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PR2602-Die Todringer von Orontes

PR2602-Die Todringer von Orontes

Titel: PR2602-Die Todringer von Orontes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Hinterhöfen, an Spielautomaten gekettet und mit aufputschenden Drogen vollgepumpt, stets auf der Suche nach dem ganz besonderen Kick, nach dieser ganz besonderen Glückssträhne, die sie aus ihrem Elend bringen würde, ein Spiel noch, ein weiterer Spielabend bloß, nur ein paar wenige Stunden, dann würde sie aufhören, niemals wieder auch nur an ihr Elend denken ...
    »Konzentrier dich!«, sagte Gucky leise, aber bestimmt.
    Sie nickte, dankbar und irritiert zugleich. Er hatte sich in der Tat in ihrer Gedankenwelt umgesehen – und hoffentlich dabei bloß an der Oberfläche gekratzt. Niemand, niemand durfte wissen, was für Dinge sie unternommen hatte, um ihre Spielsucht zu finanzieren.
    Gucky sah gelangweilt zur Seite. – Oder tat er nur so?
    Sinaid Velderbilt warf einen Blick auf die Instrumente ihres SERUNS. Mittlerweile hatten sie gut fünfzehn Kilometer Fußmarsch zurückgelegt und eine Tiefe von etwa 2500 Meter erreicht. Die Temperaturen blieben auf stabilem Niveau.
    Links und rechts huschten Spinnen durch die Schatten, an den Rändern ihres Scheinwerferfokus gerade noch wahrnehmbar. Die Tiere waren zu ständigen Begleitern geworden. Sie gaben sich aggressiv, sobald man sich ihnen näherte. Sie warfen klebrige Fäden nach ihnen aus, die sich als erstaunlich fest herausstellten. Ihr rechter Stiefel war zum Teil verklebt. Auch die Selbstreinigungsmechanismen des SERUNS taten sich schwer, dem seltsamen Material beizukommen.
    »Die Fauna hier unten ist erstaunlich stark ausgeprägt«, sagte sie. »Und widerstandsfähig. Den Lebensumständen angepasst.«
    »Die Pflanzenwelt ebenso. Die Analyseeinheit meines Anzugs hat mittlerweile mehr als dreißig Moose identifiziert. Dazu zwei Dutzend Pilzarten, manche von ihnen lumineszierend. Kleinstgewächse, die kaum Licht und Sauerstoff benötigen. Pflanzliche Symbionten, die sich an Eidechsen heften, ihr Blut trinken und sie allmählich aussaugen.«
    Oh ja. Es war eine bunte Welt, die sich vor ihnen auftat. Eine, die sie so nicht gewohnt waren. Deren Evolution einen ganz anderen Gang als auf Ertrus oder Terra genommen hatte.
    »Dir ist bewusst, dass uns zumindest ein Glied in der Nahrungskette fehlt?«, fragte sie den Mausbiber.
    »Das Raubtier. Der König der Unterwelt.«
    »Und womöglich auch noch dessen intelligenzbehafteter Jäger.«
    Rynal tat einen Fehlgriff und erzeugte Töne, die noch weitaus schlimmer waren als das, was er bisher an »Musik« produziert hatte. Für manche Leute mochte er einer der größten Künstler der bekannten Milchstraßenvölker sein; für ihren Geschmack war er ein uninspirierter Radaubruder, der weggesperrt gehörte.
    Womöglich in eine der ungenutzten Höhlen, die sie passierten? Vielleicht konnte sie einen Deal mit Gucky abschließen? Zehn Tonnen Mohrrüben aus bester Zucht dafür, dass er für einige Sekunden wegsah und ihr freie Hand ließ?
    Der Ilt blickte sie mit glänzenden Augen an und schüttelte den Kopf. »Ich bin zwar käuflich, und ich würde dir den Gefallen gerne tun – aber ich befürchte, dass Perry etwas dagegen hätte«, sagte er und seufzte. »Er ist nun mal ein fürchterlicher Moralapostel.«
    »Wie bitte?« Rynal schreckte aus seiner Gedankenwelt hoch und sah Gucky ratlos an.
    »Es ist nichts«, sagte der Mausbiber. Mit einer bösartig zuckenden Nasenspitze fügte er hinzu: »Du kannst ruhig weiterspielen.«
    »Ich dachte mir, dass euch diese Melodie gefällt. Sie stammt aus dem Zyklus Gedankenwirbel hassenswerter Geschöpfe von Wut-L, dem Leadsänger der vorgeblich schlechtesten O-Rock-Band des Universums, Randy Skunk, und trägt den Titel Wider den guten Geschmack .«
    »Sehr schön«, meinte Gucky, um auf einer Funkleitung, die bloß Sinaid Velderbilt offenstand, hinzuzufügen: »Ich habe soeben meine Meinung geändert. Für drei Pfund Mohrrüben sind wir im Geschäft. Und wenn ich ihn binnen der nächsten fünf Minuten entsorgen darf, gehe ich noch tiefer, auf zwei Pfund.«
     
    *
     
    Die Luft wurde besser, je weiter sie in die Tiefe vordrangen, und sie wurde sogar atembar. Sinaid und ihre Begleiter mussten lediglich feine Gaze-Masken vors Gesicht binden, um vor dem in manchen Höhlen vorherrschenden »Pollenflug« lautstark explodierender Pilzgewächse sicher zu sein.
    »Ich empfange Gedanken«, sagte Gucky, kaum, dass sie in eine Kaverne von unübersehbaren Ausmaßen vorgedrungen waren.
    »Geht's ein wenig genauer?«, hakte Sinaid nach und hieß Rynol, sein Spiel zu unterbrechen.
    Der Mausbiber zuckte mit den

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