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PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten

Titel: PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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prallte davon ab wie ein schräg geworfener, flacher Stein von der Wasseroberfläche. Die Motoren sprangen wieder an und trieben den Transatmosphärengleiter zurück in den Weltraum. Kulée meinte die Hitze zu spüren, die der Rumpf des Gleiters in der kurzen Phase seines Atmosphärefluges angesammelt hatte. Nun, im orbitalen Raum, gab der Gleiter diese Hitze wieder ab. Kulée schätzte, dass der Gleiter mit jedem Satz in den Weltraum 400 bis 500 Kilometer zurücklegte.
    Der Bildschirm zeigte den Weltraum, das von Sternen brache Land. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Erlebnis des Fluges. Caadil Kulée zählte 21 Rückeintritte in die Atmosphäre von Airmid. Dann, etwas mehr als eine Stunde nach dem Start, ließ die Kapitänin die VOOVANIC YAYNNISCH tiefer und tiefer zurücktauchen in die Luftmassen
    des Planeten.
    »Wir befinden uns im Landeanflug auf Caepann-Land«, hörte sie die Stimme der Kapitänin. Der Schirm an der Stirnseite der Kabine zeigte zunächst eine dichte, graue Wolkenschicht, kurz darauf, nachdem der Gleiter das Gewölk durchstoßen hatte, ein zweigeteiltes Bild. Die eine Hälfte füllte das gewohnte architektonische Mosaik der Stadt aus; die andere Hälfte das tintenblaue Meer Nechtan. Ein riesiger Pier erstreckte sich viele Kilometer in die See.
    In der Nähe des Piers erhob sich ein gewaltiger Berg, weißgrau von Felsen und Eis. Mongruad. Von den beiden Inseln der Sidhees war nichts zu sehen.
    Kulée hatte den Wanderstab an sich genommen und den Hypergleiter verlassen. Rollbänder trugen sie in die Flughafenhalle. Es wimmelte von angekommenen und abflugbereiten Fluggästen, von Freuden oder Verwandten, die sie begrüßen oder verabschieden wollten, von Flughafenbediensteten, Wachleuten, Schleppern und Werbern. Tarzen verkündeten das Lob der Zunft, für die sie standen, für die Rikscha-Fahrer und Klempner, für die Erlebnisgenetiker, die fahrenden Mediker, für die Polymorphen Erotikdienstleister, die Konditoren, Kunstfälscher und Mietdenker des Sektors.
    Eine der Zunftstangen bemühte sich besonders um Kulée. Die Stange ähnelte einer schlanken, siebenfingerigen Hand, auf deren Fingerkuppen babyblaue Augen arglos in die Welt blickten. In der Handfläche saß ein Mund mit schön geschwungenen, schwarzen Lippen; er pries die Fähigkeiten der Transplantationschirurgen von Caepann-Land und bot Caadil ein zusätzliches Armpaar an, dessen Gebrauch für die ersten elf Tage kostenlos sei.
    Kulée schüttelte den Kopf und verdrängte die Erinnerung an das, was Perry von den Cyberiaden auf dem Gui Col-Planeten Hort Nooring berichtet hatte. »Was soll ich mit zusätzlichen Armen?«, murmelte sie.
    »Die ganze Welt umarmen!«, riet ihr die Tarze mit überschwänglicher Stimme.
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Vermehre die Liebe, bereichere dein Leben!«
    Unwillkürliche lachte sie. »Du bist nicht zufällig im Nebenberuf Gesprächstherapeut?«
    »Ertappt!«, sagte die Zunftstange. »Du bist weise. Deine Weisheit wird dir geholfen haben, die Qualität meiner Offerte zu würdigen. Darf ich dich also zu Meister Khaxui Pacc führen, dem über die Grenzen von Caepann-Land hinaus weitbeschreiten Meister der Begliedmaßung?«
    »Du darfst dich verzischen«, bot Kulée an und stupste die Tarze mit dem Wanderstab an.
    »Körperverletzung!«, zeterte die Tarze und entschwebte ins Gewühl.
    Kulée betrat den Platz vor dem Flughafen. Mit urweltlichem Gedonner hob sich ein Hypergleiter in die Luft. Kulée beschirmte ihre Augen und blinzelte ins Licht und in den Feuerschweif des Raketenantriebs. Es war ein erheblich größeres Flugzeug als die VOOVANIC YAYNNISCH. Kulée winkte ihm nach.
    Dann orientierte sie sich. Der Platz war ein Halbkreis, von hohen Türmen und Pagoden umgeben; allerdings sparte die Bebauung einen Teil des Halbkreises aus. Eine Achse öffnete sich, eine breite Prachtstraße, die, in weiten Abständen von Triumphbögen oder Brücken überspannt, in der Ferne geradlinig auf den Pier Caepann zulief.
    Überhaupt schien der Sektor Caepann-Land in allen seinen wirtschaftlichen und kulturellen Aktivitäten ganz auf den Pier ausgerichtet, Vorort und Hinterland zugleich, eine urbane Huldigung. Lysantinen, Omnibus-Rikschas und Gleitertaxi boten zum einmaligen Sondertarif Sonderfahrten zum Pier an; Werbeholos verkündeten die Eröffnung eines neuen Historischen Museums, das sich ganz der Geschichte des Piers widmete; eine Gruppe von Cousimini bot ihren Kunden eine Erinnerung an die

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