PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten
»Was glaubst du?«, fragte er die Blume. »Wohin gehen wir?«
»Heim«, sagte die Blume. »Am Ende gehen alle heim.«
Pancib lachte.
Yrin regte sich in seinem Nacken, biss behutsam zu. »Wach bin«, sagte der Maccarney. »Soll ich den geschwinden Schritt tun?«
»Wozu?«, fragte Pancib. »Wir sind gleich im Hotel.«
Zwei Cousimini überholten Pancib. Pancib spürte, wie Yrin schnupperte. Cousimini waren in den hiesigen Sektoren ein seltenes Bild. Sie stammten von Hohltieren ab und ähnelten einer anderthalb bis zwei Meter großen Kanne oder Karaffe mit zwei Öffnungen: einer nach oben, einer zur Seite - wie eine Ausschütte.
Ihr Äußeres war transparent; Pancib konnte die Blutlinien im Mantel
sehen; sehen, wie das grünblaue Blut pulsierte, die Herzen pochten.
An der Unterseite ihres Leibes befanden sich eine Unzahl von Füßen oder Stummelbeinen; darauf scheinen sie über den Boden zu gleiten. Sichtbare Sinnesorgane besaßen sie nicht.
Aber selbst diese fremdartigen Wesen wirkten auf Pancib wie in unaufschiebbaren Geschäften unterwegs, fieberhaft, fast fluchtartig.
Bald waren die beiden Cousimini im Gewühl der Straße untergegangen. Ein Gewühl war es, denn die Nachtwachen strömten hier geradezu aus den Emotiotheatern und Speiseschenken, aus den Auktionskiosken und Bordellen, Musikklubs und Seelenwanderungsbasars.
Dieses unentwegte Unterwegssein. Was bedeutet es?, fragte sich Gaio Pancib. Was ist mit ihnen? Was ist mit mir? Was treibt uns an? Was geht vor in dieser Stadt?
Die Allee buchtete sich zu einem Oval aus. Auf der gegenüberliegenden Seite lag Tafmas Flugbetrieb, der winzige Heliport des alten Wesam-Ghy-Gauners Samyy Fafma.
Auf Pancibs Seite lag das Hotel Zum gescheiterten Bergsteiger.
Die Tür glitt auf. Pancib trat ein.
Ich bin Cha Panggu, Tributier
»Vortex-Gondel außer Sicht und Ortung«, verkündete das Denggo-Hirn.
Cha Panggu übernahm die Steuerung des Manntorpedos selbst. Seine Erinnerung an die Begegnung mit den Silhouetten im Orbit von Airmid trat in den Hintergrund gegenüber dem überwältigenden Gefühl, dem Monster entkommen zu sein.
Er war frei.
Er lenkte das Fluggerät nach Gutdünken mal hierhin, mal dorthin. Welches Ziel hätte er dem Denggo-Hirn angeben sollen? Kein Gui Col besaß auch nur einen Hauch von Information über Airmid. Für die wenigsten war die Welt mehr gewesen als ein vager Volksglaube, ein weiterer Deutungsversuch des Pantopischen Gewebes, vielleicht sogar eine raffinierte Strategie der Herren von P'loc Dhuyn, sich einen mythologischen Hintergrund zu fabulieren: Airmid, das ferne, allem entzogene Land. Der geheime trigonometrische Punkt, von dem aus das Reich der Peiken konstruiert wurde.
Die meisten Gui Col - ebenso wohl die meisten Erleuchteten Kauffahrer des Konsortiums - hatten sich mit den Gegebenheiten abgefunden wie mit einer kosmischen Konstante: Wer das Pantopische Gewebe befahren wollte, benötigte dazu einen peikschen Komplexantrieb aus Pantopie-Konduktor und dem Scout, dem Fachmo-Denggo-Treiber, der das Schiff mir bis zu 625-millionenfacher Lichtgeschwindigkeit förmlich durch das Pantopische Gewebe katapultierte.
Werte, von denen die anderen raumfahrenden Zivilisationen in Zomoot nur träumen konnten.
Selbst wenn dieser Treiber nach einem Gui Col benannt war - fertigen konnten die Gui Col diese Maschinerie nicht. Sie war nichts weniger als ein Produkt der Gui-Col-Technosphäre. Die Gui Col erhielten den Portalgenerator, der ihnen den Zugang zum Gewebe öffnete, und das eigentliche Gewebetriebwerk auf P'loc Dhuyn von den Fhilougan, in seltenen Fällen von P'loc Dhuynern, den verschwiegenen und bedauerlicherweise unbestechlichen Mittelsmännern der Peiken.
Auf P'loc Dhuyn und ausschließlich auf P'loc Dhuyn. Dort, wohin die Gui Col - und die Konkurrenten vom Konsortium - ihre Tributware lieferten zu dem einzigen Zweck, sie gegen die pantopischen Aggregate einzutauschen.
Der Markt der Macht.
Natürlich hatten immer wieder Wissenschaftler der Gui Col versucht, das Funktionsprinzip des Portalgenerators und des Treibers zu enträtseln. Bislang vergeblich. Sämtliche Maschinen waren auf undurchdringliche Weise versiegelt und verplombt.
Schon das bloße Öffnen der Verkleidung führte unweigerlich zu einer nicht nur irreparablen Beschädigung der Maschinerie, sondern löste im Inneren eine so restlose Degeneration der Bauelemente aus, dass keine Spur von Erkenntnis gewonnen werden konnte. Für alle energetischen und hyperenergetischen
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