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PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

Titel: PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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ersten Regentropfen fielen, groß und weich und klatschend. Rhodan blickte über den Rasen seiner Villa. Das Gewitter würde ihm guttun. Er spürte den Regen in seinen Nacken rinnen, in den Nacken Suzans.
    Am anderen Tag lag Suzan im Bett und fieberte. Ihr Körper glühte. Er hatte alle seine Termine abgesagt.
    »Mach mal, Pa, und bleib zu Haus«, hatte Reginald Bull gesagt. »Geb ich eben den Großadministrator. Du wirst staunen, wie schnell du bei den Menschen in Vergessenheit gerätst.« Dann, mit leicht verstellter Stimme: »Rhodan, Rhadon - wer war das gleich?« Ein grimmiger Blick, der ganz und gar danebengeriet.
    Beide lachten. »Familienmensch«, hatte Bull noch gegrummelt.
    »Solltest du auch mal probieren, Bully.«
    »Gib mir nicht immer Befehle. Und jetzt verschwinde. Und drück Suzy von mir.«
    »Zu Befehl«, hatte Rhodan gelacht.
    Er saß neben ihrem Bett. Juli 2409. In drei Wochen würde Suzan vier Jahre alt werden. Ihre Lippen rissig von Fieber, sagte sie: »Lies weiter.« Es klang matt. Vielleicht matter, als sie sich tatsächlich fühlte.
    »Ich dachte, du schläfst.«
    »Nein. Lies weiter.«
    Im Hintergrund des Zimmers stand der Medoroboter, aufmerksam, abwartend. Er trug eine lächerlich bunte Schürze um die Hüfte gebunden, auf deren Holosegment sich ein paar aktuelle Trickfilmhelden tummelten. Tipp und Tupp, die beiden Weltraumkängurus. Sie schlugen gerade Wunko, dem fiesen Beutelwolf, ein Schnippchen. Rhodan seufzte. Dank Suzys Holokonsum kannte er sich in der letzten Zeit im Tipp-und-Tupp-Universum besser aus als in der Wirklichkeit des Solaren Imperiums.
    »Und?«, fragte Rhodan, zum Roboter hin. »Haben wir Erfolg? Lässt ihr Fieber schon nach?«
    »Wenn Sie wünschen, dass ihr Fieber sinkt, wird eine schlichte Medikamentation ...«
    »Die wir nicht wünschen, weil wir der Meinung sind, dass ein Körper seine Abwehrkräfte ruhig einmal trainieren soll, nicht wahr?«, unterbrach Rhodan den Medorobot.
    »Wenn Sie es wünschen, wünsche ich es auch«, lenkte die Maschine ein.
    Rhodan las ihr also weiter vor aus einem Buch, das er antiquarisch erworben hatte. Es war ein Roman aus der Trixie-Belden-Reihe, die er selbst bislang nie gelesen hatte.
    Mädchenkram.
    Aber dann hatte er sich daran erinnert, dass die Mädchen seiner Klasse für Trixie Belden geschwärmt hatten und für deren Rotkehlchen-Club, der nicht nur wohltätig war, sondern nebenbei in Sleepyside, dem Heimatort der Bande, auch mysteriöse Fälle löste. Eigentlich hätten diese Geschichten für Suzan noch zu schwierig sein müssen, aber sie lauschte und rätselte mit.
    Wie Trixie schien sie ein wenig für einen gewissen Jim Frayne zu schwärmen, den Waisenjungen, der von seinem Vormund geschlagen worden war und von dem er ausgerissen war. Die Eltern von Honey Wheeler, Trixies bester Freundin, hatten ihn schließlich adoptiert.
    »Wer ist das?«, fragte Suzan. Sie sah an Rhodan vorbei, und für einen Augenblick dachte er, sie würde im Fieber halluzinieren, Trixie oder ihren Jim ins Zimmer fantasieren. Als er sich umsah, entdeckte er Cha Panggu auf einem Stuhl bei der Wand sitzen. »Lies weiter«, sagte der Gui Col munter. »Wir sind sehr gespannt, wie Trixie diesen verzwickten Fall lösen wird.«
    Das will ich nicht. Ich will nicht, dass er hierhin vordringt, dachte
    Rhodan. Wieso habe ich es nicht verhindert?
    »Du hast ihren Tod leider versäumt«, sagte Cha Panggu. »Wirklich beklagenswert. Warst du bei ihrer Geburt dabei? Am 16. August 2405, nicht wahr?«
    »Verschwinde«, zischte Rhodan. Am 16. August 2405. Er war nicht dabei gewesen. Er hatte von Suzans und Michaels Geburt in Andromeda erfahren. Auf einem Raumschiff. An Bord der CREST III.
    »Ist er böse?«, fragte Suzanne. »Ist er ein Teufel?«
    »Das ist eine gute Frage«, sagte Cha Panggu nachdenklich. »Sie ist ein kluges Kind. Dein Sohn ist sicher auch klug. Eine kluge Tochter. Ein kluger Sohn. Eine kluge Frau. Was für eine klugscheißerische gesegnete Familie!«
    Rhodan sprang auf und traf alle Anstalten, sich auf den Gui Col zu stürzen. Suzan hielt ihn am Handgelenk fest. Ihre vom Fieber erhitzten, nassen Finger. »Geh nicht«, sagte sie. »Lies weiter.«
    Und er las und er las und er las, während Suzan und Michael heranwuchsen.
    Seine Zwillinge. Die klugen Kinder einer klugen Mutter. Die gesegnete Familie.
    Rhodan fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schaute auf die Uhr. Ja, er hätte längst zurück gemusst in die Regierungszentrale oder nach Imperium Alpha.

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