden. Danach befindet sich
die Wasserhälfte von Thuan mehr als drei Stunden im
Nachtschatten."
“Das wird reichen, Captain. Ich kümmere mich um den
Gleiter."
“Wir bleiben auf derjetzigen Umlaufbahn."
Gucky verließ die Zentrale und begab sich in seine Kabine.
Dort erklärte er Aloisius sein und Elsässers Vorhaben und
mußte zu seiner Verblüffung feststellen, daß der
Androide den Kopf schüttelte.
“Seid ihr wirklich so naiv zu glauben, ihre Orterinstrumente
würden in Dunkelheit nicht funktionieren? Ich
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