PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
Chancen dort höher als überall sonst. Hätte er seine strategischen Analysefähigkeiten nicht in tausend theoretischen Übungen geschult, wäre er - wie wohl die meisten der anderen Unglücklichen - nicht in der Lage gewesen, so schnell zu handeln.
Es blieben knapp zwei Minuten bis zur Explosion seines Luftschlittens. Fenji machte sich bereit, die Fahrt exakt im richtigen Moment wieder zu drosseln.
Verblüfft bemerkte er, dass die Funkverbindung zu Cha Panggu noch immer offen stand; da erst wurde ihm klar, wie wenig Zeit vergangen war. Jede Sekunde schien sich zu dehnen. Seine Gedanken waren völlig klar und analysierten automatisch und unablässig jede Information; sein Handeln war die Folge logischer Konsequenz. Sein Meister widmete sich allerdings offenbar anderen Themen.
An Bord der CHAJE schrie Cha Panggu Befehle und verlangte lautstark, darüber informiert zu werden, ob der biologische Tribut an Bord geschafft worden war. Als ob es momentan keine anderen Probleme gäbe.
Die gibt es tatsächlich nicht, korrigierte Fenji seine eigenen spöttischen Gedanken. Nicht für Cha Panggu. Er weiß, dass Vodyan für ihn verloren ist, und er weiß ebenso, dass er mit der CHAJE rechtzeitig entkommen wird. Ihm ist ebenfalls klar, dass er viele seiner Männer verlieren wird, weil er die Schleusen in wenigen Minuten schließen und danach sofort fliehen muss. Das steigert seinen Zorn, und der biologische Tribut ist exakt das Ventil, an dem er diesen Zorn abreagieren wird. Arme Vodyanoi ...es wird sie noch härter treffen als andere. Auf diese Jagdspiele kann man wohl gespannt sein.
Eine Minute und zehn Sekunden bis zur völligen Antriebsüberlastung. Wenig mehr als tausend Kilometer bis zur CHAJE. Vier Minuten bis zum Aufbruch des Schiffs.
Der gesamte Luftschlitten rüttelte wie ein bockiges Tier. Das Metall unter Fenjis Füßen kreischte protestierend.
Eine winzige Explosion, irgendwo hinter ihm. Beißender Gestank drang in seine Nase.
Fenji reduzierte die Antriebsleistung. In den ersten Sekunden änderte sich scheinbar nichts, dann verstummte der enervierende Alarm.
Der Schlitten raste weiter, deutlich langsamer als zuvor, und doch schnell genug. Ein Blick auf den Zeitmesser. Er würde es schaffen.
Der schiefergraue Schiffsgigant der CHAJE raste näher, Fenji konnte ihn bereits mit bloßem Auge erkennen. Er drosselte die Geschwindigkeit weiter, um nicht am Schiff zu zerschellen - oder in dessen Schutzschirm zu verglühen, in den nur direkt vor den Schotten kleine Strukturlücken geschaltet worden waren.
Cha Panggus Meisterschüler zwang sich zur Ruhe und steuerte den Luftschlitten auf den konischen Turmaufsatz in der Mitte des torpedoförmigen, knapp anderthalb Kilometer messenden Raumers zu. Genau wie etwa zehn weitere Beiboote und Minigleiter - den Orteranzeigen nach exakt vier vor und viele hinter ihm. Zu viele, denn nicht allen würde die Einschleusung noch gelingen. Wer immer sie steuerte, sie waren Narren, dass sie das nicht erkannten oder wider besseres Wissen weiterflogen.
Fenji gab weiter Gegenschub, bis es ihm vorkam, als stehe er im All. Mit lächerlichen 300 Kilometern pro Minute kroch er auf die CHAJE zu ... genauer gesagt, auf das rettende Schott unterhalb des Turmaufsatzes.
Zwei Reflexe vor ihm verschwanden von der Ortung. Sie hatten es geschafft. Blieb noch eine Einheit, ehe er selbst an der Reihe war. Er gönnte sich den Luxus, genauer hinzusehen - es handelte sich um einen Zehnpersonengleiter der FEDJA-Klasse; ein sogenanntes Verhandlungsschiff. Bürokraten, dachte Fenji, und es war der erste erleichternde Gedanke seit der Hiobsbotschaft.
Als er einschleuste, lachte er.
Nach ihm gelang es noch einem einzigen Schiff, in diesen Hangar der CHAJE zu fliegen, dann schlossen sich die Schotten. Wie vielen Einheiten damit wohl der Weg zur Rettung abgeschnitten war?
Eine Durchsage hallte durch den Hangar: »Start in sechzig Sekunden. Beschleunigung mit Höchstwerten. Eintritt in den Weißraum bei fünfzehn Prozent Licht in genau fünf Minuten dreißig Sekunden.«
Fenji verließ seinen Luftschlitten nicht, sondern musterte die Orteranzeige. Genau wie er vermutet hatte, waren noch etliche Gui-Col-Einheiten außerhalb des Mutterschiffes verblieben. Die meisten trieben ab, hatten in stiller Akzeptanz ihres Schicksals einen Kurs zurück nach Vodyan eingeschlagen - das einzig Vernünftige. Mit etwas Glück konnten sie in einer unzugänglichen Region landen und sich dort verbergen, bis das Konsortium
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