PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind
Misstrauens?
»Ich weiß«, gab Rhodan unverbindlich zur Antwort. Es erschien ihm besser, den anderen Cyberoiden gegenüber nichts von seiner Unsterblichkeit und den wundersamen Heilimpulsen zu erwähnen, die der Zellaktivator durch seinen Leib jagte. Ein Blick zu Parizhoon und Kefauver reichte aus, um den beiden deutlich zu machen, dass sie ebenfalls schweigen sollten.
»Noch vor einer Stunde hattest du am ganzen Körper blaue Flecken«, meinte Karablangh. »Dazu Stichnarben und eine Wunde an der Schulter, die genäht werden musste. Alles scheint bestens zu verheilen.«
»Ich besitze ausgezeichnete Selbstheilungskräfte und erhole mich sehr rasch«, sagte der Terraner. »Das hilft mir auch in anderen, besonders delikaten Situationen. Wenn ihr wisst, was ich meine ...«
Irram Des und Karablangh verstanden seine Andeutung und begannen lauthals zu lachen. Kefauver fiel pflichtbewusst ein. Parizhoon hingegen musste sich umständlich erklären lassen, worin die Pointe in Rhodans Worten bestand - und provozierte dadurch weitere Heiterkeitsstürme.
Es tat gut, zu lachen. Natürlich klang es hysterisch, und natürlich hätten sie unter normalen Umständen keinen Gedanken an eine derartige Schlüpfrigkeit verschwendet. Aber unter den gegebenen Umständen wirkte die Heiterkeit befreiend. Und sie lenkte ab.
Einige Teile des Cybertrops blieben ihnen verschlossen. In einem von dicken Rauch- und Nebelschwaden durchzogenen Raum saßen Gui Col beisammen. Sie lachten und amüsierten sich, gut erkennbar durch mehrere Fenster. Als die Piraten die kleine Gruppe bemerkten, verstärkte sich ihre Heiterkeit. Sie stemmten mit den Armtentakeln schwere Krüge und prosteten in Rhodans Richtung, um sich gleich darauf irgendwelchen Schlemmereien aus einer großen, flachen Gemeinschaftsschüssel zu widmen.
»Wir zahlen es ihnen zurück«, murmelte Kefauver. »Nicht wahr, Perry?«
»Ja«, meinte der Aktivatorträger unsicher.
Er vermied den Blickkontakt. Die Augen des Söldnerführers lagen tief in den Höhlen, und sein Oberkörper zitterte. Kefauvers Zustand war erschreckend. Rhodan sah ihm an, dass er all seine Kraft aufbieten musste, um mit sich selbst klarzukommen. Während der Trainingseinheiten hatte er kräftig und konzentriert gewirkt. Er hatte funktioniert, so, wie er es von sich als exzellent geschulter Kämpfer erwartete. Er hatte keine Zeit zum Nachdenken gehabt. Nun aber, während der wenigen Ruhestunden, die ihnen vergönnt waren ...
Durch einen Antigravschacht schwebten sie eine Etage tiefer - und wurden angenehm überrascht. Freundliches Licht empfing sie auf der Ebene, die frappanterweise jener Illusion einer unendlich großen Wiese ähnelte, in die sich Rhodan vor wenigen Stunden gedanklich versetzt hatte.
Die Wärme eines lauen Sommernachmittags fühlte sich gut an. Das Wasser eines Baches plätscherte ruhig mäandernd vor sich hin, irgendwo zwitscherte ein exotischer Vogel, eine sanfte Brise strich über das Gesicht des Aktivatorträgers. Die Gui Col sind Meister im Erzeugen von Illusionen, dachte er.
Er zögerte, bevor er die Grasnabe betrat. Warteten auch hier Gefahren auf sie, oder stand dieses Deck tatsächlich für ihre Rekreation zur Verfügung?
Rhodan zog seine Schuhe aus; es war ein komplizierter Vorgang, der ihn allzu schmerzlich an die operativen Eingriffe an seinen Händen erinnerte. Aber irgendwie gelang es ihm, die Verschlüsse zu lösen. Mit nackten Füßen spazierte er weiter ins Grün hinein, ohne auf seine Begleiter zu achten.
Er folgte einem Trampelpfad, der zur Kuppe eines kleinen Hügels führte. Oben angekommen, atmete er die frische, würzige Luft ein und drehte sich im Kreis. Die Illusion war nicht perfekt. Es existierten Wände und Abgrenzungen. Die Gui Col gestatteten ihnen nicht, sich all zu lange in Fantasien zu verlieren. Der Aufenthalt im Erholungsdeck sollte ihnen ein wenig von der Lebensfreude zurückgeben, die sie während der letzten Stunden verloren hatten. Damit sie bei der nächsten Einheit wieder zufriedenstellende Leistungen bringen konnten.
Der Terraner folgte weiterhin dem Pfad, hinab zu einem kleinen, aus maximal zwanzig Häusern bestehenden Dorf auf der anderen Seite des Hügels. Mehrere kleine Wagen warteten am Eingang des Weilers auf ihn. Sie ähnelten jenem, das ihn zur Villa Panggaral gebracht hatte.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Kefauver, der ihm gefolgt war. »Was sind die Gui Col bloß für Wesen? Auf der einen Seite quälen und töten sie uns, auf der
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