PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
Schlackehaufen. Er zwang den Blick auf die Kontrollanzeigen. Der Schirm hielt, und es bestand keine Gefahr, dass er kollabierte.
Die aktuelle Belastung des Antriebs lag bei 143 Prozent.
Es blieben acht Minuten bis zum Eintreffen bei der stationären Position der CHAJE im Orbit über Vodyan.
Danach benötigte sein Luftschlitten etwa zwei Minuten zum Einschleusen.
Bis zum Aufbruch der CHAJE gab es also eine Toleranz von exakt einer Minute ... wenn alles glatt lief. Mit Cha Panggu zu diskutieren, war zwecklos. Fenji wollte gar nicht wissen, wie viele Gui Col auf Vodyan zurückbleiben würden, der Willkür des Konsortiums und den Bewohnern des Planeten ausgeliefert, die die ehemaligen Besatzer voller Hass verfolgen würden. Er konnte nur eins: erleichtert sein, dass er wahrscheinlich zu denjenigen gehörte, die noch rechtzeitig aus dieser Todesfalle entkamen.
Sein Luftschlitten erreichte die äußeren Atmosphäreschichten. Für einen längeren Aufenthalt im freien Weltraum war das Fahrzeug nicht konstruiert, doch die kurze benötigte Zeit würde es durchhalten. Zumindest hoffte Fenji das. Gewissheit gab es erst hinterher - oder in der Sekunde, in der die Struktur des Schlittens kollabierte und Fenji im eisigen Vakuum des Alls erfror und erstarrte.
Die CHAJE stand nur wenige zehntausend Kilometer im freien Raum, im Ortungsschatten eines kleinen Mondes. Fenji raste auf das Mutterschiff zu. Die Flammen rund um den Schutzschirm waren längst erloschen; er blickte scheinbar ungeschützt in die ewige Schwärze, in der die Sterne wie winzige Edelsteine glühten.
Irgendwo hinter ihm knackte und knarrte das Metall, als die Struktur des Luftschlittens unter der ungewohnten Extrembelastung zu versagen drohte. Mit einem hellen Sirren platzte direkt vor seinen Augen ein Stück der Lackierung von der Steuerkonsole. Blauer Staub rieselte durch die Luft, setzte sich auf seinen Kleidern ab.
Einen bangen Moment fragte er sich, ob Cha Panggu möglicherweise einen vorzeitigen Aufbruch befehlen konnte. Lächerlich, rief er sich selbst zur Ordnung. Panggu mochte ein Teufel sein, aber er hatte nicht nur ihm, sondern wohl jedem einzelnen seiner Männer klare Anweisungen gegeben. Dazu gehörte auch das korrekte Zeitfenster, das ihr Anführer unter keinen Umständen grundlos ändern würde. Sie alle waren Gui-Col-Piraten, ihrem Meister auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Cha Panggu opferte keinen seiner Männer ... zumindest nicht leichtfertig.
Aber jeder, der es nicht innerhalb der gesetzten Frist zurück in die CHAJE schaffte, würde zurückgelassen werden. Das Leben dieser Unglücklichen konnte das aller anderen nicht aufwiegen, denn wenn die Schiffe der Erleuchteten Kauffahrer erst einmal zum Angriff übergingen, war es um die CHAJE geschehen. Fünf Goldraumer des Konsortiums stellten eine unüberwindliche Übermacht dar - mit einer oder zwei feindlicher Einheiten hätte es die CHAJE aufgenommen, nicht jedoch mit derart vielen.
Fenjis Luftschlitten besaß nur sehr unzulängliche Ortungseinrichtungen, doch sie boten immerhin einen grundlegenden Überblick über das Geschehen.
Auf dem kleinen Schirm blitzten zahlreiche Reflexe auf. Beiläufig nahm Fenji die Zahl wahr, die automatisch an den Rand projiziert wurde: dreiundachtzig kleinere und kleinste Einheiten versuchten zurückzukehren. Fenji schätzte, dass mindestens die Hälfte zu spät kommen würde. Dennoch hieß das nichts anderes, als dass etwa vierzig Kleinsteinheiten nahezu gleichzeitig zur CHAJE gelangen würden. Diese schiere Menge konnte zur Katastrophe führen; es standen nur sechs Außenschotts zur Verfügung, und für geordnetes Einschleusen so vieler Einzelobjekte blieb keine Zeit.
Fenji wog die Risiken ab - und beschleunigte weiter.
Grellgrüne Warnsignale leuchteten auf, zugleich ertönte ein durchdringender Sirenenton. Fenji ignorierte die Hinweise auf das allzu Offensichtliche. Dass die Triebwerke inzwischen zu mehr als 160 Prozent ausgelastet waren, wusste er.
Es blieben drei Minuten, bis eine Explosion des Antriebs den gesamten Luftschlitten zerreißen würde.
Zwei Minuten und fünfzig Sekunden.
Auf dem Orterbildschirm beobachtete Fenji, wie er der CHAJE immer näher kam - und durch das unverantwortliche Beschleunigen im Verhältnis zu den anderen Rückkehrern aufholte. Er analysierte den Anflugwinkel. Schott Vier bot sich an. Er würde gleichzeitig mit etwa sechs weiteren Einheiten ankommen.
Zu viele. Sie konnten es nicht alle schaffen. Dennoch waren die
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