PR TB 244 Streiflichter Der Ewigkeit
Ihr
es aber wünscht, werden wir Euch verlassen!«
Jen Salik war gerührt über die aufrichtige
Anhänglichkeit, mit der sie ihn beglückten. Keinem von
ihnen wäre es jemals eingefallen, etwas zu unternehmen, ohne ihn
vorher zu fragen. Keinem der knapp über dreißigtausend,
die jetzt zu seinem Gefolge gehörten. Die anderen, soweit sie
noch lebten, standen auf eigenen Füßen, verteilten sich zu
kleinen Gruppen über weite Teile des Universums, so weit, wie
die Leistungsfähigkeit ihrer Schiffe reichte.
»Wir behalten vorerst unseren Kurs bei, Kommandant!«
stellte Jen fest, und Quiryleinen nickte bestätigend und kehrte
zu seinem Sitz zurück. Er gab die Anweisung an alle Keilschiffe
weiter.
Eigentlich ist es ein Fluchtkurs, dachte Salik bei sich. Der Grund
seines Aufbruchs von der Erde hing an seiner Brust, ein längliches,
eiförmiges Gebilde, das unmerklich arbeitete und ihn mit
kräftigen Impulsen stärkte, wenn er überanstrengt war.
Ein Zellaktivator.
Der Zellaktivator Ribald Corellos.
Das hatte er erst erfahren, nachdem man ihn von der verzweifelten
Suche nach diesem Gerät in Kenntnis gesetzt hatte. Es hatte ihn
in Gewissensbisse gestürzt, und fast hätte er ihn
zurückgegeben und Rhodan darüber aufgeklärt, wie er zu
dem Aktivator gekommen war.
Salik erinnerte sich an Martappon, an die Stunden des ersten
Zusammentreffens mit Rhodan. Sofort hatte er für diesen Mann
Freundschaft empfunden, und ein paar Stunden später, kurz vor
dem Abflug der BASIS zur Erde, war Salik in eine rätselhafte
Starre verfallen. Bis heute war er nicht in der Lage zu sagen, wie
lange sie gedauert hatte. Um ihn herum war ein singendes, auf und
abwogendes Universum aufgetaucht und darin immer wieder ein
eiförmiges Gebilde, das ihn an den Vario-500 erinnerte, der sich
zu seinem persönlichen Orbiter ernannt hatte. Instinktiv hatte
er nach dem Ding gegriffen und es verfehlt. Erst langsam war er
dahintergekommen, welche Gedankensignale er ausführen mußte,
um an das Ei heranzukommen. Es hatte ihn an den Rand des Seins
getrieben, aber es war ihm gelungen, die Angst vor dem Verlorensein
und dem Verwehen zwischen den Sternen zu unterdrücken. Er griff
nochmals zu, spürte einen Widerstand und stürzte bewußtlos
zu Boden. Kurze Zeit später wachte er auf, das Ei in den Händen,
dessen Wert er sofort erkannte.
Niemand bemerkte in diesen Stunden und Tagen, wie sehr das
unerwartete Geschenk ihn belastete und neben seiner Arbeit als Führer
der Orbiter in Anspruch nahm. Es war ein Geschenk, ohne Zweifel, doch
er war sich der Berechtigung nicht bewußt, mit der er es
erhalten hatte.
Vor allem von wem!
Der Zellaktivator machte ihn unglücklich, er mußte mit
ansehen, wie Perry Rhodan und seine Freunde sich über den
Verlust des wertvollen Gerätes grämten.
Es dauerte Wochen, ja Monate, in denen er das Ei nicht umlegte,
voll im Bewußtsein, daß er es immer tragen mußte,
wenn er nicht sterben wollte. Später dann ertappte er sich
dabei, daß er es oft aus seinem kleinen Versteck nahm und in
der Hand wog.
Erst im Jahr 2 NGZ entschied er sich dafür. Da war es auch zu
spät, um es mit einer guten Begründung zurückzugeben.
Er war ein Ritter der Tiefe, seinem Wissen nach einer von zweien, die
noch lebten. Der Aktivator war für ihn bestimmt, der mit 123
Jahren in der Blüte seines Lebens stand.
Von da an trug er den Zellaktivator und legte ihn nur ab, wenn er
mit Perry Rhodan oder anderen Menschen zusammentraf. Er gab sich
zurückgezogen, wie es seinem Charakter entsprach, und trug das
lebensverlängernde Gerät nur in Gegenwart seiner Orbiter
oder wenn er allein war. Ihnen befahl er, nicht darüber zu
sprechen, und sie befolgten die Anweisung wie alle anderen auch.
Langfristig gesehen, hielt Salik das Versteckspiel nicht aus. Sein
schlechtes Gewissen ließ ihn nicht in Ruhe, und nur allzu
schnell faßte er den Entschluß, der Milchstraße den
Rücken zu kehren und zu einer anderen Zeit wieder
zurückzukommen, wenn Gras über die Geschichte gewachsen
war.
Saliks Blick wanderte hinüber zum Kommandanten. Quiryleinen
alterte kaum merklich. Er schien von der Nähe des Zellaktivators
zu profitieren und hielt sich ständig in der Nähe seines
Ritters. Mit jedem Monat wurde der Unterschied zu den übrigen
Orbitern deutlicher, ohne daß einer darüber sprach.
Lediglich der Kommandant selbst setzte manchmal zum Sprechen an,
öffnete den Mund, wenn er sich mit seinem Ritter allein wähnte.
Dennoch war noch nie ein Wort diesbezüglich
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