PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten
beschnupperte, beäugte, was von ihm wissen wollte. Es hat etwas mit dem Thron zu tun.
»Und jetzt?«, fragte er kalt.
»Jetzt«, sagte Cha Panggu, »werden wir uns duellieren.«
»Welche Bedingungen? Welche Waffen?«
»Wir selbst sind die Waffen«, sagte der Gui Col. »Alles, was wir sind. Alles, an das wir uns erinnern ... «
Vorsicht, mahnte Rhodan sich. Vorsicht...
»Dies ist von allen Orten der Welt der, an dem du am wenigsten sein solltest«, tadelte die junge Frau. Sie schaute ihn aus grauen Augen an, ein überraschtes Lächeln, das mittelblonde Haar nach hinten gestrafft und von einem einfachen blauen Band zusammengehalten.
Rhodan schloss die Augen und atmete aus, tief, bis kein Rest von Sauerstoff mehr in seinen Lungen war. Wie recht sie hatte.
Sie stand an einem Schreibtisch, auf die gestreckten Arme gestützt, das eine Bein hinter das andere geschlagen. Die Ruhe selbst. Die Analytikerin, die sie immer gewesen war.
»Wo ist deine Mutter?«, fragte Rhodan, nachdem er sich etwas Gelassenheit erkämpft hatte.
»Ich war mir unsicher, ob ich ihre Mutter zulassen sollte«, hörte Rhodan eine unangenehm vertraute Stimme. Er wandte sich um.
Am Panoramafenster stand, mit dem Rücken zu ihm und der Frau, Cha Panggu und blickte über New Taylor. Hinter der Skyline mit dem Turm der Weißen Träume, dem Glaspalast Swarovski & the Juwels of Eugaul, geschwungen wie ein Schwanenflügel, und dem Harrods Tower zeichneten sich die Umrisse von Big Ben ab, des höchsten Berges von Plophos.
Cha Panggu hatte einen langen, dünnen Arm aus dem Plasmafundus gebildet und ihn sich zweimal um den Leib gewunden, wie um sich zu
wärmen. Er schaute Rhodan nicht an, sondern hinab in den Park, in die Straßen der Stadt. Die Sonne Eugaul ging allmählich unter. Es wurde Abend.
Kein Geräusch drang aus dem Park oder den Straßen durch die Panzerplastscheiben in den Raum. Immer wieder aber blitzte es dort unten auf, als zöge ein unwirklich stummes Gewitter knapp über den Boden hin.
Rhodan richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die junge Frau. »Wo ist sie? Wo ist Mory?«
Einige Schritte abseits des Tisches warf ein Holoprojektor ein Bild in den Raum. Es präsentierte offenbar eine Art Talkshow, eine Gesprächsrunde. Rhodan las das Datum: 19. Februar 2931 TS - Terra-Standard.
Panggu war neben ihn getreten, zog mit dem langen Arm einen Pneumosessel zu sich heran und ließ sich mit einem leisen Ächzen hineinfallen. Der Arm versank in der Gebildegrube. Der Plasmafundus sonderte einen süßen, rauchigen Hauch ab, wie Pfeifentabak. »Sie wird noch heute sterben, deine Mory«, sagte der Gui Col. »Was für ein Jammer.«
»Wer ist das?«, fragte die junge Frau. »Wie kommt er hierher? Wie kommst du hierher?«
»Ich bin Cha Panggu, Tributier der Gui Col. Ein entfernter Bekannter deines Vaters, Suzan Rhodan. Sehr erfreut, an dich erinnert zu werden.«
»Ein Freund?« Suzan sah Rhodan zweifelnd an.
Rhodan lachte abwehrend. »Was geschieht hier?« Er starrte Cha Panggu an. Die Grubenaugen des Piraten blieben unbewegt. Der Gui Col antwortete nicht.
»Wo ist Mory?«, richtete Rhodan sich wieder an Suzan.
»Mutter ist irgendwo hier, im Blaustern-Gebäude. Wo sonst?« Suzan wirkte erstaunt. »Sie ist längst aus der Griegh-Rebinsoon-Klinik zurück und, ja, der Zweite Obmann wird es überleben, und ja, es gab kleinere Probleme auf dem Rückflug. Das wolltest du doch fragen?«
»Blauer Marmor«, sagte Cha Panggu bewundernd. »Fantastisch!«
Das Blaustern-Gebäude war der Regierungssitz des Obmanns von Plophos, ein Bauwerk von sternförmigem Grundriss, verkleidet mit blauem Marmor.
Rhodan schaute verwirrt zwischen seiner Tochter und dem Gui Col hin und her. Das Datum ... Der 19. Februar 2931. »Sie wird noch heute sterben. Ein Jammer.«
»Das ist alles so lange her«, sagte Rhodan und schloss die Augen. So lange her. Über 2000 Jahre. Meine Tochter ist seit über 2000 Jahren tot. Wie ihre Mutter ermordet beim Panither-Aufstand in Taylor-City auf Plophos. Hier.
»Du hast ihren Tod leider versäumt«, sagte Cha Panggu. »Wirklich beklagenswert. Überhaupt: Kinder sollten nicht vor ihren Eltern sterben. Es ist nicht gerecht.«
Rhodan hielt die Augen geschlossen. Er presste die Lippen aufeinander und dachte: Es ist lange her. Er greift auf mein Gedächtnis zu. Ich weiß nicht, wie er das macht; ich bin mentalstabilisiert. Vielleicht nichts als eine simple Taschenspielerei. Eine Suggestion. In Wirklichkeit sitze ich weiterhin auf
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