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PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

Titel: PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Gründungszeit des Piers an: »Erinnert euch der Planung und Errichtung des Piers, erlebt die spektakulärsten Betriebsunfälle des Piers von Airmid! Unbezahlbare Mnemo-Souvenirs zu Spottpreisen nur bei Fhypal dem Mehrwertigen und seiner Schar!«
    Kulée blieb einen Augenblick stehen und schaute dem Cousimini in die leeren Augenhöhlen seiner Sprechmaske. »Selbst erlebt, diese Erinnerungen?«
    »Kreuzdonnerecht«, raunte Fhypal der Mehrwertige ihr zu. »Mit Todesstürzen absolutester Pittoreskizität. Malheurmeister sonder Beispiel. Dem Todeshauch der Sterbenden abgelauscht, den in die Totenmühlen Geschütteten aus dem Jenseitsmehl gelesen. Bei drei erinnerten Unfällen einen Trauerfall gratis.«
    »Klingt fair«, sagte Kulée. »Könnt ihr mir zufällig sagen, wie ich am schnellsten und bequemsten zum Berg Mongruad komme?«
    »Gar nicht«, sagte Fhypal der Mehrwertige. »Zum Berg Mongruad ist es die Gegenrichtung zu allem. Musst du gegen das Streben aller anstreben, die zum Pier streben, wohin alle wollen. Demzufolge ergo ist der Weg zum Berg langsam, und unbequem ist er auch. Diese Auskunft ist kostenlos.«
    »Danke«, sagte Kulée und sah sich um. Der Berg Mongruad ragte über einem der Hochhäuser des Platzes auf, der Gipfel lag bereits in den Wolken. Kulée entschied sich, zunächst auf den Berg zuzuhalten. Vielleicht würde sich unterwegs eine bequemere Reisemöglichkeit ergeben.
    Wozu hatte sie den Wanderstab? Sie setzte ihn entschlossen auf. Ein leichtes Vibrieren ging durch ihren Arm, durch den Boden. Für einen Moment hielt sie inne. Dann erklang ein Donner. Der nächste Hypergleiter startete.
    Sie machte den ersten Schritt. Tatsächlich lief sie gegen den Strom. Massen von Fluggästen drängten aus dem Flughafengebäude, alle in Richtung des Piers, bestiegen Taxis und Lysantinen. Für einen Moment glaubte sie, Yrin zwischen den Beinen der Passanten herumwuseln zu sehen. Aber wie sollte Yrin in diesen Sektor gekommen sein? Wenn überhaupt, war es ein anderer Maccarney.
    Die Fluggäste spülten wie eine lebendige Riesenwelle über den Platz. Dennoch kam Caadil gut voran, fühlte sich beschwingt, wollte singen.
    Es begann zu regnen. Zunächst einzelne, dicke Tropfen, die wie kleine Explosionen auf den Platz einschlugen. Dann wurde der Regen heftiger.
    Kulée setzte den Wanderstab entschieden auf. Sie eilte durch die Massen, behänder als je zuvor, mied jede Berührung, ein Slalom. Die Straßen wurden enger, leerer, unbebaute Flächen zwischen den Häuserzeilen und Wohntürmen. Land. Ein Teich, auf dem lappige Riesenblüten schwammen; einige von ihnen trugen Jurten.
    Der Regen heftiger, wieder sanfter, wieder heftiger, die Tropfen hin und wieder so groß, dass es ihr Spaß machte, ihnen auszuweichen. Vor ihr erhob sich der Berg. Durch Dörfer, durch Felder. Ein Weg in den dichten Wald am Fuß des Berges, Schotter und Gras. Ein sanfter Anstieg zunächst, bald eine steilere Passage. Der Regen dichter. Mit der rechten Hand führte sie sich eine Felswand entlang, um den Weg nicht zu verlieren. Der Fels schleimig, das Moos sog sich voll. Die Erde wurde zäh und klebrig unter ihren Füßen. Es donnerte. Blitze zwischen den Wolken, als wäre der Himmel entzweigerissen und müsste geflickt werden mit Nadeln aus Licht.
    Sie kam gut voran. Erstaunlich gut. Einmal rutschte sie aus, der Pfad schmal und schlüpfrig, die Felswand rechts, kein Halt links, ein Abgrund. Aber der Wanderstab half ihr auf, hielt sie, zog sie voran, sie war nicht erschöpft. Weiter.
    Noch immer Regen, als sie die Baumgrenze unter sich ließ. Wie lange war sie unterwegs? Nicht lange. Sie ging.
    Tief unter ihr die Bäume, klein und immer kleiner, das Land mit dem verzinsten Leben, tief in den Regen getaucht, abgrundtief. Hier nur wenig Moos, Farne, Felsen.
    Sie stieg durch kleinere, dann größere Wasserfälle; sie nahm die Felsen wie Tritte; sie sprang von Stein zu Stein dort, wo der Rest Erde zwischen den Steinen im Regen untergegangen war, verwandelt zu Morast. Der Wanderstab verwuchs geradezu mit ihrer Hand, ihrem Arm, er lag ihr wirklich. Er lag ihr besser in der linken als in der rechten Hand. Ihr Stab, ihre Stütze. Sie war in den Wolken. Schierer Fels.
    Sie ging wie in einem Rausch. Dinge gingen ihr durch den Kopf, Gedanken, die anders schmeckten als die eigenen, Sätze wie Einflüsterungen: Woher nehme ich die Metadatenfür meinen Treffpunkt im Varioversum? Wer findet mich heim? Wo Statuen blühen, wo die Gene lügen: Meine Flotte fährt

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