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PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers

PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers

Titel: PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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alles zu berichten.
    So, wie ich es schreibe, habe ich's erlebt. Es war nicht anders.
Die Gedanken in den Köpfen der mächtigen Könige sind
mir nicht bekannt. Genutzt hat es Alexander nicht. Er wird mit
kritischen Augen angesehen. Auch ohne Worte, sagen die Kreter, läßt
sich's gut lügen. Und mit Worten noch besser. Parmenion, das ist
wahr, zählte siebzig Lebensjahre.

7.
    Mit einem langen, schlanken Griffel schraffierte ich auf der
Weltkarte jene Länder, die Alexander gehörten. Dann deutete
ich auf einen Punkt am Ende einer langen, vielfach verzweigten Linie.
    »Alexander hat nach all dem Wirrwarr um seinen Thron das
Provinznest in Prophthasia getauft. Das heißt >Vorwegnahme<
oder >Vorgefühl< in seiner Heimatsprache.«
    »Ich bin froh, nicht mehr in seiner Nähe zu sein«,
erwiderte Charis. Wir saßen inmitten von Teilen unserer
Ausrüstung im Heck des Schiffes. Langsam fuhren wir mit
halbgeblähten Segeln gegen die Strömung an. Hin und wieder
winkten wir hinüber zum Backbordufer. Dort brachen die schnellen
Elefanten unserer neuen Bundesgenossen durch das Unterholz und
scheuchten Wasservögel auf.
    »Dennoch werden unsere Gedanken oft bei ihm sein. Denke
daran«, sagte
    ich vorsichtig, »daß wir über einen Ring
verfügen, der sein wunderbares Amulett abschaltet.«
    Ich hielt die Hand hoch und zeigte auf den unscheinbaren Reif.
Unser Schiff, das jetzt INDRAS VAJRA hieß, also Wurfkeil des
Gottes Indra, näherte sich langsam den Hügeln, auf denen
die Hütten Pattalas standen. Von Land her kamen zwei Drittel
unserer Freunde mit Pferden und Lasttieren auf dasselbe Ziel zu. ES
hatte uns die Wege gezeigt, alle Informationen gegeben, uns die
Sprache und Schrift gelehrt und sogar Schiff und Gleiter umgestaltet,
so daß die Menge der Einzelheiten bei den Eingeborenen den
Eindruck des Bekannten, Vertrauten hervorrief.
    »Wirst du sein Leben beenden müssen?« fragte
Charis leise. Fremdartige Landschaft glitt an uns vorbei. Kleine
Wellen schlugen gegen den Rumpf. Das Wasser des Indus war trüb,
es herrschte Niedrigwasser. Längst hatten wir die Gezeitenlinie
hinter uns gelassen. Irgendwo dort vorn, in zwei Tagesreisen
Entfernung, hatte Chandragupta seinen Traum, der uns ankündigte,
in Wirklichkeit umgesetzt.
    »Wenn mich sein Verhalten dazu zwingt«, sagte ich
ausweichend. »Ich weiß es heute nicht.«
    Das Land war, abgesehen von den Uferhängen, meist flach. Wie
in den Unterläufen von Tigris und Euphrat handelte es sich um
Schwemmland, von dem inzwischen riesige Gebiete überwuchert
waren.
    »Alles, was wir von ihm sehen und hören«, warf
Charis ein und meinte den Bildschirm, der die Beobachtungen von Ricos
Spionsonden wiedergab, »unterstreicht unsere Gedanken über
seine wilde Lebenskraft. Sieht man ihm tagsüber zu, glaubt
niemand, daß er nachts den Schlaf der Gerechten schläft.«
    Ich mußte lachen. Zugegeben, der Umstand, daß wir
tatsächlich durch einen halben Kontinent von ihm getrennt waren,
erleichterte es mir, in guter Stimmung zu sein. Zuletzt hatten wir
die Bilder der Veteranen dieses Eroberers gesehen. Sie schauten
schweigend und mit offenem Unmut dem Treiben um ihren Feldherrn zu,
jener Travestie auf das persische Hofzeremoniell. In ihren Augen
nistete der kontrollierte Ekel von Provinzkriegern, die überraschend
in ein Lusthaus eindrangen, in dem sich alle Sünden dieser Welt
austobten. Es würde der Tag kommen, an dem sie allein aus diesem
Grund ihrem Alexander den Gehorsam verweigern würden.
    Noch sah es nicht im entferntesten danach aus.
    Ich schaltete die Nachrichtenverbindung ab, klappte die Truhe zu
und versetzte alle unsere geheimnisvolle Ausstattung wieder in den
Zustand, in dem sie bekannt war: unauffällig und unscheinbar.
Dann stand ich auf und kletterte zum Steuermann Charlan.
    »Auch heute nacht werden wir am Ufer ankern«, sagte
ich. »Ein menschenleeres Gebiet?«
    »So scheint es nur«, sagte er. Auch unsere Kleidung
hatten wir angeglichen; schon andere Bilder auf den Schilden, andere
Haartracht und die tiefe, natürliche Bräune machte uns den
Eingeborenen ähnlicher. »Immer
    wieder starren uns Augen aus dem Wald an.«
    »Hoffentlich blicken sie freundlich. Oder sollte sich unsere
Wichtigkeit bereits herumgesprochen haben?«
    »Ich glaube es nicht.«
    In den Fluß, dessen Delta mit den beiden großen und
dem kleinen, gewundenen Abflüssen wir langsam verließen,
schoben sich die Luftwurzeln knorriger Urwaldriesen. Kleine Inseln
aus Kies, Schwemmgut und Schilf schienen

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