PR2602-Die Todringer von Orontes
erzeugenden Ausdünstung der Dosanthi erwehren.«
»Gibt es Informationen darüber, welche Rolle sie im Gefüge all dieser Völkergemeinschaften spielen? Über ihre Ziele, ihre Organisation, die Heimatwelt?«
»Das ist ja das Interessante: Alle kennen sie und wissen zugleich nichts über sie. Niemand weiß Bescheid. Zumal alle erwähnten Kleinreiche, Organisationen und planetengebundenen Zivilisationen einander in erbitterter Feindschaft zugetan sind und daher keinerlei Informationen austauschen. Es gibt Bündnisse, die für wenige Jahre bestehen – und dann zu Gunsten neuer Strategien aufgegeben werden. Welten werden erobert, andere verloren. Vielfach geht es unter gehörigem Blutvergießen zur Sache.« Der Wissenschaftler sah hoch. »Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich keinesfalls in dieser Nachbarschaft siedeln wollen.«
»Diese Wahl haben wir leider nicht.« Rhodan seufzte. »Es heißt also: jeder gegen jeden und alle gegen die Dosanthi.«
»Exakt.«
»Gibt es Zivilisationen, die wir als potenzielle Verbündete gewinnen könnten?«
»Auf bisheriger Datengrundlage weder nach moralischen Gesichtspunkten noch nach jenen der Stärke. Jedermann weicht den Dosanthi aus. Die Quolnäer, Keretzen und Coesproe haben einen ähnlich schlechten Ruf wie die Entführer der BASIS ...«
»Wir würden also den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, wenn wir die Zusammenarbeit mit den beiden Gruppierungen suchten.«
Rhodan blickte auf die Uhr. Sie hatten Orontes vor mehr als acht Stunden verlassen. Die Zeit verging rasend schnell.
Immer noch lieferten die Sonden Datenmaterial, das einer Aufarbeitung bedurfte, und es würde in der nächsten Zeit wohl noch mehr werden.
Würde die Sonden-Relaiskette über längere Zeit Bestand haben? Im Orbit kreisten nun hochgerüstete und extrem leistungsfähige Instrumente, alle Systeme standen auf Grün.
Es drängte ihn, zur CHISHOLM zurückzukehren. Er sorgte sich um die Besatzung des Schiffs. Die wenigsten Wesen an Bord waren auf eine Ausnahmesituation wie die derzeitige vorbereitet. Auch wenn er sich nicht in die Angelegenheit der Schiffsführung einmischen wollte – seine Anwesenheit auf Orontes stellte ein beruhigendes Moment dar.
»Es wäre eine wunderbare Gelegenheit, uns den Mond von Orontes nochmals anzusehen«, drängte Partijan.
»Dein Abenteuerdrang in allen Ehren – aber es ist uns gerade mal gelungen, eine Relaisverbindung in den freien Raum zu schaffen. Außerdem wissen wir nicht, welche Gefahr uns aus dem Inneren der Welt droht. Erst wenn unser Lager gesichert ist, können wir unseren Handlungsspielraum ausdehnen.«
»Mit Verlaub: Wenn du immer so gedacht hättest, wärst du niemals über die Grenzen der Erde hinausgekommen. Damals, im Jahr 1971 alter Zeitrechnung ...«
»Ja, damals«, schnitt ihm Rhodan das Wort ab. »Ich war jung. Unerfahren. Ich hatte Glück. Und keine andere Wahl. Und jetzt Schluss mit dem Geschichtsunterricht! Wir kehren zur CHISHOLM zurück.«
»Wenn du meinst«, schmollte der Wissenschaftler. Er deutete ein Kopfschütteln an und zog sich an seinen Arbeitsplatz zurück.
Nemo Partijan war ein netter Kerl – und ein Mann, der für diese brenzlige Situation wie geschaffen schien. Er war wahrscheinlich sogar in der Lage, aus einem SERUN, einigen Rollen Kaugummi und mehreren Haufen Restmüll einen funktionstüchtigen Hyperraumantrieb zu fertigen.
Doch dieses Genie benötigte auch jemanden, der es einbremste, wo es nötig war.
Rhodan seufzte leise in sich hinein. Wie oft hatte er derartige Situationen schon mitgemacht.
12.
Awkurow
Kaum lag der Riese bewusstlos auf dem Boden, erfolgte ein weiterer Angriff. Awkurow fühlte sich wie zwischen zwei Felsbrocken gepresst. Der Druck auf die Lamellen nahm mit jedem Augenblick zu.
»Helft mir!«, ächzte er. Er beließ so viel Sauerstoff wie möglich in seinem Körper, stemmte sich mit aller Kraft gegen den fremdartigen Einfluss.
Eine Gestalt tauchte wie aus dem Nichts vor ihm auf. Das Einzahnwesen! Es war ganz nah! Es fixierte mit Blicken sein Maul, als erkenne es seinen Augenkranz nicht.
Was für ein Aasbeißer! Was für ein hässliches Geschöpf! Wie konnten er und seine Begleiter sich bloß anmaßen, diese Welt zu betreten und in ihr Inneres vorzudringen, wenn doch jedermann wusste, was geschehen würde, wenn ...
Er konnte dem Druck nicht mehr länger standhalten und atmete aus. Sein Körper fiel in sich zusammen. Die Stützlamellen drohten zu brechen, die Barteln zu verkrümmen.
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