PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers
die
Richtung auf den Indus in Marsch gesetzt. Heute gab es einen Kampf,
am nächsten Tag unterwarfen sich Dörfer, Festungen und
kleine Fürstentümer, und wie immer wälzte sich
Alexanders Heer weiter und weiter, angeschwollen inzwischen zu einem
bunt gemischten Volk auf Rädern, Füßen, Hufen und
Klauen. Alexanders gewaltiges Heer überschritt den Indus auf der
Brücke, die seine beiden Feldherren geschlagen hatten. König
Taxiles nahm ihn und das Heer freudig auf, bewirtete ihn und zeigte
Alexander, wie das Land wirklich aussah, daß der Indus nicht
ins Binnenmeer mündete, daß das östliche Ende der
Welt zu weit selbst für diesen rasenden Makedonen war. Jenseits
dieses Königreiches aber lag das Reich eines Großfürsten,
den die Makedonen Porös nannten, und Alexander besiegte ihn -
abermals ein neuer Beweis dafür, daß er als Feldherr jeden
anderen lebenden Herrscher der bekannten Welt berghoch überflügelt
hatte.
Die Elefanten von Porös wurden von makedonischen Peltasten so
verwirrt, daß ihre Raserei die eigenen Truppen gefährdete
und zerstreute. Wieder siegte Alexander, beließ großmütig
dem verwundeten Porös sein Königreich und stellte ihm
makedonische Verwalter zur Seite. Ohne Widerstand marschierte der
Eroberer nach Süden, bis er in Kathay Gegenwehr spürte und
Sangala, die Königsstadt, erstürmen mußte. Krokodile
und Lotosblumen ließen Alexander vermuten, er wäre bei den
Quellen des Nils. Die Inder zeichneten Karten und versuchten ihm zu
erklären, daß er irrte.
Als er seinen Männern eröffnete, weiter nach Osten zu
ziehen, warfen sie die Waffen zu Boden und meuterten.
Sie ließen sich nicht mehr umstimmen.
Ihre Furcht, daß er sie in noch rätselhaftere Gegenden
führen würde, war zu groß. Nach langen Beratungen sah
er ein, daß er allein weiterreiten mußte, ohne Soldaten.
Daraufhin tat er folgendes:
Altäre wurden errichtet, auf denen man opferte.
In langer Zeit entstand eine gewaltige Flotte.
Nearchos erhielt das Kommando über die Flotte, und in dem
gewaltigen Gemenge von Soldaten, Troß, Familien und
Schlachtvieh breitete sich die Zufriedenheit aus. Alexander war
abermals an eine Grenze gestoßen, aber die Gebiete innerhalb
des Walles aus Vorstellungen und Gedanken schienen sicher zu seinem
Besitz zu gehören. Die Geschwindigkeit, mit der Alexander
weitermarschierte, wurde langsamer. Rechts und links des breiten
Indus marschierten die Truppen, und auf dem Fluß bewegte sich
unendlich langsam die Flotte nach Süden. Die Schiffe waren
griechischen Dreiruderern mehr als ähnlich, und Nearchos, der
ahnte, daß dieses Meer anders sein würde als das Meer
zwischen den griechischen Inseln und Keftiu, begann sich zu fürchten.
Der alte Rappe aus Alexanders frühen Jahren, Bukephalos, war
hinfällig geworden und verendete. Man bestattete das Pferd
feierlich und benannte
eine der vielen neuen Städte nach dem Tier. Die Stadt hieß
Bukephala.
Das vierte Jahr des großen Feldzuges neigte sich dem Ende
zu.
Pattala, am 1390. Tag
CHARIS:
Zusammen mit Atlan oder an seiner Seite, als Freundin, Gefährtin
oder Geliebte zu leben, wie immer ich es nennen mag - es ist nicht
einfach. Die Monde und Jahre seit dem Moment, an dem wir in der
Nil-Oase auf die Gefährten gestoßen waren, waren keinen
Herzschlag lang ohne neue, erstaunliche Erlebnisse. Er und ich, wir
kennen keine Langeweile. Seit wir in der wachsenden, abgeschlossenen
Gemeinschaft der Siedlung hier sind, verstehe ich unseren Freund
Ptah-Sokar. Er wählte die Sterblichkeit, weil er die wahren
Werte des Lebens für sich erkannte. Ich muß gestehen, daß
auch ich mitunter mit dem Gedanken spiele, hier zu bleiben und mein
Leben hier zu beenden. Es ist. nun, den Sterblichen gemäß.
Frieden und Ruhe, ständiger Fortschritt im Kleinen vor Augen, so
verläuft unser arbeitsames Leben. Ich weiß, daß die
Idylle trügerisch ist.
Was tat ich in diesen rund vier Jahren?
Ich rundete Atlans Kanten! Seine Vorstellungen waren am obersten
Wert des Möglichen angesiedelt. Ich versuchte ihm zu erklären,
daß wir es nicht mit einer Schar höchstentwickelter
Menschen zu tun hatten, sondern mit ungebildeten, unwissenden und dem
Schicksal hoffnungslos ausgelieferten Barbaren. Unter meiner
beharrlichen Anleitung schaffte er es auch hier, einen Sprung
hinunter oder abwärts zu tun. Er behandelte sie folgerichtig als
Kinder, als heranwachsende Bewohner der Barbarenwelt. Dafür
liebten und achteten sie ihn uneingeschränkt. Was er nicht
wußte, und
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