PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind
Wiederum kam graues Gewölbe zum Vorschein; Zva Pogxa, seiner Deckung beraubt, sprang erschrocken beiseite und verließ eilends den Raum. Aus dem so wundersam und freundlich eingerichteten Vestibül wurde allmählich ein kerkerähnlicher Bau. Hinter dem Schein lugte das Sein hervor.
Rhodan hielt den Atem an. Mehrere zerbeulte Eimer standen gegen die Wand gelehnt. Cha Panggu trat zu einem von ihnen und stieß ihn um, in seine Richtung. Blutrote Masse quoll daraus hervor, wie auch aus dem nächsten, dem übernächsten und allen weiteren.
»Das hier bleibt von Gefangenen des Gestänges übrig.« Der Gui Col beugte sich zu den Fleischresten hinab. »Hm ... mal sehen ... finde ich hier irgendwo einen Finger? Den Kopf? Oder die Gesichtshaut? Irgendetwas, anhand dessen ich dich davon überzeugen kann, dass dies einmal Saatin Sepehr war?«
Der Terraner konnte sich nicht länger zurückhalten. Er brüllte seinen Zorn und seine Verzweiflung in die Welt hinaus, stieß sich mit aller Kraft vom Sofa ab und schnellte auf Cha Panggu zu.
12 - Caadil Kulée
Sie erwachte in einem Himmelbett. Vögel zwitscherten, ein lauer Wind bewegte die Vorhänge am offenen Fenster. Es roch nach fremden, nach exotischen Gewürzen.
Sie richtete sich auf, trat mit wackligen Füßen auf den Balkon und blickte auf eine perfekt gepflegte Gartenlandschaft, die von gelben, übermannshohen Ziegelmauern umgeben war. Zwei Robotgärtner huschten durch das Gebüsch. Mal hier, mal da zupften sie an Gräsern und Ästen. Einer von ihnen brummte eine eingängige Melodie.
»Guten Morgen!«
Caadil drehte sich erschrocken um und blickte einem Gui Col ins goldene Antlitz. Es war Cha Panggu.
»Ich hoffe, du hast gut geschlafen?«, fragte er.
Die Pilotin schwieg. Ihr Herz schlug bis zum Hals.
»Du befindest dich in der Villa Panggaral«, fuhr der Tributier im Plauderton fort, als hätte er ohnedies keine Antwort erwartet. »Sie wurde vor vielen Jahren von meiner Frau entworfen und gestaltet. Chyi Xeyme besitzt einen auserlesenen Geschmack, nicht wahr?« Er hielt den Armtentakel von sich. Ein bunt gefiederter Vogel landete darauf und tschilpte fröhlich vor sich hin.
»Wo sind meine Freunde?«, fragte Caadil. Sie bemühte sich, möglichst unbeeindruckt von diesem friedlichen Paradies zu wirken. Es gelang ihr nur mangelhaft. Sie fühlte, wie sich Ruhe in ihr breitmachte. Trügerische, betäubende Ruhe.
»Alles zu seiner Zeit«, antwortete Cha Panggu. »Ich hielt es für besser, euch vorerst voneinander zu trennen. Aber mach dir keine Sorgen. Es wird ihnen nichts geschehen.«
Goldflitter regnete vom Himmel. Er erzeugte seltsame Lichtreflexe, die ihren Geist zu verwirren drohten.
»Was... was... «
»Du bist noch ein wenig schwach, meine Liebe. Die Aufregung ... du darfst dich nicht überanstrengen. Ich halte es für besser, wenn du in dein Bett zurückkehrst und noch ein wenig ruhst. Wenn du möchtest, rufe ich
meine Töchter herbei, damit sie dir Gesellschaft leisten.«
Der Flitterregen wurde stärker. Er fiel nun wie dicke Schneeflocken, die schmolzen, sobald sie die Pflanzen, Hecken und Bäume dieses Zaubergartens berührten. Sie vergingen in winzigsten Explosionen, die sich überdeutlich in ihr Sehen brannten und selbst dann nicht verschwanden, wenn sie die Augen schloss.
»Du wirkst verwirrt, Caadil Kulée.«
Ein Arm packte sie sanft, ein Armtentakel, und schob sie zurück, weg vom Balkon, weg von rasend schnell verwelkendem Grün, zurück in die Sicherheit ihres Raums. Hin zum Bett, das wie von Zauberhand frisch gemacht worden war. Ein goldener Roboter lüpfte die Decke für sie und strich das Laken glatt, nachdem sie sich auf die weiche Matratze gebettet hatte.
»Das alles ist Lug und Trug«, murmelte Caadil. Sie konnte kaum noch die Augen offen halten. Noch immer hallten die Mikroexplosionen in ihr nach und erzeugten diese seltsame, betäubende, betörende Wirkung. »Du möchtest mich beeinflussen. Du ... «
»Unsinn. Du machst Urlaub, Urlaub bei Freunden. Du wirst sehen: Wenn du das nächste Mal wach wirst, werden dir diese Erinnerungen wie ein schlechter Traum vorkommen. Mach dir keine Sorgen. Schlaf. Schlaf...«
Ihre Widerstandskraft erlosch. Sie gab sich einem klebrig süßen Schlummergefühl hin, streckte sich ein letztes Mal genüsslich aus und verlor sich in schönen, wilden Träumen, in denen sie ein strahlender Raumfahrer in goldener Uniform beglückte. Er war fantastisch. Er unterhielt sich mit ihr, er interessierte sich für sie und
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