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PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

Titel: PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Kontinentes, der die nördliche Hemisphäre von Airmid bedeckte, lagen die Inseln hinter dem Horizont. Nicht einmal von den Piers aus waren sie sichtbar.
    Aber es sollte alten Legenden zufolge einen Ort in der Stadt geben, von dem aus man die Inseln sehen konnte - ob mit bloßem Auge oder mit einem Fernglas, wusste Gaio Pancib nicht: vom Berg Mongruad aus, der sich in der Nähe des Piers Caepann erhob.
    Warum weiß ich so wenig über euch?, dachte Pancib.
    Er schaute dem Sidhee ins Gesicht. Es war ein flaches Oval, das wie aus schwarzem, polierten Marmor wirkte. Die Augen lagen tief in den Höhlen, weiße Augäpfel, regengrüne Iriden.
    Von der Schläfe bis zum Kinn spannte sich das hauchdünne Gespinst ihres Hör- und Riechorgans. Es war ein makelloses Gesicht und wirkte trotz seiner Unbewegtheit ausdrucksstark.
    »Gesprächsblumen, junge oder wohl unterrichtete Gesprächsblumen nach deinem Wunsch«, warb der Sidhee.
    »Gib mir eine«, sagte Pancib.
    »Welche?«
    »Welche kannst du mir empfehlen?«
    »Die Jungen kannst du lehren. Mit den Älteren reden.«
    »Sind sie kluge Gesprächspartner, die Älteren? Woher bezieht ihr sie?«
    »Von dort, wo sie wachsen.«
    Pancib lachte. Daher also. »Gib mir eine.« Der Sidhee teilte mit seiner freien Hand den Strauß, strich einigen Blumen prüfend über die Blüte. Einige summten zufrieden, andere warfen dem Sidhee einzelne Worte zu.
    Pancib fühlte sich ergriffen von der einfachen Handlung, schaute den Bewegungen zu.
    Die Hand so schwarz wie das Gesicht. Glatt und eben. Lebendig gewordener Marmor.
    Endlich hatte er ein geeignetes Exemplar gefunden. Pancib erkundigte sich nach dem Preis.
    Er klang vernünftig.
    Pancib tastete in seiner Tasche nach den Stäbchen, die leise klirrten. Während er die Stäbchen mit den Fingern sortierte, fragte er: »Lehrst du die Blumen selbst? Oder verkaufst du sie nur?«
    »Alle Sidhees dienen«, sagte der Sidhee.
    Wie man's nimmt, dachte Pancib. »Wem dienen sie?«, fragte er nach.
    Der Sidhee reagierte nicht. Pancib wiederholte seine Frage und erhielt wieder keine Antwort.
    »Wie heißt du?«, fragte er.
    Der Sidhee schwieg und hielt ihm weiter die Gesprächsblume hin.
    Pancib nahm ihm die Blume ab und reichte ihm die Wertstäbchen -zwei mehr, als der Sidhee verlangt hatte.
    Der Sidhee nahm die Stäbchen wortlos entgegen, zog den Pfropfen aus einer Tasche seines Hutes, führte die Stäbchen ein und pfropfte die Tasche wieder zu.
    Pancib spürte eine leichte Erregung, einen schwachen Ärger darüber, dass der Sidhee ihm so ausweichend geantwortet hatte. Gar nicht geantwortet hatte, verbesserte er sich.
    Aber die abgrundtiefe Schönheit der Gestalt, die vor ihm stand, das marmorne Gesicht ohne Fehl, die ebenmäßigen Hände löschten seinen Unmut aus wie das Licht Cairpres im Zenit den Schatten.
    Der verwaschene Mantel, in den der Sidhee eingeschlagen war, und der dürftige Hut mit den verpfropften Taschen unterstrichen nur den Glanz seiner Erscheinung.
    Der Sidhee setzte sich in Bewegung und verwischte zu einem Schemen. Als er vorüberging, hörte Pancib ein Flüstern, das ohne Weiteres den Lärm im Waggon, das Geplärr der Fauten-Trilette und das stete Gerede der anderen Fahrgäste durchschlug wie ein Blitz, der ausschließlich seine Augen erleuchtete: »Ich heiße Andrum Mechenem, Herr.«
    Dann war der Sidhee fort.
    Nach und nach waren die Fauten-Trilette lauter geworden. Pancib konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob sie stritten oder sich nur in ihrer Begeisterung immer weiter ereiferten. Die Themen taumelten haltlos durcheinander: der Einfluss von Flidhais und Donn auf die Psyche der Fauten und der anderen Bewohner der Stadt; eine zu erwartende Steuererhöhung, über die das Taghaus ihres Sektors ein vielsagendes, ja lärmendes Schweigen bewahrte; eine Sichtung der Zitadelle des Allgemeinwohls in der Nähe des Piers Strennetsch, wo die Nennetti revoltierten nach altem Nennetti-Brauch.
    Pancibs Handtelefon brummte. Er griff in die Tasche und meldete sich.
    »Gaio! Wo steckst du? Was trödelst du? Hast du Kunden, wie ich sie wünschte, gefunden?«
    Er seufzte. Das war Gonddo Munussajes Stimme. Pancib sagte: »Ich bin auf dem Weg zum Hotel. Ich trödele nie. Ich habe noch keine geeigneten Kunden gefunden.«
    »Wenn du die geeigneten nicht findest, nimm ungeeignete. Nimm irgendwen!«, verlangte Munussaje. »Mach dich nützlich, Sklave!«
    »Ja«, sagte Pancib. »Ich sehe mich alsdann nach ungeeigneten Kunden um.«
    »Pancib, du wirrköpfiger

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