PR TB 248 Geiseln Der Sterne
wurden und unversehrt zurückkehrten.
Weitere Vorschläge blieben aus, aber es war nicht zu
übersehen, daß sich die Atmosphäre entspannt hatte.
Niemand wirkte mehr verkniffen und in sich gekehrt, eine gewisse
Gelöstheit spiegelte sich auf den Gesichtern. Wahrscheinlich
hatte mein Donnerwetter bewirkt, daß sie an sich selbst
gezweifelt hatten, doch das war wohl notwendig gewesen, um sie
geistig auf Trab zu bringen, zudem hatte ich aus meinem Herzen noch
nie eine Mördergrube gemacht.
»Ich denke, wir gehen so vor, wie Mister Nortunen es
angeregt hat. Das ist kein Affront gegen Sie, Oberst, aber Ihr
Vorschlag ist zeitaufwendiger, dessen ungeachtet werde ich jedoch
anordnen, daß wenigstens in Hinsicht auf die
Transmitterleistung Untersuchungen aufgenommen werden. Er weist sich
die Funkpeilung als ein Fehlschlag, haben wir immer noch etwas in der
Hinterhand.« Befriedigt registrierte ich, daß Einsprüche
ausblieben. »Die Zeit drängt, deshalb sollten wir gleich
die Einzelheiten der Aktion besprechen und festlegen. Ich stelle mir
den Ablauf so vor.«
Über eine halbe Stunde lang hatte ich mit Terra konferiert
und dabei auch ein längeres Vier-Augen-Gespräch mit
Deighton geführt. Eher beiläufig hatte er mir dabei von den
Reaktionen der Medien berichtet; übereinstimmender Tenor: Die
Sensation war perfekt, Rhodan lebte, und er wurde entführt,
obwohl Gucky an seiner Seite war. Vom Versagen der Solaren Abwehr war
die Rede und von Super-Gangstern, die schier Unmögliches geplant
und auch in die Tat umgesetzt hatten. Alle Augen waren nun auf mich
gerichtet, und mehr oder weniger deutlich wurde die Frage gestellt:
Ist die Regierung erpreßbar?
Über den letzten Punkt hatten wir uns natürlich
besonders ausführlich unterhalten, mit dem Ergebnis, daß
mir freie Hand gelassen wurde bei meinen Entscheidungen. Jeder
plädierte dafür, höchstmögliche Rücksicht
auf das Leben der Geiseln zu nehmen, andererseits aber auch die
Interessen des Staates im Auge zu behalten, mit anderen Worten, man
verlangte eine Gratwanderung von mir.
21. Dezember, 17.54 Uhr. Seit sieben Minuten befand ich mich im
Fernsehstudio. Ich saß allein in einer nur wenigen Quadratmeter
großen Sprecherkabine, um mich herum war nichts als kalte
Technik. Langsam tropften die Sekunden dahin, das Rotlicht auf der
vollautomatischen Kamera zeigte, daß wir noch nicht auf Sendung
waren. Nicht das kleinste Geräusch drang in den akustisch
abgeschotteten Raum.
Noch einmal überflog ich meinen kurzen Text, obwohl ich ihn
nahezu auswendig hersagen konnte. Meine Gedanken schweiften ab. Vor
knapp einer Viertelstunde hatten die Raumschiffe eine feste Position
im Orbit bezogen,
die Funkzentralen waren doppelt und dreifach besetzt. Die meisten
von ihnen hatten ihre Anlagen auf die Frequenzen eingepegelt, die der
Öffentlichkeit zur Verfügung standen; um auf alle
Eventualitäten vorbereitet zu sein, wurde aber auch die
Bandbreite kontrolliert, die ausschließlich Flotte, Abwehr,
Regierung usw. zum Dienstgebrauch zur Verfügung stand.
17.56.24. In sechsunddreißig Zehntelsekunden würde der
Äther tot sein, einzig und allein FUN-TV sendete dann noch. An
Bord der MARCO POLO, der ALBERT EINSTEIN und ihrer Beiboote würden
dann die Sendersuchlaufpositroniken ihre Arbeit aufnehmen, für
die Pico- und Nanosekunden meßbare Zeiteinheiten waren.
Peileinrichtungen im Raum und auf dem Planeten selbst kontrollierten
nahezu jeden Quadratmeter Boden.
17.57.49. Hatten wir auch alles bedacht, wirklich alles?
Polizeigleiter und mit Abwehrleuten bemannte Schweber warteten auf
kodierte Anweisungen, um sofort losschlagen zu können,
Spezialroboter standen in Bereitschaft. Nortunen hatte die
Koordination übernommen. Über eine eigens geschaltete und
ständig freigehaltene, abhörsichere Leitung konnte er hier
im Studio direkt mit mir Verbindung aufnehmen. Für einen Moment
fixierte ich den grauen Apparat, dann starrte ich wieder auf die
Digitalanzeige.
17.59.01. Unruhig rutschte ich auf meinem Sitz hin und her. Ich
war regelrecht kribbelig. Hoffentlich klappte alles, hoffentlich
lebten Perry, Gucky und die beiden Leibwächter noch. Wie würden
die Entführer meinen Vorschlag aufnehmen? Hatte ich die
richtigen Worte gewählt?.
»Bitte, machen Sie sich bereit, wir sind in dreißig
Sekunden auf Sendung«, sagte eine klangvolle Kunststimme.
Das Licht auf der Kamera wechselte, verwandelte sich in ein
flackerndes. Ich konzentrierte mich, strich noch einmal meine
Kleidung glatt
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