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PR2572-Homunks Botschaft

PR2572-Homunks Botschaft

Titel: PR2572-Homunks Botschaft
Autoren: Arndt Ellmer
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Blick sprach Bände.
Vermutlich hätte sie ihn am liebsten gefressen.
»Ein andermal. Ich vergesse dich ganz bestimmt nicht.«
Er las in ihrem Gesicht, dass sie ihn durchschaute. Sie wusste, dass er sie
abwimmelte und alles andere im Sinn hatte, als zu ihr zurückzukehren.
»Was war mit VATROX-VAMU?«, lenkte er ab. »Wenn dir noch etwas
einfällt, gib mir Bescheid.«
Er flüchtete hinaus in den Korridor. Hinter ihm blieb es merkwürdig
still. Er machte ein paar Schritte zur nächsten Tür, aber diese verschwamm
vor seinen Augen. Schwindel erfasste ihn und Orientierungslosigkeit. Er spürte
einen harten Griff an seiner Jacke.
»Verschwinde, bevor mir die Hand ausrutscht«, sagte eine Männerstimme.
Moor starrte in ein Gesicht, ebenso verwildert wie sein eigenes. »Entschuldige,
ich wollte dich nicht stören«, beeilte er sich zu sagen. »Ich
versuche Hinweise zu finden, was los war. Deshalb bin ich unterwegs.«
Der Mann starrte ihn wütend an. »Natürlich. Immer auf der Lauer,
wo es was zu holen gibt.«
Die Tür schloss sich, und Moor starrte die glatte Oberfläche an. Mühsam
löste er seinen Blick. Er befand sich fast am Ende des Korridors und konnte
sich nicht erinnern, wie er von Inas Tür bis an diese Stelle gekommen war.
So was nennt man wohl einen klassischen Blackout, überlegte er. Was nun?
Es war nicht viel, was er erfahren hatte, zu wenig eigentlich, um in seine Wohnung
zurückzukehren.
Er versuchte es an der nächsten und übernächsten Tür, klapperte
alle bis ans Ende des Korridors ab. Ein einziges Mal nur hatte er Glück.
Die Tür fuhr auf. Drinnen stand ein alter Mann mit einem Energiestrahler.
»Kommst du endlich?«, brüllte er. »Bereust du, was du meinem
Kopf angetan hast?«
»VATROX-VAMU!«, brüllte Moor zurück. »Kennst du den?«
»Natürlich. Den habe ich lange genug ertragen.«
»Was weißt du über ihn?«
»Der Hirnbohrer hat wenigstens die Faulenzer aufgemischt. Überall
war was los.«
»Überall? Wo ist das?«
»Na hier. Im ganzen Stadussi-System.«
»Das Stardust-System?«
Die Veränderung im Gesicht des Mannes erschreckte Moor. Hatte es bisher
eine Spur von Neugier und Angriffslust gezeigt, entgleisten die Züge jetzt
völlig. Er glotzte blöd, der linke Mundwinkel hing nach unten.
»Was ... will... du ...«, stammelte er. »Bist du tot? Wie die
Sonne von ...«
Mehr sah und hörte Jason Moor nicht. Die Tür schloss sich wieder.
Es reichte für heute. Von den Menschen im Omega-Tower konnte er keine Informationen
erwarten. Ihnen erging es ausnahmslos wie ihm.
Er machte sich auf den Rückweg zu seinem Appartement. Als er an der Tür
von Ina Chalod vorbeikam, zögerte er kurz. Mit einem Kopfschütteln
ging er weiter.
Diese Frau ist die beste Simulation, die mir je begegnet ist, dachte
er. Leider ist sie so verdammt real!
*
    »Immer noch nichts?«
»Nein.«
Jason Moor versuchte, die Zeitanzeige seines Multifunktionsarmbands zu hypnotisieren.
Inzwischen war es Abend, und draußen dämmerte es vermutlich.
Zu gern hätte er das Chaos im Zwielicht angeschaut, vom Boden und aus dem
Gleiter, aber er war froh, nicht ins Freie zu müssen. Er genoss seine vier
Wände aus unterschiedlichen Gründen, und er arbeitete daran, dass
er sich darin bald wieder richtig wohl fühlte.
Mit nackten Füßen knetete er den Vorleger unter dem Terminal, während
die Positronik den Holokubus dimmte und erste Meldungen über ihren Status
projizierte.
»Deine persönlichen Einstellungen sind zum Glück erhalten geblieben«,
säuselte Angelina. »Meistens sind bei einem derart lang anhaltenden
Energieausfall selbst nichtflüchtige Daten und Dateien beschädigt
und müssen erst aufwendig restauriert werden.«
Moor nickte versonnen. Als Restaurator solcher Daten hatte er damals angefangen.
Es war sein Sprungbrett zu Whistler geworden, weil sie damals keine Programmierer
gesucht hatten. Mittlerweile war vieles anders, die Firma größer
und mit mehreren Tochterunternehmen, die Mitarbeiter ohne innerliche Bindung
an die alte Heimat im Solsystem.
Gewiss, es gab die Langlebigen und die damals jungen Menschen, die nach rund
130 Jahren inzwischen zu den älteren gehörten. Ihre Zahl sank nach
und nach. Ihre Nachkommen der ersten und zweiten Generation schickten sich an,
die Verantwortung im Stardust-System zu übernehmen.
Jason Moor rutschte ungeduldig im Sessel hin und her. Der frische Geruch der
Polster irritierte und störte ihn.
»Lade Projekt
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