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PR2572-Homunks Botschaft

PR2572-Homunks Botschaft

Titel: PR2572-Homunks Botschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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benutzt?
Es mussten Wochen sein.
»Servo?«
Stille ... Es wäre auch zu schön gewesen.
Moor überlegte fieberhaft, was er als Nächstes tun sollte. Egal, was
geschehen war, im Tower lebten zahlreiche andere Menschen. Vielleicht wussten
sie etwas. Fragen kostete nichts.
Nein! Bloß nicht!
Er zuckte zusammen. Das auf keinen Fall. Schon lange hatte er so etwas nicht
mehr getan. Er wusste nicht einmal, wer hinter den anderen Türen der Etage
lebte. Nicht umsonst hatte er sich eine der wenigen Wohnungen genommen, die
ohne Fenster konzipiert worden waren und nur zwei Zugänge besaßen:
einen, selten benutzten, auf dem Flur, und einen, der zu einer nur ihm zugänglichen
Wendeltreppe führte, durch die er an einen abgeschirmten Gleiterparkplatz
gelangte, der ausschließlich ihm zur Verfügung stand. Das war einer
der Vorteile seiner Position – den meisten Menschen skurril anmutende Sonderwünsche
wurden erfüllt. Freiheit des Individuums, sei gepriesen!
Aber er wollte ins Freie und sich mit eigenen Augen vergewissern, dass die Welt
dort draußen noch existierte.
Stardust City, Aveda, der Mond Crest mit der gleichnamigen Positronik ... War
CREST, das Superhirn, die oberste Kontrollinstanz des gesamten Stardust-Systems,
ausgefallen? Und wieso konnte er sich nicht an das erinnern, was in den vergangenen
Tagen geschehen war?
Der HB8-FX verschwand hinter ihm summend in der Hygienezelle und machte sich
eifrig über die schmuddelige Kleidung her, während er das verspritzte
Wasser und den Duschschaum aufsaugte und den Boden reinigte.
Alles sauber, die perfekte Reinlichkeit ... eigentlich kam ihm so etwas störend
oder lästig vor. Jetzt aber war es wie ein Geschenk des Himmels.
Ein Grummeln und Knurren meldete Betriebsbereitschaft des eigenen Magens. Offensichtlich
lag die letzte Mahlzeit schon eine Weile zurück.
Moor ging in das kleine Schlafzimmer und zog sich an. Anschließend suchte
er die Küche auf. HB8-FX war mittlerweile mit den Türen beschäftigt.
Moor öffnete den Gefrierschrank. Das Notaggregat funktionierte, nichts
war aufgetaut. Er nahm das nächstbeste Fertiggericht heraus und aktivierte
den KüchenMeister, eine sehr neue Version aus den Whistler-Werken.
GERÄT AUSSER BETRIEB.
Auf Dauer gesehen war das so gut wie ein Todesurteil. Er überlegte, wie
lange die Energie schon abgeschaltet war. Den vielen verdorbenen Essensresten
nach zu urteilen hatte er längere Zeit in seiner Wohnung zugebracht und
sich das Essen selbst zubereitet. Oder es zumindest versucht.
Entschlossen öffnete er die Wandverkleidung. Die kupfern schimmernden Modulkupplungen
waren beschriftet. Er hängte den Anschluss für den Gefrierschrank
ab und stöpselte den KüchenMeister an die Leitung. Das System war
so ausgelegt, dass es mit den meisten Geräten vollständig kompatibel
blieb.
Er aktivierte den KüchenMeister nochmals, und keine zwei Minuten später
reichte ihm das Gerät das fertig zubereitete und appetitlich angerichtete
Grunk-Gulasch mit Topa-Knödeln und Rotkraut.
Moor aß mit Heißhunger und im Stehen. Ein wenig widerte er sich
selbst an, weil er sich sehr genau an das erinnerte, was andere als Tischmanieren bezeichneten.
Aber er spürte, dass ihm keine Zeit blieb. Vielleicht blieb niemandem im gesamten System mehr Zeit. Er brauchte dringend den Kontakt zum positronischen
Suprasystem.
Der achteckige HB8-FX rollte heran und saugte die Überreste der Mahlzeit
mit einem seiner Düsententakel ein.
»Dein Arbeitsplatz ist wieder in Ordnung«, sagte der Roboter. »Bitte
geh mit deiner Wohnung in Zukunft etwas sorgsamer um.«
Sollte das eine Art Schuldzuweisung sein? Natürlich. Du hast den Müll
ja auch angerichtet. Dass du dich nicht daran erinnerst, ist kein Entschuldigungsgrund.
»Ja, ja. Ich achte in Zukunft darauf. Was ist draußen los? Hast du
Informationen darüber?«
»Ich verstehe die Frage nicht.«
»Was ist in Stardust City geschehen?«
Der Roboter wirkte in seiner Laut- und Reglosigkeit irgendwie hilflos. Natürlich,
die HB8-Modellreihe benötigte nur eine normale Appartement-Positronik und
keinerlei Außenzugang.
»Vergiss die Frage. Du kannst es nicht wissen.«
Er ließ die Maschine stehen und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Erleichtert
nahm er zur Kenntnis, dass das Stechen in seinem Kopf verschwand, aber der dumpfe
Druck blieb ebenso wie das schummrige Gefühl bei jeder Bewegung.
Es liegt an der Raumklimaregulierung, sagte er sich. Sie

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