PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers
mit dem Eroberer.
Tag folgte auf Tag, Kampf auf Kampf, und letzten Endes blieb
Alexander stets siegreich. Hinter sich ließ das Heer neue
Städte, in denen sich alte und verwundete Soldaten niederließen.
Von den Indern lernten die Makedonen, Perser und
Griechen, und diese wiederum brachten fremde Bräuche mit
sich. Nachdem ein mächtiger König, den die Griechen Porös
nannten, in schweren Kämpfen besiegt worden war, ließ ihm
Alexander großmütig die Königswürde. Andere
Herrscher, die ihm Treue gelobt hatten, rebellierten nach kurzer
Zeit, und sie wurden abgesetzt und hart gestraft. Schließlich,
im Herbst, nachdem Alexanders hochfliegenden Pläne bekannt
geworden waren, weigerten sich die Makedonen, mit ihm zu ziehen.
Verzweiflung packte das Heer. Man meuterte, und Alexander war bis in
den tiefsten Grund des Herzens verstört. Schließlich gab
er sich geschlagen und errichtete als Zeichen seiner inneren Einkehr
zwölf Altäre.
Seine Wahrsager pflichteten ihm darin bei, daß das Heer den
Wendepunkt erreicht habe. So vermied Alexander den Kampf gegen den
mächtigen König Dhana Nanda, der jenseits der Hochwasser
führenden Flüsse herrschte.
Nach und nach entstanden achthundert verschieden große
Schiffe. Es gab genügend Seefahrer im Heer; Phoiniker, Ägypter
oder Männer aus Zypern. Es fing die langsame Reise zum Ozean an,
entlang der verschiedenen Flüsse und schließlich auf dem
Hauptlauf des Indus. Purpurne Segel und halbnackte Ruderer trieben
die riesige Armada flußabwärts. Es war ein ganzes Volk,
eine schwimmende Stadt mit allem, was sich denken ließ, ein
riesiger Troß, eine kleine Völkerwanderung mit viel Besitz
und noch mehr Überflüssigem. Boote kippten um, rammten
einander und versanken, wurden gehoben und instand gesetzt, und
schließlich ging Alexander mit seinen tapfersten Kriegern
wieder an Land.
Im sechsten Jahr, seit er das Land betreten hatte, schlug ihm der
Widerstand der Maller entgegen. Die Festung Aturi hielt bis zuletzt
stand, und wieder einmal warf sich Alexander an der Spitze seiner
Männer gegen ein Stadttor.
Aturi fiel, und ein riesiges indisches Heer verschanzte sich auf
der anderen Seite des Flusses, in einer Stadt mit wuchtigen Mauern,
die man Multan nannte. Das Tor in der Mauer am Fluß brach, und
schließlich legten die Makedonen Leitern an die Brustwehr der
inneren Verschanzung.
Seine Soldaten zögerten. Alexander packte fluchend die Holme
der Leiter, sah sich um und kletterte aufwärts. Drei erfahrene
Heeresführer folgten, einer trug den Schild des Feldherrn. Der
Feldherr wich einigen Geschossen aus, schwang sich mit gezogenem
Schwert über die Brustwehr und trieb, zusammen mit seinen
wenigen Männern, die Verteidiger zurück, verwundete und
tötete sie und schleuderte sie über die Mauern.
Einen Augenblick lang stand der Feldherr bewegungslos da. Seine
Rüstung und sein Schild, den er gesenkt hatte, funkelten in der
Sonne. Einige Leitern wurden von Steinbrocken getroffen, stürzten
um und zerbrachen. Die stürmenden Griechen legten andere Leitern
an, aber für viel zu lange Zeit konnte keiner von ihnen
Alexander folgen.
Er hatte zwei Möglichkeiten. Er nutzte, blind vor Kampfgeist,
den Sprung nach vorwärts. Neben einem Baum landete er innerhalb
der Mauer auf dem Boden. Hinter ihm donnerte ein massiver Pfeil eines
Katapults gegen einen
Pfeiler und stürzte einen Steinhagel neben Alexander
herunter. Von allen Seiten drangen Krieger auf ihn ein. Schweigend
und verbissen kämpfte er. Pfeile schlugen krachend in den
Baumstamm. Alexander warf sein Schwert zu Boden und schleuderte mit
gewaltiger Wucht die scharfkantigen Bruchsteine nach den Angreifern.
Sie wichen zurück, als Alexanders Kampfgefährten neben ihm
waren und ihn zu decken versuchten.
Die Bogenschützen zielten besser, und ihre Pfeile jaulten
heran. Zwei Griechen brachen neben Alexander zusammen. Er wirbelte
herum, um hinter den Stamm in Deckung zu springen, als sich ein drei
Ellen langer Pfeil mit tödlicher Wucht durch das polierte Leder
des Harnischs bohrte und, tief in die Brust eindringend, Alexander
gegen den Baum schleuderte.
Ein Inder rannte heran und hob sein Schwert. Durch den Nebel aus
Schmerz und Todesangst hindurch fuhr ein letzter Stoß von Kraft
durch den taumelnden und stöhnenden Feldherrn. Er rammte dem
Angreifer die Spitze des Schwertes in die Brust, und der Inder, von
eigenen Schwung vorwärtsgerissen, brach neben Alexander zu
Boden.
In diesem Moment erreichten die rasenden
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