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PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

Titel: PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Leute getroffen, ausgerüstet mit einem neuen, künstlichen Ich. Sie waren erst wenige Tage hier. Ihre Umwelt hingegen schien zu glauben, dass sie seit langer Zeit hier leben.«
    »Sicher«, sagte Gonddo. »Schließlich ist die Engrammatik kein einmaliger Akt, sondern ein permanenter Prozess.«
    »Also wird tatsächlich bei jedem Neuankömmling das Gedächtnis der
    Welt umgeschrieben?«
    »Warum nicht? Immerhin verändert sich mit jedem Neuankömmling die ganze Welt.«
    Rhodan schüttelte ungläubig den Kopf. »Welche Technologie sollte in der Lage sein, Gedächtnisse nicht nur in Einzelfällen neu zu schreiben, sondern die Umschriften auch noch zu koordinieren? Und das nicht nur im Falle von zwei oder drei Individuen, sondern im Falle von Milliarden?«
    Gonddo Munussaje lächelte. »Im Falle von tausend Milliarden. Eine Technologie zum Beispiel, die sehr viel fortgeschrittener und reifer ist als deine terranische. Die bei ihrem Fortschritt andere Akzente gesetzt hat. Die terranische Technosphäre erzeugt, wenn ich es recht sehe, überwiegend neue Hüllen für Lebewesen: Kleidung, Raumanzüge, SERUNS und PHIS-SERUNS, Raumschiffe, Raumstationen. Sie konfiguriert die Ökosysteme ganzer Planeten neu, um sie für eure Art bewohnbar zu machen. Die Technologie, die auf Airmid zum Einsatz kommt, verfährt anders. Sie erschafft keine äußeren Hüllen für Wesen, sondern Wesenskerne.«
    »Schafft sie nicht, sondern manipuliert sie«, verbesserte Rhodan.
    »Oh, sie schafft auch solche Wesenskerne.« Gonddo Munussaje lächelte. »Aber das ist eine andere Geschichte.«
    »Wo und wie kann diese Septadimengrammatik revidiert werden?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Gonddo Munussaje. »Wahrscheinlich gar nicht.«
    Rhodan lachte bitter auf. »Eine sehr ausgereifte Technik«, höhnte er.
    »Mnemo-entropische Prozesse«, sagte Gonddo Munussaje kühl. »Ist Entropie dir ein Begriff?«
    Rhodan hob die Schultern. »Ein schwieriger Begriff. Er beschreibt unter anderem umkehrbare und unumkehrbare Prozesse. Zwei vermischte Flüssigkeiten lassen sich nicht wieder entmischen. Ein gekochtes Ei lässt sich nicht mehr in ein rohes Ei rückverwandeln. Rohes Ei niedrige Entropie, Rührei hohe Entropie. Etwas in der Art?«
    »Etwas in der Art«, bestätigte Gonddo Munussaje. »Nenn mir drei Romane deiner Kultur.«
    Rhodan lächelte. »Tom Sawyer. Der große Gatsby. Die Straße der Ölsardinen.«
    »Nun stell dir vor, jemand würde den Text in einzelne Worte zerschneiden, dann die Worte mischen.«
    »Hohe Entropie.«
    »Und anschließend neu zusammensetzen zu ganz neuen Romanen -Toms Ölsardinen. Sawyer und Gatsby. Die große Straße. Engrammatische Entropie.«
    »Neue Erinnerungen«, sagte Rhodan.
    »Aus den alten Engrammen. Wie groß ist die Chance, aus den drei oder fünf oder zwei neuen Romanen die alten zu rekonstruieren?«
    Rhodan zuckte die Achseln. »Ich verstehe. Das Vermögen, zu zerstören, entspricht auch bei der Septadimengrammatik nicht dem Vermögen, wiederherzustellen.«
    Gonddo Munussaje vollführte mit der Hand eine verneinende Geste. »Das ist schroff formuliert. Die Septadimengrammatik wirkt auf Airmid nicht zerstörerisch. Sie ermöglicht das Zusammenleben so vieler.«
    »Kaum hat die Lebensgemeinschaft etwas erlebt, tauchen Neuankömmlinge auf, und die gemachten Erfahrungen werden entwertet.«
    »Verarbeitet«, sagte Munussaje.
    »Immer haben die Bevormunder schöne Worte gefunden für ihre Bevormundung. Warum machst du dieses Spiel mit?«
    Gonddo Munussaje schwieg eine Weile. »Vielleicht bin ich einheimisch. Jede Heimat entwickelt eine ganz besondere Schwerkraft.«
    »Steh auf«, forderte Rhodan. »Wehr dich. Hilf den Irregeführten, zu erkennen.«
    »Du hast noch nicht erkannt, was Airmid in seinem Kern ist.«
    »Was ist Airmid in seinem Kern?«, fragte Rhodan.
    »Eine Gruft«, sagte Munussaje. »Ein Gefängnis.«
    »Steh auf, wehr dich«, wiederholte Rhodan. »Befrei sie.«
    »Ich besitze nicht den passenden Schlüssel.«
    Rhodan lachte. »Schlüssel zu Gefängnistüren werden ja auch nicht der Allgemeinheit ausgehändigt. Oder irgendwelchen Hotelbediensteten der Nachbarschaft.«
    »Ich sagte, dass mir der richtige Schlüssel fehlt.«
    Rhodan horchte auf. »Wer hat ihn?«
    »Wie hieß gleich deine Begleiterin mit ihrem komplizierten Namen?«
    »Caadil Kulée amya Kertéebal.«
    »Caadil Kulée amya Kertéebal.«
    »Caadil?«, fragte Rhodan. »Sie hat den Schlüssel?«
    Gonddo Munussaje sah ihn unendlich erstaunt an.

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