PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten
Handelsgüter gab, die Kundschaft auf Dunnee hätten locken können. Was hätte Dunnee auch zu bieten gehabt?
Irgendeine Art von Gebäck, ein Biskuit oder Keks, der seiner Konsistenz wegen in ganz Andromeda gefürchtet war.
Kein Wunder, dass der interstellare Handel im Tai-System nicht eben florierte.
Warum also landete man überhaupt auf Dunnee?
Der Planet im Schoß der Dunkelwüste galt als zwielichtiger, darum aber auch sicherer Hafen - wenigstens für all diejenigen, die sich der Verfolgung der interstellaren Behörden Andromedas erfreuten.
Jener Behörden, die damals noch unter dem Diktat der Meister der Insel standen. Wir dürfen also annehmen, dass unter den Asylsuchenden nicht nur alternde Halsabschneider und ein Potpourri von Schuften aller Art auf der Suche nach einem ruhigen Refugium für den Lebensabend waren, sondern auch manch ein politischer Flüchtling aus den Zentren der galaktischen Macht.
Außerdem hatte Dunnee es, wer will das leugnen, in ganz verschiedenen Schichten der andromedanischen Multikultur zu einiger Berühmtheit gebracht: die, wie die Terraner wohl sagen würden, Jeunesse doree der Tefroder behandelte ihn ebenso als Geheimtipp wie die greisen
Wirtschaftskapitäne der tefrodischen Militärindustrie; gaidsche Raumpiraten und entlaufene Duplos trafen sich hier zum Stelldichein; Spione, Nachrichtenhändler und Drogenkuriere flanierten über die Straßen von Orwicc, der Hauptstadt des Planeten.
Orwicc beherbergte nämlich die einzige echte Sehenswürdigkeit Dunnees. Wanderte man vom Sternenport aus die Avenue der Dämmerung entlang Richtung des Regierungspalastes - ein alberner Monumentalbau von quadratischem Grundriss, dessen vier Fassaden vier Gesichter zeigten, angeblich die Portraits der befähigtsten Tamregenten Dunnees gelangte man an eine Kreuzung. Links ging es ich weiß nicht wohin; rechts führte eine Straße steil bergan, die Allee der Goldenen Düsternis.
Der Himmel über Dunnee war nämlich so etwas wie eine kosmische Kuriosität. Die Dunkelwüste schirmte den Himmel von allem Sternenlicht ab und der hätte eigentlich einer glatten, schwarzen Schale gleichen müssen.
Tat er aber nicht.
Denn das Licht einiger nahen Sonnen konnte zwar die Staubschicht der Wolke nicht durchdringen, den Staub selbst jedoch hin und wieder entzünden und zum Glühen bringen.
Nun glühte nicht die ganze Wolke, aber es war, als ob golden leuchtende Schleier und Schlieren den Nachthimmel durchwebten, als ob sanfte, kostbare Lichtsträhnen ihn in immer veränderlichen Mustern marmorierten.
Das war, was man die Goldadernacht nannte.
Mag sein, dass nicht wenige Gäste kamen, um eben dieses Naturschauspiel zu betrachten. Und von keinem Ort auf Dunnee aus war die Goldadernacht so gut zu beobachten wie von dem Gipfel des Hügels, auf den die Allee der Goldenen Düsternis führte.
Andere aber strebten die Allee aus einem anderen Grund hinauf. Die Straße war gesäumt von Gasthäusern und Restaurants. Kurz vor dem Ende der Häuserzeile befand sich der Rokk. Heißer Stein & Fisch, nicht nur eine üble Kaschemme, nein, sondern das bekanntermaßen schlechteste Gasthaus des bekannten Universums.
Die Bedienung zu Wutausbrüchen geneigt, dann taub und stumm, dann wieder drängten sie dem Gast wie von einem religiösen Eifer erfasst und zu Zwangsbekehrungen bereit die Tagesempfehlung auf; die Stühle und Tische gesättigt von den Relikten der Gelage versunkener Epochen; die Speisekarte irreführend, hämisch und verlogen; die Preise eine Kriegserklärung; die Gerichte selbst - nennen wir sie eine Mutprobe, das kommt der Sache am nächsten. Fast immer hieß es im Zusatz >nach Laune des Chefs<, und die Laune des Chefs war stets verheerend.
Dass außerdem die Bedienung sich um Schnickschnack wie die richtige Zuordnung von Gast und Bestellung nicht scherte, sondern Teller und Tassen nach Belieben verteilte, und die Portionen zu klein waren, versteht sich von selbst.
Dennoch hatte das Haus Rokk etliche Stammgäste. Sie lasen die Karte, schrien nach der Bedienung, die sich in den zahllosen Korridoren und Kammern des Hauses miteinander oder mit zahlender Kundschaft vergnügte; sie maulten und nörgelten und aßen am Ende, was ihnen aufgetischt wurde, mit Widerwillen.
Sie klagten über die unverschämt hohe Rechnung; sie drohten mit rechtlichen Schritten; sie zahlten mit abgezählten Münzen; sie verfluchten das Haus.
Und kamen anderntags wieder.
Warum?
Manche sagen, dass nichts die Menschen so sehr
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