PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten
Zuschauer riefen der Riesenspinne ihre Tipps zu und warfen Wertstäbchen auf das Brett. Der
Hütchenspieler harkte sie geruhsam mit einem Rateau ein. Dann hob er die Zylinder nacheinander an. Die ersten vier waren leer; unter dem fünften hockten zwei der winzigen Gestalten, dürre Ärmchen umeinandergeschlungen. Die Mehrheit der Zuschauer äußerte sich enttäuscht, nur ein Wesam Ghy freute sich hörbar. Der Hütchenspieler hielt die beiden Winzlinge mit seiner Greifklaue fest. Er sagte in sangvollem Lozomoot: »Dem Herrn die beiden Dellcen wie belieben?«
»Einen sofort, den anderen kühl«, bedeutete der Wesam Ghy.
»Wie der Herr die Dellcen wünscht«, sagte das Spinnenwesen. Es manipulierte mit der anderen Greifklaue das Gerät, das einem Torbogentransmitter glich, und warf einen der Dellcen durch das schwarze Feld. Mit einer kaum merklichen Verzögerung erschien das kleine Lebewesen auf der anderen Seite: gebraten und nach pfeffersüßen Gewürzen duftend.
Der Hütchenspieler bot dem Wesam Ghy die Speise auf einem schmalen, hölzernen Tablett dar. Anschließend veränderte er die Einstellung an dem Torbogen wieder und warf den zweiten Winzling hindurch. Es erschien auf der anderen Seite, schockgefroren. Der Spinnenmann verpackte den eisüberzogenen Dellcen in eine durchsichtige, straff gespannte Folie und übergab sie dem Wesam Ghy, der noch auf dem ersten Dellce herumkaute.
Rhodan und Caadil sahen sich ungläubig an.
»Sind das Intelligenzwesen?«, raunte Rhodan ihr zu.
»Es sind lebendige Wesen«, sagte sie. »Haben nur die intelligenten ein Recht zu leben? Die Dummen dürfen gefressen werden?«
»Wir können nicht alles und jeden retten«, sagte er und fasste sie am Ellenbogen, um sie weiterzuziehen.
»Vielleicht sind sie nur eine Art Pflanzen. Wurzeln vielleicht, die ein wenig aussehen wie ein Lebewesen mit höherem Bewusstsein. Alraunen.«
In diesem Moment öffnete der Hütchenspieler eine Klappe zum Käfig. Er griff zwei Dellcen heraus. Sie strampelten heftig mit einem ganzen Bündel dürrer Beine und riefen mit dünner Stimme etwas. »Mörderers!«, hörte Rhodan. »Uns töten neinbittenein!« Etwas eigenartiges, aber verständliches Lozomoot.
Caadil sah Rhodan vorwurfsvoll an. »Alraunen.« Rhodan fasste in seine Tasche und klimperte mit den Wertstäbchen. Er glaubte zu sehen, wie der
Spinnenmann die Dellcen mit einem Dorn ritzte, der aus seiner Klauenhand wuchs. Die kleinen Wesen wurden apathisch. Der Hütchenspieler legte die beiden auf die ockergelbe Spielfläche. Sie rührten sich nur zaghaft. Er stülpte den Zylinder über sie.
Das Spiel begann. Mit unheimlicher Leichtigkeit, scheinbar nachlässig, aber mit jedem Griff präzise, verschob der Spinnenmann die Zylinder. Dann zog er seine Arme zurück, wedelte mit der Geldharke und sagte: »Bitte was an Damen und Herren anwesend ist und zu spielen wünscht, um Einsatz.« Die Zuschauer warfen Wertstäbchen und zeigten auf diesen oder jenen Zylinder.
Rhodan und Caadil sahen sich an.
»Der ganz linke«, sagte Caadil.
»Sicher?«, fragte Rhodan überrascht.
»Nein.«
Rhodan nahm ein Wertstäbchen, zögerte und setzte es auf den Zylinder in der Mitte.
Der Hütchenspieler hob die Zylinder einen nach dem anderen an. Die beiden Dellcen lagen unter dem Zylinder ganz links.
»So ein Glück!«, rief Rhodan. Der Spinnenmann rückte seine verspiegelte Brille zurecht und fragte: »Welches Glück gehabt zu haben erfreut den Herrn? Den Aufenthalt der Dellcen hat, wenn meine Augen mich nicht betrügen, er nicht erraten.«
»Ich lobe dein Glück«, sagte Rhodan, zog zugleich mit einer fließenden Bewegung den Strahler, aktivierte und richtete ihn auf den Spinnenmann. »Dein Glück, diesen Tag überlebt zu haben. Eventuell.«
Auch Caadil hatte ihre Waffe gezogen und feuerbereit gestellt. Sie kratzte sich mit dem Lauf kurz an der Wange und lächelte die Zuschauer vielversprechend an. Man wich zurück.
»In der Tat«, sagte der Spinnenmann und blickte in die Abstrahlöffnung von Rhodans Strahler. »Was rät der Herr mir, mein Glück zu befördern?«
»Er rät dir, das Glück der Dellcen zu befördern und sie freizulassen.«
»So paart sich mein Glück mit meinem Ruin«, sagte der Spinnenmann.
Rhodan griff wieder in die Tasche und warf ihm einige Wertstäbchen zu. »Wendet das deinen Ruin ab?«
Der Spinnenmann antwortete nicht. Er öffnete den Käfig. Die Dellcen krabbelten heraus, sprangen vom Tisch auf den tief unter ihnen liegenden
Boden,
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