PR TB 237 Sechs Flammende Sonnen
vorbeigehenden
Roboter am Arm, gab seine Bestellung auf und steuerte dann
zielstrebig den Tisch von Dana Jankuhr an.
Sie beachtete ihn kaum, was ihn aber nicht davon abhielt, ein
Gespräch zu beginnen. Mercant bedauerte, nicht verstehen zu
können, was beide miteinander redeten. Die Frau jedenfalls
schien allmählich aufzutauen. Diesmal gewann er ganz den
Eindruck, als würden sie sich schon längere Zeit kennen.
Dana lachte. Sie unterbrach Dudzig mitten in einem gestenreichen
Wortschwall, woraufhin er ebenfalls zu Mercant herüber blickte.
Der Solarmarschall nickte flüchtig und verließ den
Saal. Es sollte ein wenig überstürzt aussehen. Tatsächlich
wäre er im Schott fast mit einem weiteren Gast zusammengeprallt.
An Bord terranischer Raumschiffe wurde der gewohnte Tag- und
Nachtrhythmus beibehalten. Allan D. Mercant kehrte erst in seine
Kabine zurück, nachdem die Beleuchtung in den Korridoren auf ein
Minimum reduziert worden war.
Die letzten Stunden hatte er im Gemeinschaftsraum verbracht, um
auch andere Passagiere kennenzulernen. Mehr als in seinen
Datenblättern stand, hatte der
Chef der Solaren Abwehr dabei aber nicht herausfinden können.
Er hätte nicht zu sagen vermocht, was ihn stutzig machte.
Doch in dem Augenblick, als das Schott sich vor ihm öffnete,
fühlte er förmlich die Veränderung.
Es blieb dunkel. Die automatische Beleuchtung versagte.
Irgendwo vor ihm stand jemand. Mercant hörte das leise
Geräusch verhaltener Atemzüge. Seine Rechte tastete nach
dem kleinen Nadler, der in einer Innentasche seines Anzugs steckte.
“Was wollen Sie von mir?"
Stille. Selbst die Atemzüge verstummten.
Vorsichtig tastete Mercant nach dem Korrekturschalter der
Kabinenbeleuchtung. “Lassen Sie das", kam es dumpf aus dem
Dunkel. “Oder wollen Sie die Nacht gelähmt verbringen?
Kein angenehmes Gefühl, sage ich."
Mercant glaubte, das leichte Flimmern einer aktivierten
Abstrahlmündung wahrzunehmen. Kein Zweifel, daß der
Unbekannte eine Waffe auf ihn gerichtet hielt.
Vergeblich versuchte er, die Stimme zu erkennen. Sie klang seltsam
verzerrt, als bediene der nächtliche Besucher sich irgendwelcher
technischer Errungenschaften.
“Wer schickt Sie?"
Mercant schwieg, suchte in Gedanken nach einem Weg, den anderen zu
überwältigen - spätestens als er versuchte, die Hand
mit dem Nadler aus der Tasche zu ziehen, wurde ihm klar, daß
dieser ihn deutlich sehen konnte.
“Keine dumme Bewegung! Ich will wissen, für wen Sie
arbeiten!" Das klang äußerst ungehalten.
“Meine Firma steht in der Passagierliste verzeichnet",
erwiderte Mercant.
“Allan Mortens ...", erklang es heiser. “Sollte
das Ihr wirklicher Name sein?" “Warum nicht? Was suchen
Sie überhaupt hier? Ich werde den Kommandanten rufen..."
Irgend etwas flog Mercant vor die Füße. Instinktiv
bückte er sich danach und erkannte zugleich seinen Fehler.
Abwehrend riß er die Arme hoch und fing so einen Teil des
wuchtig geführten Hiebes ab. Trotzdem konnte er nicht
verhindern, daß der Lauf einer Waffe seinen Hinterkopf traf.
Ächzend sank er in die Knie. Bunte Ringe tanzten vor seinen
Augen einen verwirrenden Reigen.
Mit aller Kraft kämpfte Mercant gegen die aufkommende
Übelkeit an. Blitzschnell packte er zu, bekam den Gegner auch
tatsächlich zu fassen, aber dieser wand sich mit der
Geschmeidigkeit einer Schlange aus seinem Griff.
Der Solarmarschall schlug der Länge nach hin, als ein
zweiter, schmerzhafter Hieb seine Schulter traf. Das Kabinenschott
glitt auf. Flüchtig zeichneten sich die Umrisse einer
hochgewachsenen menschlichen Gestalt vor dem fahl erleuchteten
Hintergrund des Korridors ab. Dann war Mercant wieder allein.
Eine Woge der Übelkeit durchpulste ihn. Als er über
seinen Hinterkopf tastete,
fühlte er Blut an den Fingerspitzen. Schwankend kam er auf
die Beine, stolperte über etwas Weiches und suchte nach dem
Lichtschalter.
Ein schreckliches Durcheinander bot sich ihm dar. Jemand hatte
sein Gepäck aufgebrochen und durchwühlt und war dabei nicht
eben sorgfältig vorgegangen. Wieder der Ara?
Die Vermutung drängte sich geradezu auf. Von der Gestalt her
war eine Ähnlichkeit kaum zu leugnen. Und Tari Nango besaß
offensichtlich das technische Wissen, um eine verschlossene Kabine zu
öffnen, deren Automatik nur auf den Handflächenabdruck
ihres Bewohners reagierte.
Wahllos verstreut lagen Kleidungsstücke und andere
Utensilien. Der Eindringling hatte anscheinend etwas gesucht, ohne zu
wissen, wo.
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