PR2600-Das Thanatos-Programm
ein unwichtiges Detail auf: Der Blue überragte die meisten seiner Kollegen um mindestens einen halben Meter.
Ein besonders hochgewachsener Vertreter seines Volkes, dachte er.
Das Aufnahmegerät konzentrierte sich auf den Jülziish. Dessen Tellerkopf kippte hart nach unten. Nun vernahm Rhodan ein hohes Zirpen, das immer höher wurde. Offensichtlich hatte der Translator Schwierigkeiten, die Äußerungen zu übersetzen.
»Perry Rhodan muss kommen!«, verstand der Sonderbeauftragte schließlich. »Er muss handeln, sonst ...«
Der Jülziish brach zusammen. Der tellerförmige Kopf prallte gegen ein Terminal. Rhodan hörte ein scheußliches Knacken und wusste, was geschehen war. »Er ist ebenfalls tot, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete Leccore nüchtern und anscheinend unbeteiligt.
Der TLD-Chef hatte sich gut im Griff. Der Tod schmerzte immer. Leccore hatte zwar einen gewissen Ruf, aber Rhodan glaubte nicht, dass der Mann so gefühls-unempfänglich war wie sein Vorgänger Noviel Residor. »Und er forderte mich auf, zur BASIS zu kommen. Damit ist die Terranerin kein Einzelfall. Keine Verrückte, die nicht weiß, was sie sagt.«
»So sehe ich es auch. Hast auch du dieses seltsame ... Flimmern bemerkt?«
»Bei der ersten Einspielung, ja. Aber bei dieser ... ich habe nicht darauf geachtet.«
»Nun gut. Ich bin dir gegenüber im Vorteil, mir liegt eine positronische Auswertung vor. Meine Leute arbeiten daran. Früher oder später werden sie dem auf die Spur kommen. Wie ich sie kenne, wahrscheinlich früher.«
»Was hat es mit diesem Flimmern auf sich?«
»Später. Eins nach dem anderen. Es gibt vier weitere Todesfälle, aber wegen dieser Aufzeichnung bin ich hier. Du scheinst der Einzige zu sein, der mir konkrete Hinweise geben könnte.«
»Was meinst du? Ich verstehe nicht ganz.«
»Ah, natürlich. Warte. Du wirst mich verstehen.« Nach einem weiteren Fingerstreif über den Datenträger entstand ein neues Holo.
Diesmal war es ein Epsaler – im Gegensatz zu dem Blue in der Einblendung zuvor der kleinste Mitarbeiter im Raum, nur etwa einssechzig groß, aber ebenso breit, was nicht nur für die Schultern galt, sondern für den gesamten Körper. Er koordinierte in einem großen Raum, in dem sich an den Wänden und zwischen den Terminals Mini-Container stapelten, die Funksprüche zwischen der BASIS und den Schiffen, die sie umschwärmten. Rhodan wusste, was er nun sehen würde.
Der Mann sprang auf, griff sich an die Brust, an den Hals, gab gutturale Geräusche von sich ... und sprach plötzlich völlig normal.
Rhodan lief es kalt über den Rücken, als er die letzten Worte des Epsalers hörte.
»Perry Rhodans Sohn ist hier ... er muss Rhodan sprechen!«
*
Rhodan wusste einen Moment lang nicht, was er denken sollte.
Sein Sohn ...
Mike!, schoss es ihm durch den Kopf. Mike ist zurück!
Aber er korrigierte sich sofort. Es könnte auch Kantiran sein ...!
Sein ältester noch lebender Sohn, Michael Reginald, besser bekannt als Roi Danton, war vor fast einhundert Jahren mit der SOL auf große Fahrt gegangen und hatte sich seitdem nicht mehr gemeldet. Er und die SOL galten als verschollen.
Mike hatte so viel durchgemacht, dass er unbedingt Gelegenheit finden musste, sein Leben ungestört von allen Einflüssen neu zu ordnen und in den Griff zu bekommen. Rhodan fragte sich manchmal, wem im Lauf seines Lebens Schlimmeres widerfahren war: ihm oder seinem Sohn.
Und Kantiran ... Der Halbarkonide, den er erst viel zu spät in dessen Leben kennengelernt hatte, war schon 25 Jahre vor Mike fortgegangen. Sein Ziel war es gewesen, an der Spitze der Friedensfahrer gegen die Terminale Kolonne TRAITOR zu kämpfen, wo immer sie sich zeigen würde im Multiversum.
Auch von ihm hatte Rhodan seitdem nichts mehr gehört.
Und beide vermisste er sehr, auch wenn er sich nach außen nichts anmerken ließ. Es war kein so endgültiger Verlust, wie er ihn beim Tod von Thomas Cardif oder Suzan erlebt hatte, und er war nicht so frustrierend wie damals, als sich Eirene ihres kosmokratischen Erbes bewusst geworden war oder Delorian zum Chronisten von ES.
Er unterdrückte weitere Gedanken an seine Kinder. Er kam sich schäbig vor, weil er nicht wusste, wessen Rückkehr er stärker herbeisehnte. Mike oder Kantiran ... wer war ihm lieber? Wen hätte er lieber wieder in die Arme geschlossen? Er schämte sich für diesen Gedanken.
Nur langsam gewann er seine Fassung zurück. Dieser persönliche, familiäre Aspekt seines Lebens hatte ihn
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