PR TB 249 Ultimatum Fur Terra
und.«
Deinen Mann kann ich dir nicht wiedergeben. Du hast es mir doch
selbst verboten. Ich kann nichts für deine Angst vor einem
Paradoxon.
Ich verstand den Sinn der Worte nicht. In meiner
Niedergeschlagenheit war mir auch so ziemlich alles egal. Sven und
ich lebten, und das allein zählte noch.
Der Junge blickte zu der Gestalt auf und fragte schüchtern:
»Wer bist du?«
Wer bist du? Wer ist Madja a Dena? Das fragt das Mentaldekret. Die
unwirkliche Stimme hatte einen Beiklang, als amüsiere sich das
Wesen.
Die bis dahin völlig lichtlose Gestalt erhellte sich
scheinbar. Dieser Effekt war jedoch eine Täuschung, wie ich
sogleich feststellen konnte.
In Wirklichkeit verschmolz die Figur mit dem Licht der Umgebung
und des Hintergrunds und verschwand.
Wenig später trafen die von Tom angekündigten
Sicherheitskräfte von TOP RESEARCH ein. Dr. Herwartz-Emden war
dabei.
Man stellte keine Fragen.
Die zerstörten Fahrzeuge sagten scheinbar alles.
Die nächsten Monate waren schwer.
Der Wille, eine sichere Zukunft für Sven zu schaffen, trieb
mich aus meiner lethargischen Niedergeschlagenheit. Der Junge fragte
nie nach seinem Vater, aber nachts hörte ich ihn manchmal
weinen.
Den Bungalow hatte ich aufgegeben und war in eine Wohnung der TOP
RESEARCH-Station gezogen. Dr. Herwartz-Emden erwies sich als
väterlicher Freund, der mir in der Neuordnung meines Lebens
hilfreich zur Seite stand. Ich erhielt zudem eine feste Anstellung
als Chemikerin in seinem Labor. Das Verlangen, die Ereignisse in den
Roten Bergen zu vergessen, beflügelte meinen Arbeitswillen.
Den Aufgabenbereich, den Tom innegehabt hatte, übernahm ein
junger Afroterraner namens Yusuf Uddha.
Die Aufklärung der Vorgänge um den Tod von Tom und den
beiden entflohenen Gefangenen führte Polizeichef Kilt Barnes
durch. Er gab sich mit meinen Erklärungen zufrieden. Die
unerklärliche Erscheinung, die Svens und mein Leben gerettet
hatte, verschwieg ich, weil ich annahm, daß man mir kein Wort
davon glauben würde. Im übrigen war ich mir selbst nicht in
allen Einzelheiten darüber im klaren, was Illusion und was
Wirklichkeit gewesen war.
Dr. Herwartz-Emden erzählte mir zu einem späteren
Zeitpunkt, daß die Gangster versucht hätten, zu
Verbindungsleuten Kontakt aufzunehmen, deren genauen Aufenthaltsort
sie nicht kannten. Dabei muß es sich um ein äußerst
sicheres Versteck gehandelt haben, denn meines Wissens wurden diese
Leute nie entdeckt.
Das folgende Jahr brachte keine erwähnenswerte Ereignisse.
Ich hatte meine Arbeit und damit eine Aufgabe, die mich ausfüllte.
Sven verkraftete die Ereignisse schneller und leichter, als ich
gehofft hatte. Vielleicht war er etwas ruhiger geworden. Er schnitt
jedenfalls kein Thema an, das die vergangenen Ereignisse berührte,
und ich tat es auch nicht.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß die seltsame
Erscheinung, die sich Mentaldekret genannt hatte, mir ab und zu in
meinen Träumen erschien. Verwirrend war an diesen Träumen,
daß die Erscheinung bisweilen ein richtiges Gesicht hatte,
einige Male war es sogar mein eigenes.
Eines Tages überstürzten sich dann wieder die
Ereignisse.
Ein Robot-Assistent von Dr. Herwartz-Emden kam in meinen
Arbeitsraum in der Station und übermittelte mir die Bitte des
Wissenschaftlers, ihn aufzusuchen. Ich beeilte mich, dem Wunsch
nachzukommen. Sein Labor lag nur unweit dem meinen im gleichen
Gebäude.
Als ich den Raum betrat, stand er über verschiedene Prüf-
und Meßgeräte gebeugt und beobachtete mein Kommen zunächst
nicht. Er war ein kleiner, grauhaariger Mann von über 100
Jahren, Wissenschaftler mit Leib und Seele und obendrein ein ewiger
Junggeselle. Meine Sympathie gehörte ihm als Mensch wie als
Vorgesetzter. Ohne ihn wäre nach Toms Tod alles viel schwerer
gewesen.
Während ich so dachte, ging mein Blick hinaus in die
Landschaft. Hinter dem gegenüberliegenden flachen Zentralgebäude
von TOP RESEARCH waren die höchsten Erhebungen der Roten Berge
zu sehen. Als sich die Erinnerung an die vergangenen Ereignisse in
mein Bewußtsein zu drängen versuchten, war es mir, als ob
der breite Bergrücken dort in der Ferne plötzlich
verschwamm und dann gänzlich verschwand.
Ich wischte mir über die Augen und blickte erneut zum
Horizont. Die Roten Berge waren nicht mehr zu sehen. An ihrer Stelle
erstrahlte der hellblaue Himmel von Tirana.
Mein Unterbewußtsein mußte mir einen Streich spielen,
denn was ich sah -oder besser nicht sah -, war unmöglich. Es
mußte eine
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