Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

Titel: PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
Regionen des Gehirns, wo der Geist sich selbst archiviert, wo, was er erlebt und gedacht und gefühlt und gefürchtet hat, umgemünzt wird in Erinnerung.
    Der Schwärm biss von dieser Erinnerung ab, fraß sich satt, nahm Stück um Stück vom Eigentümlichsten der Schläfer, verleibte sich das Fundament ihres Selbst ein, bis sie nichts mehr waren als blanke Gegenwart.
    Was tun? Wer waren diese Erinnerungsfresser? Wer hatte sie geheißen, diese Beute zu machen? Lebten sie; waren sie synthetische Gebilde? Waren sie eine Krankheit, eine Plage; waren sie die Sonden einer andersartigen, unverständlichen Zivilisation?
    Man nannte sie die Fliegen.
    Man wusste nicht, wie sie bekämpfen.
    Eines Tages, als alles verloren schien und die Welt der Vergessenheit selbst in Vergessenheit zu versinken schien, als längst kein Schiff mehr von Ceydemes startete, kein Funkruf mehr die Quarantäneflotte um Hilfe bat, diese Schiffe, deren Besatzungen, da sie hilflos waren, jeden Hilferuf fürchteten, eines Tage also schien es, als würde sich das Lied der Tripodone ändern, als erzeugten sie, wenn sie an den Ufern ästen, eine neue Melodie, lockend und alarmierend zugleich.
    Und da erhoben sie sich aus den Ungründen der Savanne, aus den Schichten der Erde, nie gesehene Tiere, Spinnen, leicht und glänzend, wie die silbernen Schatten der Sterne.
    Und wie die Sterne waren es Myriaden von ihnen.
    Ich mache es kurz, weil du müde bist und schlafen willst. Und weil du ruhig schlafen sollst:
    Sie erhoben sich in den Nachtwind, sie trieben auf die zahllosen Schläfer zu und weideten die Fliegen ab von ihren Schläfen.
    Sie gaben den Schläfern die Erinnerungen zurück, ganz und gar.
    Nun ja, manchmal vertauschten sie das eine mit dem anderen, puzzelten in Kleinigkeiten ein anderes Ich zusammen, als die Schwärme vorgefunden hatten.
    Was ist schon vollkommen.
    Dann tauchten sie wieder unter in ihre Welt unter der Savanne, und die Posaunen der Tripodone kehrten zurück zu den alten Melodien.
    Deswegen, Caai, ist es schön, unter dem Sternbild der Platinspinne zu wohnen.
    Sie bewacht unseren Schlaf. Sie bewacht unsere Erinnerung.
    Sie wehrt den Fliegen.
    Und wenn wir manchmal aufwachen mit Erinnerungen, die nicht ganz und gar die unseren sind - was ist schon vollkommen?«

Besseriu
    Caadil Kulée rüttelte ihn behutsam an der Schulter. »Komm schon«, sagte sie leise. »Alle anderen sind wach.«
    Rhodan schaute sich um. Außer ihnen beiden saß niemand mehr auf den Bänken aus Hartplastik. »Alle anderen?«, fragte er.
    Caadil wies auf das schmale Fensterbrett. Dort saßen die beiden Däumlinge, offenbar beide munter, und blickten hinaus auf die langsam vorbeistreifende Gegend.
    »Sie heißen - ach, stellt euch dem Herrn Residenten bitte selbst vor.«
    »Fedennec ich«, sagte der erste.
    »Bhasul ich«, sagte der andere. »Wir zweide voller Dankeschön übers Gerettetetsein.«
    »Gern geschehen«, sagte Rhodan. Er beugte sich nach vorn und sah ebenfalls aus dem Fenster. Je weiter sie kamen, desto sonderbarer wurde der Pier. Er uferte in diesem Abschnitt offenbar unregelmäßig aus, wölbte sich mal auf der einen, mal auf der anderen Seite weit ins Meer, wie man gut sehen konnte, wenn zwischen den Bauwerken breite Schneisen Ödland freie Sicht gewährten bis auf die Randbezirke der Brücke.
    Am linken Rand erhob sich eine beinahe stalinistische Architektur, monumentale Bauwerke, durch schräg gestellte zusätzliche Stützpfeiler im Meer verankert, zugleich spröde und triumphal und, wie Rhodan den blinden Fenstern entnahm, verlassen.
    Verlassen wie die Straßen.
    Die Bahn hielt. Sie stiegen aus, die letzten Passagiere. Bis zum Ende des Piers mochten es noch zwei, vielleicht drei Kilometer sein.
    Ohne erkennbares Muster standen Laternen, mal in kleinen Haufen, mal allein, mal in der Andeutung einer Reihe, und erzeugten ein warmes Gaslicht. Obwohl niemand auf dem Platz, den sie nun überquerten, zu sehen war, war es ohrenbetäubend laut. Rhodan sah etwas wie eine monströse vorsintflutliche Achterbahn, ein Schienengestänge, das steil auffuhr, noch steiler abstürzte, in unglaubliche Kurven ging, in Loopings. Der Wagenzug, der irrwitzig schnell über die Schienen jagte, musste hin und wieder Lücken überspringen, setzte durch die Luft, kam wieder auf, ratterte weiter.
    Waren diese Lücken im Schienennetz geplant? Oder waren sie mit der
    Zeit entstandene, nicht mehr reparierte Fehler im System?
    Alle Wagen waren unbesetzt, hielten nie an, begannen

Weitere Kostenlose Bücher