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PR2572-Homunks Botschaft

PR2572-Homunks Botschaft

Titel: PR2572-Homunks Botschaft
Autoren: Arndt Ellmer
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erhielt er wieder
Funkkontakt mit den anderen Schiffen.
Erling Trisk löste Rotalarm aus und informierte das Flottenkommando, dass
er dringend mit dem Administrator sprechen musste.
     
     

Zwischenspiel
    Vor ihm lag ein Korridor, wie er schlimmer nicht sein konnte, exakt geometrisch
und einfarbig, Wände, Decke und Fußboden im selben stumpfen Beige.
Wenigstens verwischten sich die Konturen im gelben Licht der indirekten Beleuchtung
ein wenig. Es verlieh dem Ganzen ein bisschen Beliebigkeit.
Aber es fehlten der Zierrat, Wandmalereien, Sitzmöbel zum Verweilen. Nicht
einmal einen Müllschacht entdeckte er. Und der Korridor schien sich endlos
hinzuziehen.
Jason Moor fragte sich, wann er ihn zum letzten Mal benutzt hatte. Er erinnerte
sich nicht daran. Vielleicht hatte er ihn in den vergangenen Wochen und Monaten
benutzt. Konnte es sein, dass er im Februar zuletzt die Datumsfunktion
benutzt hatte?
Missmutig setzte er sich in Bewegung. Die klinische Sauberkeit des Fußbodens
ekelte ihn an. Wieso gab es hier draußen keine Spuren von Müll und
überhaupt nichts, was auf die Anwesenheit von Menschen hinwies?
Die Antwort erleichterte ihn. Sie waren nicht da. Hier gab es keine Menschen.
Er brauchte seine Suche nach Antworten nicht fortzusetzen.
An der ersten Wohnungstür ging er achtlos vorbei, ebenso an der zweiten.
Weit voraus entdeckte er eine Tür, die nicht gänzlich geschlossen
war. Sofort ging es ihm besser. Dinge, die aus dem Rahmen fielen, versetzten
ihn in Hochstimmung, weil er sie verbessern konnte.
Moor beschleunigte seinen Schritt. Die Wohnungen links und rechts interessierten
ihn nicht mehr. Er sah nur noch diese Tür und malte sich aus, was er dahinter
finden würde. Er dachte an Simulationsspieler, an Traumwanderer, an Menschen,
mit denen er sich über seine Arbeit und seine Programme unterhalten konnte.
Er fand Leere. Eine kahle, verlassene Wohnung ohne Möbel, ohne individuellen
Charakter. Nackte Wände starrten ihn an, die Kühl- und Gefriereinheit
mit ihren offenen Türen schien ihn hämisch anzugrinsen.
»Hallo?«, sagte er möglichst leise. »Ist da jemand?«
Es blieb still, und er kehrte in den Korridor zurück, folgte dessen Krümmung
bis zum Antigravschacht. Halb demontierte Roboter hielten vor dem Einstieg Wache.
Jemand hatte ihnen eine beschriftete Plakatfolie vor die Körper geklebt
und in großen Buchstaben eine Warnung darauf geschrieben.
LEBENSGEFAHR! SCHACHT AUSSER BETRIEB!
Moor spürte einen Luftzug aus dem Schacht, der nach rechts führte.
Die Tür zum Treppenhaus schloss nicht richtig. Er untersuchte sie. Der
Mechanismus war beschädigt, die Tür ließ sich nur unter hohem
Kraftaufwand bewegen. Er schob sie so weit auf, dass er hindurchpasste. Dicker
Staub bedeckte die Treppe. Fußabdrücke deuteten darauf hin, dass
vor langer Zeit jemand die Treppe benutzt hatte.
Frische, würzige Luft umwehte ihn. Erst atmete er verhalten, dann sog er
sie in tiefen Zügen in sich hinein.
Moors Aufmerksamkeit galt weniger der Treppe als vielmehr dem weitläufigen
Innenhof des Omega-Towers. Panoramafenster säumten das Treppenhaus und
ermöglichten einen Blick über das Gelände.
Der Omega-Tower hatte seinen Namen von der Form des altterranischen Buchstabens
Omega. Das war ein auf einer Seite offener Kreisbogen, dessen Enden zwei sockelförmige
Zacken bildeten.
Moor befand sich ungefähr in der Mitte des Kreisbogens in großer
Höhe und starrte hinab zum Boden. Er sah abgestürzte Gleiter, teils
halb verkohlt. Einer steckte mit der Spitze im Boden. Der sonst grasgrüne
Boden des Innenhofs hatte eine bräunlich schwarze Färbung angenommen,
vermutlich als Folge der Brände. Dazwischen lag jede Menge Müll, Gebrauchsgegenstände,
Möbel und die Überreste von technischem Gerät.
Fasziniert und fassungslos zugleich musterte Moor das Panorama. Vögel und
Kleingetier tummelten sich in dem Areal, als sei es ihr Spielplatz. Menschen
entdeckte er keine.
Erleichtert wanderte sein Blick zur gegenüberliegenden Seite, wo die Lücke
im Gebäude den Blick auf den Westteil des Barranka-Luna-Quartiers zuließ.
Die Situation dort unterschied sich kaum von der im Innenhof. Gleiter unter
einer Haube aus Plastikmatten lagen neben einem aufgeschütteten Erdwall,
dessen Verursacher er von seiner Position aus nicht erkennen konnte. Dahinter
ragten Wohngebäude auf und der Uhrturm des Quartiers – besser gesagt
das, was von ihm übrig
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